Auf natürliche Weise

So stärken Sie das Immunsystem von Kindern

Von Annette Bulut
Die Basis für die Abwehrkraft ihres Kindes legen Eltern mit einer ausgewogenen Ernährung und täglicher Bewegung an der frischen Luft.
Die Basis für die Abwehrkraft ihres Kindes legen Eltern mit einer ausgewogenen Ernährung und täglicher Bewegung an der frischen Luft. Fotoquelle: picture alliance / Zoonar | lev dolgachov

Das Immunsystem von Babys und Kleinkindern ist noch nicht voll ausgeprägt. Deshalb sind sie besonders anfällig für Viren und Bakterien. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die kindliche Immunabwehr mit natürlichen und einfachen Maßnahmen zu stärken.

An erster Stelle steht hier für Babys die Muttermilch, damit sich ein gesundes Immunsystem entwickeln kann. Sie bildet für Neugeborene einen ganz besonderen Schutz. Durch die Muttermilch erhält das Kleinkind sogenannte Oligosaccharide. Sie stimulieren Babys Immunsystem.

Bei einem etwas älteren Kind gilt: Die Abwehrkräfte stärken sich durch jeden überstandenen Infekt. Die Basis für die Abwehrkraft ihres Kindes legen Eltern mit einer ausgewogenen Ernährung und täglicher Bewegung an der frischen Luft. Denn ein starkes Immunsystem braucht Reize. Diese fördern die Wirksamkeit und Stärkung des Immunsystems des Kindes. Stubenhocker haben deshalb eher ein schwaches Immunsystem und bekommen darum schneller Erkältungen oder grippale Infekte.

Wieviel Infekte sind normal?

Bis zum Schulalter ist ein Kind durchschnittlich jedes Jahr sechs- bis zehnmal erkältet. Eltern sollten es positiv sehen: Mit jeder Erkältung lernt das Immunsystem des Kindes dazu. Etwa ab zwölf kennt es die meisten Erreger in seiner Umwelt und hat gelernt, sie abzuwehren. Die Infekthäufigkeit sinkt deutlich. Das Kind hat dann ein starkes Immunsystem entwickelt. Erkältungen werden durch Viren ausgelöst, eine ursächliche Behandlung gegen sie gibt es nicht. Aber man kann dem Körper helfen, sich zu wehren. Vor allem durch Ruhe, damit das Immunsystem seine Kräfte auf die Abwehr konzentrieren kann. Kuscheln und Vorlesen schaffen Wohlbefinden und Geborgenheit. Viel Schlaf und kein Stress sind gut. Trinken in ausreichendem Maße hält außerdem die Schleimhäute feucht und verhindert, dass sich Erkältungsbakterien weiter ungehindert ausbreiten können.

Gegen die lästigen Beschwerden helfen die altbewährten Hausmittel: Hühnersuppe und Lindenblütentee mit Honig. Auf die gerötete Nase kommt etwas Creme, und das Schlafzimmer sollte regelmäßig gelüftet werden. "Bei Fieber, Kopf-, Glieder- und Ohrenschmerzen können Kinder und Jugendliche Paracetamol nehmen. Auf keinen Fall ASS. Auch ätherische Öle können vor allem für kleine Kinder lebensgefährlich werden. Globuli sind völlig wirkungslos", warnt Dr. Thomas Fischbach, niedergelassener Kinder- und Jugendarzt in Solingen. "Täglich fragen mich Eltern, wie sie Erkältungen verhindern können, was ihren Kindern hilft, wenn die Nase schon läuft und der Hals kratzt. Ich erkläre dann, dass sie alles richtig machen, wenn sie dafür sorgen, dass sich ihre Kinder jeden Tag mindestens zwei Stunden im Freien bewegen und wenn sie sie abwechslungsreich, frisch und vitaminreich ernähren. Denn Bewegung und eine ausgewogene Ernährung stärken das Immunsystem. Außerdem sollten sie darauf achten, dass sich alle Familienmitglieder vor dem Essen die Hände mit Wasser und Seife waschen."

Die Natur ist die beste Therapie

Starke Abwehrkräfte entwickelt ein Kind durch nährstoffreiche Ernährung mit viel frischem Obst, das Vitamin C und Vitamin A enthalten sollte. Ausreichend Bewegung an der frischen Luft kurbelt das Immunsystem an. Außerdem produziert der Körper dabei das für die Knochen so wichtige Sonnenvitamin D. Selbst ein wolkenverhangener Himmel lässt noch genügend Licht durch und wirkt belebend. Das für das Knochenwachstum bedeutende und zusätzlich stimmungsfördernde Vitamin D wird zu 90 Prozent durch UV-Strahlung, also Sonnenlicht, in der Haut gebildet.

Die Ernährung spielt eine sehr wichtige Rolle für die Stärkung des Immunsystems, das unterschätzen immer noch viele Eltern. Buntes Gemüse enthält reichlich Vitalstoffe, auch Kohlgemüse ist eine wahre Nährstoffbombe. Beides gehört frisch zubereitet oder roh auf den täglichen Speiseplan. Für ein Kind gar nicht empfehlenswert: Pommes, Pizza, Burger, Paniertes. Eine fettreiche Fastfood-Ernährung fördert Entzündungen im Organismus und Fettleibigkeit. Tierische Lebensmittel, Fertigprodukte mit viel Salz oder Zucker und Fett sind bei täglichem Verzehr eine der Ursachen für ein geschwächtes Immunsystem.

