Anne Will: Gäste machen wenig Hoffnung auf baldige "Normalität"
Trotz der ersten vorsichtigen Lockerungen dürfen wie das Coronavirus nicht auf die leichte Schulter nehmen, so das Fazit im ARD-Talk mit Anne Will. Lockerungen im großen Maße sind nicht drin.
Auch Politiker wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erleben die Auswirkungen der Krise hautnah. Bei "Anne Will" erzählte er, wie er bei seinem Konditor des Vertrauens am Sonntag etwas Süßes kaufen wollte. Dann sah er die meterlange Schlage, da nur zwei Personen gleichzeitig im Laden sein dürfen: "Ich habe dann darauf verzichtet und mich mit frischem Obst über den Tag gerettet." Coronabedingte Einschränkungen können also durchaus gesund sein. Doch wie schaffen wir es wieder raus aus der Krise, fragten sich die Gastgeberin und ihre Gäste im Ersten – der Titel der Sendung: "Mit Vorsicht aus der Corona-Krise – wie hart trifft uns die 'neue Normalität'?"
Wie das Leben mit dem Coronavirus aussehen und gemeistert werden kann, darüber diskutierten die beiden CDU-Männer Altmaier und sein Kollege Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen, unter anderem mit Michael Hüther, dem Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, der Bundesjustizministerin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sowie Michael Meyer-Hermann, dem Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig. Was bedeutet diese "neue Normalität" – ein Begriff, den Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) benutzten.
Ganz konkret: Die aktuellen, sanften Lockerungen dürfen nicht dazu führen, dass wir das Virus nun auf die leichte Schulter nehmen. Von der alten Normalität sind wir weit entfernt. Wir alle müssen uns daran gewöhnen, dass wir noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Michael Meyer-Hermann sprach in der Sendung von zwei Szenarien. Das erste: "Wir halten die Reproduktionszahl bei ungefähr 1. Dann werden wir uns über einen sehr langen Zeitraum mit Beschränkungen auseinandersetzen müssen." Die Gesundheitssysteme könnten auf diese Weise stabil gehalten werden. Aber es werde keine Lockerungen im großen Maße geben können.
Besser noch wäre, den Lockdown um mindestens drei weitere Wochen strikt fortzusetzen – wie etwa in Spanien oder Frankreich, um das "Virus auszutrocknen". Mit radikalen Maßnahmen der Kontaktreduzierung, mit Tests und "Tracing". "So könnten wir in kurzer Zeit zu einer alten Normalität zurückkehren."
Vorschnelle Lockerungen seien eine große Gefahr, "weil sich sonst das Virus explosionsartig vermehrt. Die Gratwanderung müssen wir permanent beibehalten. Wir müssen uns für einen sehr langen Zeitraum mit Beschränkungen befassen", erklärte der Experte. Und Michael Kretschmer bestätigte: "Eine Normalisierung kann es nur geben, wenn ein Impfstoff da ist."
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH