Free-TV-Premiere im Ersten

"Ein Mann namens Ove" erheitert und rührt zu Tränen

von John Fasnaugh

Nicht einmal umbringen kann er sich in Ruhe. Dem griesgrämigen Endfünfziger Ove (Rolf Lassgård) wird der Suizid von seinen neuen Nachbarn verdorben. Denen muss er spontan beim Einparken helfen – und fortan sowieso bei allem, von dem er glaubt, es besser zu können. Ihrem Dank für seine Hilfestellungen begegnet Ove schroff. Nicht nur, weil sie ihn vom Jenseits fernhalten, sondern weil er in einer Spießerschale des überheblichen Bessermachens steckt. An der picken die Neulinge jedoch eifrig herum. Die schwedische Komödie "Ein Mann namens Ove" (2016), die nun im Ersten ihre Free-TV-Premiere feiert, ist rührend, makaber und absurd.

ARD
Ein Mann namens Ove
Komödie • 09.07.2018 • 20:15 Uhr

"Dir sollte man nicht einmal erlauben, eine Kassette zurückzuspulen", wettert Ove, als er Patrik (Tobias Almborg) nach dem Manövrieren mit dem Anhänger schwungvoll die Autoschlüssel zuwirft. Es ist eine bizarre Mischung, die weit in den Film hinein für Stimmung sorgt. Rolf Lassgård verkörpert seinen Ove hochgewachsen, kräftig und mit federndem Gang. Geschickt kontrastiert er die dynamischen Merkmale mit einem versteinerten Gesichtsausdruck und sarkastischen Sprüchen. Den Hund einer Nachbarin etwa möchte er als solchen gar nicht betrachten: "Für mich ist das bloß ein Winterstiefel mit Augen."

Ein bittersüßes Filmvergnügen

Die Leser des Bestsellers "Ein Mann namens Ove" treffen im Film auf eine etwas anders akzentuierte und präsentierte Titelfigur. Regisseur und Drehbuchautor Hannes Holm wirft die episodische Gliederung der Vorlage und die starre Typenhaftigkeit Oves über Bord und entdeckt die verschütteten Gefühle des Antihelden. Seine verstorbene Frau Sonja (Ida Engvoll) etwa, der er ins Grab folgen will, ist keine Gattin mehr, die sich an Ove abgearbeitet hat, sondern die zauberhafte Verkörperung seines Glücks.

Schrittweise zeichnet sich in Rückblicken ab, dass Ove zwar alles für Sonja gegeben hat, was er konnte, aber doch vielleicht nicht genug seine Empfindungen zeigte. Wer da weinen muss, trauert nicht nur mit Ove um einen Verlust, sondern teilt auch die Erfahrung, dass der Schmerz in solchen Fällen unerbittlich anhält. Ove auf den Weg zu sich selbst zu bugsieren, ihn aus seiner Verpanzerung aus Miesepetrigkeit zu holen, ist allerdings eine etwas undankbare Aufgabe für die übrigen Darsteller, die notgedrungen blass bleiben. Was nichts daran ändert, dass der Zuschauer sich auf ein bittersüßes Filmvergnügen mit ruppigem Witz freuen darf.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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