"Nicht gründlich genug recherchiert"

Düsseldorfer OB löscht Video mit Farid Bang

Erst vergangene Woche hatte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel ein Video von Rapper Farid Bang ins Netz stellen lassen, in dem der Musiker das Partyvolk in Düsseldorf vor Corona warnte. Nun zog er das Video wieder zurück: Nach etlichen Protesten ließ er es von den Social-Media-Kanälen der Stadt entfernen. Auf seiner Facebook-Seite erklärte der OB: "Das Video wurde inzwischen auf den städtischen Seiten gelöscht und ist nur noch auf der Seite von Farid Bang zu sehen."

Geisel wollte mit einem Rapper die jungen, feiernden Menschen in der Düsseldorfer Altstadt und am Rheinufer erreichen, um sie vor den Risiken vor Corona zu warnen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, habe er mit dem in Düsseldorf aufgewachsenen Farid Bang sogar ein Prüfgespräch geführt, bei dem er feststellte, dass der Rapper ein "wilder Junge" sei mit "einem Herzen am rechten Fleck". Auf seiner Facebook-Seite erklärte er: "Bei aller – berechtigten – Kritik an der Person von Farid Bang sehe ich keinen Anlass für eine Entschuldigung."

"Widerwärtige Texte" und "großzügige Spenden"

Die Probleme in der Altstadt und am Rheinufer ließen sich nicht mit polizeilichen Mitteln lösen, so Geisel. Es bedürfe "einer Ansprache, die von denjenigen, deren Verhalten sowohl unter dem Gesichtspunkt des Infektionsschutzes als auch im Hinblick auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung Anlass zur Sorge gibt, gehört und als glaubwürdig empfunden wird". Einen Vorschlag dazu habe er allerdings nicht erhalten. Die ebenfalls aus Düsseldorf stammende Punkband Die Toten Hosen – die Mitglieder sind inzwischen alle jenseits der 50 – komme "erkennbar nicht infrage". Weiter erklärte Geisel, dass trotz Farid Bangs "teilweise widerwärtigen Texte" seine "großzügigen Spenden von Schutzmasken" durchaus "dankbar angenommen wurden".

Nachdem das Video Mitte letzter Woche auf der Facebook-Seite der Stadt erschienen war, hagelte es Beschwerden von mehreren Seiten: Sowohl Politiker von CDU, den Grünen und FDP als auch Frauen und Mitglieder der homosexuellen Gemeinde kritisierten, dass die Stadt ausgerechnet Farid Bang für die Corona-Kampagne engagierte.

Der Musiker, der bürgerlich Farid Hamed El Abdellaoui heißt, fiel in der Vergangenheit mit Texten auf, die Kritiker als antisemitisch und frauenfeindlich einstufen. Seine Auszeichnung im Verbund mit Rapper Kollegah beim Echo in der in der Kategorie "Hip-Hop/Urban national" löste 2018 einen Eklat aus, der letztlich zur Abschaffung des wichtigsten deutschen Musikpreises führte. Mit Blick auf die Skandalakte des HipHop-Stars räumte Geisel ein, "nicht gründlich genug recherchiert" zu haben.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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