Filme im Kino und als Stream – Christopher Nolan sauer
Das Filmstudio Warner Bros. will im kommenden Jahr viele Blockbuster gleichzeitig in den Kinos und als Stream veröffentlichen zu wollen. Regisseur Christopher Nolan hält das für falsch.
Regisseur Christopher Nolan ("Tenet", "Inception") hat scharfe Kritik an den Plänen des Filmstudios Warner Bros. geübt, große Blockbuster im kommenden Jahr in den USA gleichzeitig in den Kinos und auf dem hauseigenen Streamingdienst HBO Max veröffentlichen zu wollen. In der Nacht vor der Ankündigung der Pläne seien "einige der größten Filmemacher und wichtigsten Stars der Filmindustrie" in dem Glauben zu Bett gegangen, "für das beste Filmstudio zu arbeiten", sagte Nolan dem "Hollywood Reporter". "Als sie aufwachten, mussten sie feststellen, dass sie für den schlechtesten Streamingdienst arbeiten."
Warner hatte Ende vergangener Woche die Filmbrache mit der Ankündigung überrascht, insgesamt 17 Filme, darunter "Dune", "Matrix 4" und "The Suicide Squad", in den USA nicht nur in den Kinos zeigen, sondern am selben Starttag auch auf HBO Max zur Verfügung stellen zu wollen. Begründet wurde dieser Schritt mit der Corona-Pandemie.
"Warner Bros. verfügt über eine unglaubliche Maschinerie, um die Arbeit eines Filmemachers überall zu veröffentlichen, sowohl in den Kinos als auch für Zuschauer daheim, und in diesem Moment zerstören sie alles", so Nolan weiter. "Sie verstehen nicht einmal, was sie verlieren. Ihre Entscheidung macht wirtschaftlich keinen Sinn."
Da HBO Max derzeit nur in den USA zur Verfügung steht, dürften die betroffenen Filme in Deutschland vorerst ausschließlich in den Kinos laufen. Im Laufe des kommenden Jahres soll der Streamingdienst aber auch hierzulande starten.
Laut Warner Bros. gilt die Entscheidung, Filme gleichzeitig in den Kinos und bei HBO Max zeigen zu wollen, nur im kommenden Jahr. "Niemand wünscht sich Filme auf der großen Leinwand mehr zurück als wir", hatte dazu Warner-Bros.-Chefin Ann Sarnoff erklärt. "Wir wissen, dass neue Inhalte das Herzblut für Kinos sind, aber wir müssen das mit der Tatsache ausbalancieren, dass die meisten Kinos in den USA im Jahr 2021 wahrscheinlich nur mit begrenzten Kapazität betrieben werden."
Wie der "Hollywood Reporter" schreibt, gebe es viele im US-Filmgeschäft, die befürchten, aus der Ausnahmeregelung könne eine neue Normalität werden. So zitiert das Branchenblatt einen Künstleragenten mit den Worten, Warner mache "einen schweren Fehler". Nie zuvor seien "derart viele Menschen derart wütend" auf eine Filmfirma gewesen.
Im August hatte Warner Christopher Nolans Film "Tenet" trotz Corona-Pandemie weltweit in die Kinos gebracht. Obwohl der Zukunfts-Thriller weltweit bislang rund 360 Millionen US-Dollar einspielen konnte, gehen Analysten aufgrund hoher Produktions- und Marketingkosten dennoch von einem Verlustgeschäft aus. In den USA, die besonders hart von der Corona-Krise betroffen sind, erwirtschaftete "Tenet" bislang lediglich knapp 58 Millionen Dollar an den Kinokassen.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH