"DSDS"-Jurorin im Interview

Oana Nechiti: "Ich tobe mich jetzt erst mal aus"

von Rika Sturm

Als Profitänzerin bei "Let's Dance" wurde Oana Nechiti bekannt, bei "Deutschland sucht den Superstar" ist sie in einer anderen Rolle zu sehen. Die gebürtige Rumänin verrät im Interview, was sie im Showgeschäft noch alles vorhat, aber auch wie beschwerlich der Start ihrer TV-Kariere in Deutschland war.

Aller guten Dinge sind 17 – jedenfalls gilt das für "Deutschland sucht den Superstar": Die Mutter aller Castingshows geht am Samstag, 4. Januar, bei RTL tatsächlich in die 17. Staffel. Dieses Jahr sitzt neben dem "Pop-Titan" Dieter Bohlen, Musiker Xavier Naidoo und dem einstigen "DSDS"-Gewinner Pietro Lombardi, zum zweiten Mal die Profitänzerin Oana Nechiti. Die 31-Jährige, die ihre rumänische Heimat schon bei den Weltmeisterschaften in Latein-Tänzen vertrat, verließ 2011 ihr Heimatland und zog in Paderborn mit ihrem deutschen Lebenspartner Erich Klann zusammen. Ein Jahr später kam ihr gemeinsamer Sohn auf die Welt, und Oana startete wenig später auch beruflich voll durch: Das Paar betreibt eine Tanzschule, und bereits seit sieben Staffeln ist Oana als Profitanzpartnerin bei der Tanzshow "Let's Dance" mit von der Partie. Zum Start der neuen Staffel von "DSDS" verrät die Jurorin, was ihr der Turniertanz bedeutet und lässt durchblicken, dass ihr Start in Deutschland nicht ganz so unbeschwert war, wie es auf dem ersten Blick scheint.

prisma: Wie begrüßt man sich denn auf Rumänisch?

Oana Nechiti: Man würde sagen: "Bună dimineața!" – das heißt soviel wie "Guten Tag".

prisma: Sie sind nach Deutschland gekommen, ohne richtig Deutsch zu sprechen. Wie war es für sie am Anfang in Deutschland, war es auch ein Kulturschock?

Nechiti: Absolut. Als ich nach Deutschland kam, das war vor acht Jahren, war es ein schwieriger Start. Der Mensch braucht Kontakt zu anderen Menschen, und wenn die Sprache dann im Wege steht, ist das bitter. Ich habe gleich in den ersten Wochen in Deutschland gemerkt, dass ich dringend die Sprache lernen muss. Das habe ich dann auch direkt getan.

prisma: Heute fühlen sie sich mit der deutschen Sprache aber wohl, oder?

Nechiti: Ja. Mir ist vor kurzem aufgefallen, dass ich mittlerweile auch schon auf Deutsch denke. Wenn ich mit meiner rumänischen Familie telefoniere, fehlen mir manchmal die rumänischen Wörter, die mir in dem Moment nur auf Deutsch einfallen (lacht).

prisma: Gibt es in Deutschland einen Ort, an dem Sie sich besonders wohlfühlen?

Nechiti: Eigentlich nicht. Ich hatte das große Glück, durch meine Arbeit viele verschiedene Städte von Deutschland zu sehen. Das Tolle ist, die deutschen Städte sind alle einzigartig und haben alle ihren eigenen Charme. Es gefallen mir auch die verschiedenen Dialekte, also die Traditionen und Kultur.

prisma: Das Tanzen ist auf jeden Fall international. Allerdings gilt der Turniertanz zumindest hierzulande eher als Randsportart. Was hat Sie als Kind so daran fasziniert?

Nechiti: Der kompetitive Charakter des Turniertanzes hat mich gereizt, vielleicht auch, weil ich sehr früh Erfolge feiern konnte. Aber ich habe am Anfang natürlich nicht gewusst, ob ich das als Leistungssport machen werde. Meinem engagierten Trainer ist es zu verdanken, dass ich bereits nach sechs Monaten mein erstes Turnier getanzt habe.

prisma: Vor einem Saalpublikum zu tanzen, ist eine Sache, aber vor einer TV-Kamera live zu performen, ist eine ganz andere Herausforderung. Sind Ihnen die Showauftritte auf Anhieb leicht gefallen?

Nechiti: Nein. Ich hatte Lampenfieber, aber nicht wegen der Kamera an sich, sondern aufgrund der Sprache. Am Anfang kam ich sprachlich sehr schnell an meine Grenzen. Mit der großen Verantwortung, gegenüber den Zuschauern zu sprechen, hatte ich am Anfang meine Probleme. Kamerascheu generell war ich dagegen nie, ich habe die Aufmerksamkeit immer gemocht.

prisma: Haben sie "DSDS" auch schon vor Ihrer Zeit als Jurorin geschaut?

