Actionkino bei SAT.1

"Noah": biblisches Spektakel ohne Raum für leise Töne

von Andreas Fischer

Russell Crowe befehligt als "Noah" die Arche und rettet die Schöpfung vor Gottes biblischem Zorn. SAT.1 zeigt den Blockbuster mit Starbesetzung in einer Wiederholung.

SAT.1
Noah
Drama • 04.08.2019 • 20:15 Uhr

Seit Kindestagen, sagt Darren Aronofsky, sei er von der "Noah"-Geschichte fasziniert. 2014 schickte der New Yorker den biblischen Weltenretter in einen großen Film – mit Blockbuster-Budget und prominenten Darstellern: Russell Crowe in der Titelrolle und Jennifer Connelly als Noahs Frau Naameh müssen nicht nur die Arche bauen, sondern ihre Familie auch vor dem von Ray Winstone gespielten Bösewicht Tubal-Kain beschützen. In weiteren Rollen sind Emma Watson, Logan Lerman und Sir Anthony Hopkins als Methusalem zu sehen. 

Dass der Film 130 Millionen Dollar gekostet hat, sieht man ihm an: "Noah" ist ein gewaltiges, ein tosendes Spektakel, in dem leise Töne keine Chance haben. Darren Aronofsky interpretiert die relativ kurze Noah-Episode aus dem Buch Genesis frei, erfindet eine große Schlacht, fantasiert sich einen Erz-Bösewicht dazu und schwelgt in visuellen Spielereien, die teilweise beeindruckend sind und teilweise so kindlich und naiv, dass man sich verwundert die Augen reibt.

Überhaupt ist "Noah" ein wundersamer Film, der im vornehmen Gewand eines staatstragenden Epos' sowohl Actionspektakel ist als auch eine spirituelle Lehrstunde. Russell Crowe ist in dieser Rolle zugleich hemdsärmliger Schiffsbauer, fürsorglicher Familienvater und gottesfürchtiger Umweltaktivist. Und nebenbei muss er sich noch des mordlüsternden Königs Tubal-Kain und seiner finsteren Heerscharen erwehren.

Parallelen zur heutigen Zeit sind in "Noah" unübersehbar und mit aller Macht gewollt, nicht nur, was Umweltzerstörung und menschliche Grausamkeiten angeht. Sondern auch, was die Interpretationshoheit über Gottes Willen betrifft: Der hatte Noah beauftragt, die Arche zu bauen, um die Schöpfung zu retten. Ob allerdings die Menschen der Rettung würdig sind, müssen der verbitterte Patriarch und seine hoffnungsvolle Familie nach heftigen, blutigen und tränenreichen Auseinandersetzungen selbst entscheiden. Dieser mit einer gehörigen Portion Pathos aufgeladene Konflikt ist der Kern des Films, hier erkundet Aronofsky, was den Menschen ausmacht. Hier geht es um Barmherzigkeit und die Freiheit des Willens, vor allem aber um die Frage, ob die Menschheit eine Zukunft hat.

Man muss Aronofskys Vision nicht teilen. Sie ist ziemlich ungestüm und lässt keinen Platz für eigene Interpretationen. Aber bei allem Kopfschütteln kann man sich dem laut dröhnenden Film kaum entziehen. "Noah" ist ein fesselndes Stück Unterhaltungskino, das sich sehr ironiefrei der Mechanismen moderner Fantasy-Blockbuster bedient: mit epischen Schlachten in "Herr der Ringe"-Optik, computer-generierten Wirklichkeiten, einem zweifelnden Helden und einem finsteren Erzfeind.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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