Rolle in ZDFneo-Serie "Nix Festes"

Josefine Preuß: "Ich empfinde die Komödie als die Königsklasse"

von Erik Brandt-Höge

Josefine Preuß kann Sitcom. Soweit, so bekannt. Mit "Türkisch für Anfänger" hat es die 32-Jährige vom Vorabendprogramm auf die Kinoleinwand geschafft. In den vergangenen Jahren kamen dann die großen historischen Rollen: "Das Adlon. Eine Familiensaga", "Die Pilgerin", "Die Hebamme", "Das Sacher": Preuß war abonniert auf die ganz großen Fernsehfilmgeschichten. Umso überraschender ihr jetziges Sitcom-Comeback.

In der ZDFneo-Serie "Nix Festes" (ab Dienstag, 27. Februar, 22.45 Uhr) spielt Preuß die 31-jährige Wiebke, eine staubtrockene Jungautorin, die exemplarisch für die "Generation Beziehungsunfähig" steht. In Berlin-Kreuzberg versucht sie gemeinsam mit ihrem Ex-Liebespartner Jonas (Sebastian Fräsdorf) als Autoren-Duo durchzustarten, steht sich dabei jedoch mit ihren Prinzipien selbst im Weg, kommt weder beruflich, noch privat in irgendeiner Weise an. Ein Gespräch über das Spiel mit Klischees, strenge Ordnung im Preuß'schen Alltag und eine Abneigung gegenüber Tinder.

prisma: Josefine Preuß, "wir sind offiziell am Arsch!", stellen Sie in der ersten Folge von "Nix Festes" fest. Obwohl Sie im gleichen Alter wie Ihre Serienfigur Wiebke sind, müssen Sie privat wohl eher selten einen solchen Satz sagen, oder?

Josefine Preuß: Richtig, ich bin selten offiziell am Arsch (lacht). Umso schöner, das mal im Fernsehen sagen zu dürfen.

prisma: Haben Sie ein wenig Mitleid mit den Gleichaltrigen, die in der Serie ziellos durch Berlin und letztlich auch durchs Leben taumeln?

Preuß: Hmm, eigentlich nicht. Die Serie ist ja exemplarisch für die unzufriedene Generation Y: Keiner hat einen wirklichen Plan, niemand kommt so richtig an, alle starten etwas, bringen aber nichts zu Ende – weder beruflich, noch privat. Aber das Autoren-Duo, zu dem meine Figur zählt, weiß immerhin noch, weshalb es irgendwann mal nach Berlin gekommen ist, nämlich um sich etwas aufzubauen. Dass dabei nicht immer alles glatt laufen würde, war klar.

prisma: Okay, kein Mitleid. Aber ein solcher Lebensstil wäre für Sie sicher nichts, oder? Schließlich haben Sie mal erwähnt, Sie würden sich selbst höchstens zwei Minuten Chaos am Tag gönnen.

Preuß: Stimmt, das wäre gar nichts für mich! Ich zähle mich auch überhaupt nicht zu dieser Generation. Klar, ich kenne solche Leute, sehe sie in Berlin, sobald ich vor die Tür gehe, habe sie in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Meine Ensemblekollegen und ich stellen diesen Lebensstil in der Serie überspitzt dar, und es macht uns allen auch total viel Spaß, mit den Klischees zu spielen. Aber von uns hat niemand so eine "Ich studiere im 33. Semester Pädagogik, weiß aber noch nicht, was ich machen soll"-Attitüde. Ich persönlich finde auch, dass man mit Anfang, Mitte Dreißig schon mal die Mütze richtig herum aufsetzen und die Baggy-Pants eine Etage höher tragen darf.

prisma: Wie geordnet muss man sich Ihren Alltag denn so vorstellen?

Preuß: Ordnung ist tatsächlich eine Art Überthema bei mir. Ich mag es, ein aufgeräumter Mensch zu sein, meine Termine zu händeln, pünktlich zu sein, auch zu Hause immer alles an seinem Platz zu haben, damit ich immer alles finden kann. Ich bin ein Plan-Mensch, und wenn ich einen Plan mache, dann hat der auch zu funktionieren (lacht). Klingt anstrengend, oder?

prisma: Klingt nach Prinzipien. Die hat Wiebke auch. Sie sagt schon mal einen Job ab, wenn sie nicht hundertprozentig dahinter stehen kann – und das, obwohl sie eigentlich dringend Geld benötigt. Können Sie das nachvollziehen?