Nechiti: Ja natürlich. Ich glaube, "DSDS" gehört einfach dazu, wenn man in Deutschland lebt. Ich kannte das Format als "American Idol" aus Amerika. Zwar war als Profitänzerin keine Zeit, jede einzelne Folge zu sehen, aber ich habe mir die Show immer gerne angeschaut. Ein Teil von der Jury zu sein, erscheint immer noch wie ein Traum.

prisma: Können Sie sich durch Ihre Erfahrungen als Teilnehmer bei "Let's Dance" ein bisschen besser in die Kandidaten hineinversetzen als Ihre berühmten Jury-Kollegen?

Nechiti: Ich denke nicht, dass man das so sagen kann. Ich habe für meine Karriere und die ersten großen Erfolge 20 Jahre sehr hart gearbeitet. Bei Tänzern geht es viel um Respekt und Disziplin, man wächst an Kritik. Es ist etwas anderes, wenn ein Jugendlicher, der noch nie großartig aufgetreten ist, zu "DSDS" kommt. Viele Kandidaten könne sehr schlecht mit Kritik umgehen.

prisma: Wie fühlt man sich eigentlich so als einzige Frau in der Jury?

Nechiti: Super. Ich bin immer ein bisschen verwöhnt, denn die drei passen immer gut auf mich auf (lacht). Es ist generell ein sehr respektvoller Umgang. Wir sind vier Profis, jeder hat sein Gebiet, in dem derjenige sich hervorragend auskennt.

prisma: Sie sitzen unter anderem neben Dieter Bohlen, einem richtigen Pop-Titan. War das am Anfang einschüchternd?

Nechiti: Ich würde nicht sagen, dass es einschüchternd war. Meine Neugier war einfach zu groß, Dieter endlich kennenzulernen. Über 99 Prozent der Dinge, die ich über Dieter gelesen habe, sind in meinen Augen nicht zutreffend. Es ist mir eine riesengroße Ehre, mit ihm an einem Jury Pult sitzen zu dürfen. In Rumänien hat Modern Talking auch meine Kindheit geprägt.

prisma: Was muss ein Sieger von "DSDS" in Ihren Augen mitbringen?

Nechiti: Das gewisse Etwas: Ich finde, dass der Sieger viel Talent haben muss, aber auch Charakter und Persönlichkeit. Wir wollen nichts Normales, denn davon gibt es ja genug. Eine richtige Kariere zu stemmen, dazu braucht man einen langen Atem, denn die richtige Arbeit fängt erst nach "DSDS" an.

prisma: Sie sind Mutter, betreiben ihre eigene Tanzschule "MILLENNIUM" und sind nun auch für eine weitere Staffel "DSDS"-Juror. Wie bekommt man das alles unter einen Hut? Haben Sie da einen Tipp?

Nechiti: Man braucht viel Disziplin. Der sportliche Aspekt in meinem Leben hat mir auch im Leben sehr viel Struktur gegeben. Schon zu Schulzeiten musste ich meine Zeit selber einteilen. Später habe ich neben dem Tanzen auch angefangen, Medizin zu studieren und Tanzstunden gegeben. Das war hart, doch ich würde sagen, wenn man sich eine Ruck gibt, kann man das schaffen. Ich bin ja das beste Beispiel (lacht).

prisma: Sie sind mit Ihrem Verlobten im Musikvideo Ihres Jury-Kollegen Xavier Naidoo zu den Lied "Anmut" zu sehen. Wie kam es dazu?

Nechiti: Als ich Xavier bei "DSDS" kennengelernte, haben wir uns sofort super verstanden. Xavier hat erzählt, dass er beim Aufnehmen des Songs sofort ein Bild von einem Musikvideo im Kopf hatte, und er hat sofort gewusst, er muss das mit Oana und Erich umsetzen. Ziemlich schnell kam dann die Anfrage zu uns, und wir waren natürlich super glücklich. Es ist toll, dass sich Xaviers und mein Weg auch außerhalb des Formates "DSDS" kreuzen.

prisma: Wie sieht Ihre Zukunft aus? Dürfen wir Sie bald in noch mehr Formaten bewundern?

Nechiti: Langsam kriegt meine ganze Arbeit einen Flow. Ich habe seit "DSDS" viel mehr Möglichkeiten. Ich tobe mich jetzt erst mal aus, denn ich bin momentan auch als Moderatorin unterwegs und sammel dort meine Erfahrungen. Zusammen mit meinem Mann habe ich den Luxus, uns jederzeit aus dem Fernsehen zurückzuziehen zu können. Das gibt mir auch eine gewisse Unbeschwertheit: zu wissen, dass ich immer einen Job in meiner Tanzschule haben werde. Solange uns die Medien Spaß machen, machen wir das mit. Wir wollen authentisch bleiben, und man kann gespannt sein, was die Zukunft bringt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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