Neue ZDF-Serie

"Deutscher": Wo Politik auf Privates trifft

21.04.2020, 06.08 Uhr
von Lara Hunt
Die Schneiders und die Pielckes wohnen nebeneinander.
Die Schneiders und die Pielckes wohnen nebeneinander.  Fotoquelle: ZDF / Martin Rottenkolber / ZDF-Marketing

In "Deutscher" wird eine rechtspopulistische Partei an die Macht gewählt. Die Mini-Serie zeigt, wie zwei benachbarte Familien damit umgehen.

TV-TIPP

"Deutscher"

Ab 25. April, 10 Uhr, in der ZDF Mediathek

28. und 29.4., 20.15 Uhr bei ZDFneo

Ein Vorort irgendwo im Rheinisch-Bergischen Kreis in NRW: Links, im roten Haus, wohnen die Schneiders, rechts, im blauen Haus, die Pielckes. Es ist durch die Symbolik nicht schwer zu erraten, welche Familie politisch wo steht. Und während die Schneiders geschockt sind, als eine rechtspopulistische Partei mit absoluter Mehrheit an die Macht gewählt wird, scheint es, als würde es für Familie Pielcke bergauf gehen.

Eigentlich wäre es nicht verwunderlich, wenn sich in der vier Folgen umfassenden Mini-Serie "Deutscher" die Fronten rapide und unwiderbringlich verhärten würden. Nur ist das gar nicht so einfach unter Nachbarn, besonders nicht, weil die Söhne der Pielckes und der Schneiders im gleichen Alter und obendrein noch gut befreundet sind. Drehbuchautor Stefan Rogall, aus dessen Feder schon Episoden für Tatort, Polizeiruf und Wilsberg flossen und der 2006 den Grimme-Preis gewann, wollte in "Deutscher" erkunden, wie wir politische Veränderungen erleben. Sein Ziel: "Das Große im Kleinen zu erzählen und am Beispiel zweier befreundeter, aber politisch gegensätzlich denkender Nachbarsfamilien zu zeigen, wie sich eine rechtspopulistische Machtübernahme auf unseren Alltag auswirkt." Auch, weil politische Entwicklungen meist schleichend spürbar werden und deswegen in eine 'Wird schon alles nicht so schlimm'-Haltung münden", erklärt er.

Wichtig war ihm, dabei keine Schwarz-Weiß-Zeichnung anzufertigen – und das gelingt über weite Teile der Serie. Denn auch, wenn einige Klischees aus der Schublade geholt werden, führt "Deutscher" dem Zuschauer immer wieder vor, dass sie nicht in allen Bereichen stimmen müssen. An anderer Stelle kann den Zuschauer Gänsehaut überkommen, wenn zum Beispiel der vom Türken betriebene Burger-Laden von jungen Rechten heimgesucht wird, oder der Lehrer, der mit der neuen Ideologie wenig anfangen kann, deshalb an der Schule zurechtgewiesen wird.

Über weite Teile setzt sich die Serie mutig mit dem Thema Rechtspopulismus auseinander, an anderer Stelle wünscht man sich allerdings noch mehr Tiefe, Auseinandersetzung und vor allen Dingen auch Abgrenzung – was die Gänsehautmomente allerdings effektvoll verstärkt.

Wer mehr Einordnung und Informationen zum Themenbereich wünscht, findet sie in der ZDF Mediathek. Begleitend zur Serie werden am 28. April vier Dokumentationen eingestellt: "Die neuen Nazis" (4 Folgen), "Störfall AfD – Das Netz der Rechten", "Sachsen zwischen Mauerfall und Rechtspopulismus. Eine Spurensuche." und "Deutschland radikal – Internet, Hetze, Gewalt".

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