Preuß: Ja, das verstehe ich sehr gut. Es ist natürlich nicht verkehrt, ab und zu mal auf den Kontostand zu schauen, die Miete muss schließlich gezahlt werden können. Aber Wiebke lässt sich nicht beirren, will als Autorin einfach keinen Müll schreiben und nimmt deshalb auch keine Müll-Jobs an.

prisma: Haben Sie mal ein Kompromiss-Projekt angenommen?

Preuß: Nein. Ich habe noch nie etwas gemacht, nur um die Miete zahlen zu können. Werde ich hoffentlich auch nie tun. Damit würde ich schließlich meinen Beruf verraten.

prisma: Wie meinen Sie das?

Preuß: Mein Beruf ist es, Leute zu unterhalten, also sie zum Lachen oder zum Weinen zu bringen. Das muss man als Künstler auf verschiedene Weise tun, aber nicht auf eine, die man nur wegen des Geldes macht.

prisma: Sie haben nun einmal mehr die Sitcom-Art gewählt, um Leute zu unterhalten. Warum?

Preuß: Nach den Dramen und Krimis, den großen historischen Rollen in den vergangenen Jahren, war es nun mal wieder schön, so etwas zu machen. Grundsätzlich versuche ich, so unterschiedliche Rollen zu spielen wie möglich und nicht in einer Schublade zu landen – was mir glücklicherweise auch noch nicht passiert ist. Abgesehen davon empfinde ich die Komödie auch immer noch als die Königsklasse. Das merkt man auch beim Arbeiten: Es ist wesentlich schwieriger, Leute zum Lachen zu bringen als zum Weinen.

prisma: Wiebke lacht fast nie, höchstens aus Schadenfreude oder wenn sie betrunken ist. Lachen Sie mehr?

Preuß: Ich lache sehr gerne und sehr viel. Für mich darf es mal ein guter, mal ein schlechter Witz sein. Lieber aber ein guter.

prisma: Worüber die Zuschauer der Serie lachen sollen, ist unter anderem die Beziehungsunfähigkeit der Figuren. Sie schaffen es nicht, sich ernsthaft auf einen anderen Menschen einzulassen. Wie ist das bei Ihnen: Lernen Sie lieber jemanden langsam kennen, anstatt ihn Tinder-mäßig schnell abzuhandeln?

Preuß: Bei Online-Portalen habe ich mich noch nie angemeldet. Ich verstehe, dass es für einige Menschen eine Möglichkeit ist, überhaupt mal jemanden kennen zu lernen, Kontakte zu suchen und zu pflegen. Aber wenn man sich ein bisschen informiert, weiß man ja auch, was für Schindluder da betrieben wird. Und Tinder ist noch mal eine Sache für sich. Das ist schneller, unverbindlicher Sex – da kann man froh sein, wenn man sein Date zweimal trifft. Sicher: Jeder nach seiner Fasson. Aber für mich wäre das nichts.

prisma: Wäre es denn etwas für Sie, wenn aus "Nix Festes" etwas richtig Festes werden sollte, nämlich "Türkisch für Anfänger"-mäßig ein Spielfilm? Oder denken Sie, dass "Nix Festes" doch besser beim Episodenhaften bleiben sollte?

Preuß: Ich finde dieses 25-Minuten-Format, wie wir es erzählen, mit dieser Kameraführung und diesem Schnitt, genau richtig. 90 Minuten in diesem Tempo wären für alle anstrengend. Ich könnte mir "Nix Festes" nicht als Langfilm vorstellen – aber man weiß ja nie.

prisma: Könnten Sie sich denn vorstellen, auf Dauer ein Sitcom-Star zu bleiben?

Preuß: Das kann ich so pauschal nicht sagen. Ich bin generell immer sehr gespannt, was für Drehbücher mir angeboten werden und in welchen Rollen mich andere sehen wollen, und ich finde einfach auch, dass es die Mischung macht. Ich will mir, was Rollen betrifft, den Mut zur Verwandlung bewahren, auch äußerlich, und bestenfalls nicht mit einer Rolle omnipräsent sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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