3sat zeigt Film von Wes Anderson

"Darjeeling Limited": Drei Exoten in Indien

von Jasmin Herzog

    Kultregisseur Wes Anderson schickt drei Brüder auf einen skurrilen Selbstfindungstrip nach Indien.

    3sat
    "Darjeeling Limited"
    Komödie • 25.04.2019 • 22:25 Uhr

    Wes Anderson gilt als Regisseur mit einem sonderbaren Humor. "Rushmore", "The Royal Tenenbaums", "Die Tiefseetaucher" – nicht jedermanns Sache. So spricht auch Andersons Film "Darjeeling Limited" (2007) eine überschaubare Zielgruppe an. Und doch ist diesmal etwas anders: Die Story von drei Brüdern, die auf einem Selbstfindungstrip mit dem Zug durch Indien fahren, kommt dem Zuschauer mit ungewohnter Dynamik entgegen. Typische Anderson-Charaktere werden mit Menschen außerhalb ihres Universums konfrontiert.

    Sie haben sich seit der Beerdigung ihres Vaters nicht mehr gesehen und wollten eigentlich nie wieder miteinander sprechen: die Whitman-Brüder, großartig gespielt von Owen Wilson und Jason Schwartzman sowie Adrien Brody als Neuling im Wes-Anderson-Ensemble. Francis, der Älteste (Owen Wilson) und Reichste, lädt seine Brüder auf eine spirituelle Reise nach Indien ein, die sie wieder näher zueinander bringen soll. Dabei stellt er sich eine Frage, die so ziemlich alle Geschwister auf dieser Welt bewegt: Wären wir wohl miteinander befreundet, wenn wir uns im Leben als "normale", nicht miteinander verwandte Menschen getroffen hätten?

    Wer die drei in ihrem schmucken indischen Zugabteil im "Darjeeling Limited"-Express beobachtet, bezweifelt das. Hier werden genüsslich Konflikte rund um Eifersucht und fehlendes Interesse am anderen ausgetragen. Francis, der nach einem beinahe tödlichen Motorradunfall mit seinem zugeklebten Gesicht aussieht wie eine Mumie, kann nicht aufhören, seine Brüder zu bevormunden. Er bestellt ihnen nicht nur das Essen, sondern verheimlicht ihnen auch ein weiteres wichtiges Detail zu dieser Reise. Das belastet die ohnehin nicht unproblematische Beziehung der drei weiter. Bei Peter (Adrien Brody) liegen ohnehin die Nerven blank, denn die Frau, von der sich eigentlich scheiden lassen wollte, bekommt ein Kind von ihm. Und der Jüngste, Jack (Jason Schwartzman), kann sich von seiner Exfreundin, die er in Paris zurückgelassen hat, nicht lösen.

    Der Film teilt sich in zwei Teile. Zunächst sind die Brüder in ihrem Zugabteil ganz in ihrer eigenen Welt gefangen, Indien zieht wie eine verschwommene Kulisse im Hintergrund vorbei. Einzige Fluchtmöglichkeiten im beengten Raum sind das Anbändeln mit der Bordstewardess, Ärger über abhandengekommene Schuhe, eine Schlange im Abteil und jede Menge Zigaretten und Medikamente. Da sich die Gentlemen nicht so benehmen, wie es sich für solche gehört, stehen auch Auseinandersetzungen mit dem Zugschaffner auf dem Programm. Dieser setzt die drei Streithähne schließlich im Nirgendwo vor die Tür.

    Mehr als in seinen anderen Filmen, in denen er Banales oft mit dem größtmöglichen Ernst abhandelte, lässt Wes Anderson hier mehr ernste Zwischentöne zu. Dafür sorgt der vierte Hauptdarsteller Indien, das mit seinem ganz normalen Wahnsinn, den eigenen Spielregeln und Stimmungen die Figuren nicht kalt lässt und absurde Gags möglich macht.


    Quelle: teleschau – der Mediendienst

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