Von Vorteil: frisches Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte. Sie tragen dazu bei, den Körper auf eine bessere Bekämpfung von Krankheiten vorzubereiten. Vitamin C kann die Produktion weißer Blutkörperchen stimulieren, die für die Bekämpfung von Infektionen von entscheidender Bedeutung sind. Zitrusfrüchte, Erdbeeren, rote Paprika und Kiwis sind reich an Vitamin C. Mit einer solchen Auswahl ist es einfach, jeder Mahlzeit Lebensmittel mit hohem Nährstoffgehalt hinzuzufügen. Omega-3-Fettsäuren sind besonders gesund und kommen in bestimmten Fischarten vor. Es müssen nicht immer Fischstäbchen sein. Grätenfreie Fischfilets vom Lachs schmecken den Kleinen auch gut.

Gesundes Immunsystem: Darmflora ist wichtig

Das Immunsystem wird über eine gesunde Darmflora geschützt. Die sogenannten Oligosaccharide in der Muttermilch sorgen dafür. Sie schützen und stärken ein Baby vor Darmkeimen und somit vor schlimmen Magen-Darm-Infekten. Es ist bekannt, dass ein gestilltes Baby weniger leicht Infekte bekommt als ein mit Milchpräparaten gefüttertes. Der Grund: Das kindliche Immunsystem wird dank der Muttermilch mit Krankheitserregern besser fertig. Das ist deshalb so wichtig, weil das unreife kindliche Immunsystem selbst für Erwachsene harmlose Keime nicht wirksam bekämpfen kann. Mit der Muttermilch bekommt das Kind alles, um diese Keime wirksam bekämpfen zu können. Das verhindert, dass die Krankheitserreger in Magen und Darm überhaupt durchdringen können. Ist es trotzdem passiert, ist die Folge nicht selten eine Magen-Darm-Grippe.

Eine gesunde Darmflora verdrängt schädliche Organismen und bietet Schutz vor Viren und Bakterien: eine starke Immunabwehr hängt eng mit der Darmflora zusammen. Eine Erklärung, wie das funktioniert, gibt Professor Thomas Kurscheid, Facharzt für Allgemeinmedizin sowie Sport- und Ernährungsmediziner, Buchautor, Arzt für Naturheilverfahren und Präventivmediziner mit Praxis in Köln. Er erklärt, was es mit dem Zusammenhang von Darm und Immunsystem auf sich hat: "Das größte Immunorgan des menschlichen Körpers befindet sich im Darm. Das darmassoziierte lymphatische Gewebe (GALT = Gut Associated Lymphoid Tissue) verfügt über 80 Prozent aller immunologisch aktiven Zellen, die den Körper vor Keimen, Bakterien und Viren von außen schützen. Spezifische Immunabwehrzellen (Antikörper) reagieren bei einem erneuten Keimkontakt sofort und können auf diese Weise Infektionen verhindern. Gleichzeitig leben im Darm Hundert Billionen gute Bakterien und Keime, die zusammen die Darmflora oder die sogenannte Mikrobiota bilden. Die Mikrobiota produziert Vitamine sowie Nährstoffe und unterstützt das Immunsystem. Immun- und Abwehrzellen des GALT lernen nämlich durch Kontakt mit der Mikrobiota, gesunde von krank machenden Keimen zu unterscheiden."

Eltern sind Vorbilder

Die erste Verteidigungslinie gegen ein schwaches Immunsystem ist ein gesunder Lebensstil. Diesen müssen Mutter und Vater ihrem Kind tagtäglich vorleben. Nikotin- und Alkoholkonsum sowie ungesunde Ernährung der Eltern vermitteln dem Kind einen schlechten Lebensstil. Vor allem Passivrauchen ist einer der schädlichsten Einflüsse auf die Gesundheit eines Kindes. Durch die Giftstoffe, die es einatmet, wird ein schwaches Immunsystem gefördert.

Erwachsene sind also gefordert, genügend gesunde Lebensmittel in den Ernährungsplan der Familie aufzunehmen. Produkte, die wenig Ballaststoffe oder viel Fett, Salz und / oder Zucker enthalten, machen auf Dauer krank. Ungesundes Essen kann zum Risiko werden und zu einigen Krankheiten beitragen: Ein abwechslungsreiches Familienessen unterstützt das Immunsystem. Ausgewogene vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung kann dazu beitragen, das Kind bei einer Infektion auf eine bessere Bekämpfung der Krankheit vorzubereiten, um genügend Antikörper bilden zu können. Zu guter Letzt ist Handhygiene ein wirksamer Schutz gegen Infekte. Gründliches Händewaschen oder wenn es nicht anders geht - Handreinigung mit Feuchttüchern - beugen Erkältungen vor. Extreme Hygiene bewirkt aber eher das Gegenteil.

Weitere Tipps rund um ein starkes Immunsystem:

Über die Autorin: Annette Bulut ist Diplom-Journalistin und hat eine Rundfunkausbildung in Köln absolviert. Nach beruflichen Stationen in Düsseldorf und München als Kommunikationsberaterin ist sie seit vielen Jahren freie Journalistin mit Schwerpunkt Medizin, Gesundheit und Ernährung. Sie schreibt regelmäßig Beiträge für Online- und Printmedien. Ihr Ziel: Gesundheitsthemen verständlich und lebensnah mit vielen nützlichen Informationen zu vermitteln.

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