"Kindheit unterm Hakenkreuz": XXL-Doku bei VOX am Samstagabend
In der vierstündigen Doku, die VOX anlässlich des 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs zeigt, kommen neun Menschen zu Wort, die den Krieg als Kind erlebt haben.
Seit 74 Jahren befinden sich die Länder des europäischen Kontinents in einem friedvollen Zusammenleben. Und doch trügt auch die längste Friedensperiode der jüngeren Geschichte über zwei Dinge nicht hinweg. Einerseits formieren sich in ganz Europa rechtsnationale Politbewegungen, die mit ihren fremdenfeindlichen Parolen versuchen, das bestehende System zu unterminieren. Andererseits bedingen diese mehr als sieben Jahrzehnte aufgrund des natürlichen Laufs der Dinge, dass es bald keine Zeitzeugen mehr geben wird, die an die Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges erinnern können. Umso wichtiger ist der Ansatz der vierstündigen XXL-Doku "Kindheit unterm Hakenkreuz – 80 Jahre 2. Weltkrieg", die VOX zum 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs ins Programm nimmt.
Anhand von neun Zeitzeugen, die den Krieg als Kind oder Jugendliche miterlebt haben, versetzt der Sender die Zuschauer in die Schreckenszeit des Krieges zurück. Zunächst noch von vielen Kindern als Abenteuer wahrgenommen, wurde spätestens nach den ersten Bombenangriffen auch den Kleinsten der Ernst der Lage bewusst. Die Heimat vieler Kinder wurde zerbombt, andere verloren Familienmitglieder oder wurden von den Nazis verfolgt und missbraucht. Gemeinsam mit einigen der Zeitzeugen und deren Enkel geht VOX auf eine bewegende und schmerzhafte Reise in die Vergangenheit. Die anvisierten Ziele liegen dabei nicht nur in Deutschland, sondern auch in Tschechien, Polen und Ungarn.
Mit ihren Schicksalen gehen alle der Protagonisten unterschiedlich um. Den 88-jährigen Claus Günther etwa treibt bis heute die Frage um, wie sehr sein Vater als Mitglied der SA an den Verbrechen der Nazis beteiligt war. Seine Gedanken verarbeitet der Hamburger in Poetry Slam Texten. Er ist der älteste Poetry Slamer Deutschlands. Sally Perels Geschichte wurde sogar im Kinofilm "Hitlerjunge Salomon" dargestellt. Der 94-Jährige verleugnete einst seine jüdische Herkunft und wurde in die Hitlerjugend eingezogen. Von der Ideologie der Nazis täuschen ließ sie derweil Eva Sternheim-Peters, die als glühende Anhängerin sogar bis zur Scharführerin des BDM aufstieg. Nach Kriegsende begann sie ein Psychologiestudium und fragt seitdem nach dem Warum. Auch Johanna Ruf war beim BDM aktiv und arbeitete in den letzten Kriegstagen im "Führerbunker", wo sie als 15-Jährige sogar den Sohn Goebbels' ohrfeigte.
So unterschiedlich die Lebensgeschichten der neun Zeitzeugen sind, machen sie doch eines deutlich: Es ist wichtig, ihren Erfahrungen eine Plattform zu schaffen, um sie an die nachfolgenden Generationen weiterzutragen. Denn eines ist klar: Ihre Erlebnisse und die Ursachen dieses Leids dürfen nie vergessen werden, selbst wenn es in ein paar Jahren keine Menschen mehr geben wird, die davon aus erster Hand berichten können.
Quelle: teleschau – der Mediendienst