"Die Story im Ersten"

Jahrhundertdiebstahl in Dresden: Wie konnte es zum Einbruch im Grünen Gewölbe kommen?

von Andreas Schoettl

Die ARD-Dokureihe "Story im Ersten" befasst sich mit dem Coup einiger Einbrecher im November 2019. In Dresden stahlen sie Kunstobjekte aus dem historischen Grünen Gewölbe. Fünf Monate nach der Tat gehen Experten davon aus, dass die Schätze verloren sind.

ARD
Die Story im Ersten: Jahrhundertdiebstahl in Dresden
Dokumentation • 20.04.2020 • 23:15 Uhr

Der Vorfall dauerte nur wenige Minuten. Am frühen Montagmorgen des 25. November vergangenen Jahres drangen Einbrecher in den historischen Teil des Grünen Gewölbes in Dresden ein. Die Polizei geht von vier Tätern aus. Sie stahlen elf komplette und etwa ein Dutzend Teile kostbarer Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten. Obwohl die Polizei im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft Dresden eine Belohnung in Höhe von 500.000 Euro für die Ergreifung der Täter ausgesetzt hat, ist noch keines der unschätzbar wertvollen Kunstschätze wieder aufgetaucht. Es wird befürchtet, dass die Juwelen unter anderem Augusts des Starken für immer verloren sind.

Wenig Hoffnung darauf, dass der spektakuläre Kunstraub doch noch aufgeklärt und nicht zu ersetzenden deutsches Kulturgut wieder auftaucht, macht leider auch der Film "Die Story im Ersten: Jahrhundertdiebstahl in Dresden" von Adina Rieckmann, Heike Römer-Menschel und Ina Klempnow. Unter anderem kommt der niederländische Kunstdetektiv Artur Brand zu Wort. Er ist sich sicher, die Schmuckstücke seien inzwischen auseinandergenommen, Gold und Silber eingeschmolzen und die Edelsteine umgeschliffen worden.

Doch warum gehen Gangster wie die von Dresden überhaupt das Risiko eines Raubzuges ein, wenn sie die seltene Beute womöglich kaum in bare Münze umsetzen können? Auch darüber hat Detektiv Brand seine Theorie. Der Experte sagt: "Die klauen das und geben es schnell weiter. Wenn sie gefasst werden, dann werden die Diamanten, das Gold und Silber nicht bei ihnen gefunden. Die Täter kalkulieren ein Risiko mit ein. Sie sagen sich: 'Drei oder vier Millionen Euro und dafür vielleicht zwei Jahre im Knast. Das ist besser, als sich einen normalen Job zu suchen.'"

So scheint sich eine irgendwie verquere "Arbeitseinstellung" zuletzt sogar mehr durchgesetzt zu haben. Zumindest die spektakulären Einbrüche in Museen haben sich gehäuft. So wurde im Berliner Bode-Museum eine 100-Kilo-Goldmünze erbeutet. In Trier hatten im Oktober vergangenen Jahres zwei Einbrecher versucht, Hunderte römische Goldmünzen zu stehlen.

Die Möglichkeit, dass nur eine erhöhte Risikobereitschaft der Täter zu weiteren Vorfällen führen könnte, indes erscheint zu einfach. Das Autoren-Team legt weiterhin offen, dass die Sicherheitsvorkehrungen oftmals wohl nicht ausreichend sind. Marion Ackermann, Chefin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, etwa betont: "Wir haben jährlich acht Millionen Euro Ausgaben für unsere Sicherheit." Das relativiert sich allerdings. Bekannt ist, dass das Geld für 15 hochkarätige Museen reichen muss.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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