Bei Markus Lanz

Lauterbach und die unangenehme Billighuhn-Diskussion

In der Talkshow von Markus Lanz musste Schauspieler Heiner Lauterbach plötzlich über Billigfleisch und den Klimawandel diskutieren. Soziologe Harald Welzer sah Lauterbachs Aussagen äußerst kritisch. Er legte sich sogar mit dem Publikum an.

So schnell kann es gehen: Schauspieler Heiner Lauterbach wollte bei "Markus Lanz" im ZDF am Dienstagabend über seinen neuen Kinofilm "Enkel für Anfänger" und über sich reden – und fand sich plötzlich mittendrin in einer lebhaften Diskussion über Billighühner und den Klimawandel. Dem Soziologen Harald Welzer gefielen Lauterbachs Aussagen von Anfang an nicht. Der Schauspieler hatte Verständnis gezeigt für alle, die mit 1.000 Euro im Monat nur Billighühner kaufen würden. Seine Lösung: "Man sollte die niedrigen Preise halten, aber höhere Qualität anbieten können. Das sollte mit Subventionen funktionieren." Der Soziologe widersprach: "Die sozial Benachteiligten kommen immer dann wie Kai aus der Kiste, wenn es um Nachhaltigkeit oder Klimaschutz geht." Es sei doch genau andersherum: "Nicht das Essen billig machen, sondern die Leute müssen anständig bezahlt werden."

Als Heiner Lauterbach immer stiller wurde, griff Markus Lanz ein und spielte ihm einen neuen Ball zu: den Klimawandel. "Wie diskutiert ihr zu Hause mit euren Kindern darüber?" Er versuche, seine Kinder optimistisch zu erziehen, und habe seiner Tochter auch erlaubt, zu Fridays-for-Future-Demos zu gehen, erzählte Lauterbach. Dann der nächste Satz: Es gebe ja viele Wissenschaftler, die behaupten, dass die Erderwärmung nichts mit den Menschen zu tun habe. Darüber würden sich die Wissenschaftler streiten. "Was auch klar ist, dass hinter beiden Lagern Lobbyismus steckt. Immer nur Geld. Beide Lager wollen damit Geld verdienen, auch die, die dafür sind, dass wir viel dafür tun." Der anschließende Publikumsapplaus für diese Aussage brachte den Soziologen so richtig in Rage: "Ich finde es persönlich erschütternd, dass bei solchen Aussagen geklatscht wird. Es ist wirklich irre. Wir haben eine ausgebaute Klimawissenschaft, die seit Jahrzehnten an diesem Thema arbeitet. 90 Prozent der Befunde stimmen überein, dass wir es mit einem menschengemachten Klimawandel zu tun haben." Wenn es bezahlte Institute gebe wie in den USA, die das Gegenteil behaupten, dann sei das nicht die Wissenschaft.

Heiner Lauterbach fühlte sich einmal mehr missverstanden: "Tatsache ist, dass es in beiden Lagern intelligente Wisenschaftler gibt, die etwas Konträres behaupten. Ich habe gesagt, es ist doch scheißegal, lasst uns doch einfach tun, als wären wir schuld." Am Ende sprang ihm der Moderator bei und erlöste den immer missmutiger dreinblickenden Lauterbach aus der Situation: "In Wahrheit sind wir uns viel näher, als jetzt der Eindruck entsteht."

Im Laufe der Sendung wirkte Lauterbach erst dann wieder besänftigt, als ihn der Moderator für sein gutes Aussehen lobte. "66 Jahre – wie machst du das?" Der Schauspieler schmunzelt und verriet, dass er viel Sport mache und gern an der frischen Luft sei. Er sei ein Suchtmensch, der jetzt das Gegenteil von dem mache, was er früher getan habe. Ab und zu trinke er aber sogar noch Alkohohl. "Wenn einem die Nachbarn auf den Filmbällen zum dritten Mal die gleiche Geschichte erzählen, sage ich: Jetzt muss ich doch einen Rotwein trinken." Das Publikum klatschte, der Schauspieler lachte – und der Soziologe ließ das so stehen. Alles gut also.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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