Ein berühmter Comedian wird mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Vor 20 Jahren soll er eine 15-Jährige vergewaltigt haben. Robbie Coltrane überzeugt in der Hauptrolle auf ganzer Linie.
Er gilt als einer der größten Komiker des Landes, doch Paul Finchley ist nicht gekommen, um Späße zu machen. "Warum wird das öffentlich gemacht?", echauffiert sich der korpulente Mann im Radio-Studio gegenüber der Moderatorin. "Man klagt mich eines Verbrechens an, und ich denke, es gibt eine Vorverurteilung." Seinen Job in einer Fernseh-Show hat er verloren, seit Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Seine Frau und Tochter gehen durch "eine üble Vorhölle". Er wolle ja auch, dass sein Fall untersucht wird, "nur nicht auf diese Art", sondern lieber im Stillen. "Ende einer Legende" (Regie: Marc Munden) ist die Miniserie treffend betitelt, die nun bei ARTE wiederholt wird.
2016 wurde die viermal 45 Minuten lange Eigenproduktion vom britischen Privatsender Channel 4 ausgestrahlt – deutlich vor Harvey Weinstein und allem, das folgte. Indes: Auf der Insel gab es seinerzeit schon einschlägige Fälle, in denen mächtige Männer der Unterhaltungsindustrie über Missbrauchsskandale stolperten. Sie werden von Drehbuchautor Mark Thorne selbstbewusst zitiert.
Robbie Coltrane, den ZDF-Zuschauer in den 90ern als depressiven Profiler in der Brit-Krimiserie "Für alle Fälle Fitz" kennenlernten, verkörpert die Ambivalenzen des gefallenen Unterhaltungsstars bravourös. Ist er Opfer oder Täter? Oder beides zugleich? Nachdem man zunächst mitleidet mit einem verdienten Comedy-Senior, der wie aus heiterem Himmel in Pantoffeln überrascht und abgeführt wird, kommen immer mehr Abgründe seiner Vita zum Vorschein.
Ein notorischer Frauenheld und Fremdgänger war er, was seine strenge Gattin Marie (Julie Walters) ihm lange nachsah. Dass er vor 20 Jahren wirklich das 15-jährige Kindermädchen vergewaltigt haben soll, mag sie nicht glauben. Doch als die Anschuldigungen öffentlich werden, sehen sich die Eheleute samt klinisch depressiver Tochter (Andrea Riseborough) von einer Lawine überrollt. Am Ende sind es insgesamt sieben Frauen, die Missbrauchsvorwürfe erheben.
"Heute will jeder ein Opfer sein, weil es die einfachste Erklärung für ein gescheitertes Leben ist." – Messerscharfe Sätze wie dieser machen den Vierteiler zum dankbaren Debattenvehikel. Dass die Medien hier einmal mehr schlecht wegkommen, verblüfft wenig.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH