Netflix-Serie "Osmosis"

Per Pille zum perfekten Partner?

von Sarah Kohlberger

"Willkommen bei Osmosis. Sind Sie bereit, zu entdecken, was wahre Liebe ist?" – Die neue Dating-App "Osmosis" sagt Tinder und Co. den Kampf an und verspricht einen hundertprozentigen Erfolg: den perfekten Seelenverwandten, der genauso denkt wie man selbst. Wer wünscht sich das nicht? Das denken sich jedenfalls einige einsame Seelen in der neuen Science-Fiction-Serie "Osmosis", die ab 29. März beim Streaming-Anbieter Netflix zu sehen ist.

In einer nahen Zukunft, in der fast jedes Problem gelöst scheint, ist eine Sache immer noch ungewiss: die große und wahre Liebe, sie bleibt ein Rätsel. Wie soll man sein großes Los unter acht Millionen Menschen auf der Erde nur finden? Ein Konzern in Paris versucht nun, auch dieses Geheimnis zu lüften und jedem Menschen den perfekten Partner zu ermöglichen.

Die Idee hinter der neuen Dating-App "Osmosis" und ihre Nutzung ist ganz einfach: Die Suchenden schlucken eine Pille und senden ihre Hirndaten an die App, die diese analysieren und ein perfekt passendes Match finden. "Fast zu einfach", denken sich einige Interessierte. Ob sexsüchtig (Manoel Dupont), von der großen Liebe enttäuscht (Stephane Pitti) oder nur ohne Selbstbewusstsein: Sie schlucken kurzerhand das Medikament und hoffen, ihren Seelenzwilling bald zu finden.

Doch schon bald wird aus dem Traum ein Albtraum. Denn die Dating-App zieht sich nicht nur Informationen aus dem Hirn, die man bei einer solchen Suche gerne angeben würde. Sie holt auch die tiefsten Wünsche und Träume, alle Gedankengänge und intimsten Geheimnisse ihrer Nutzer hervor. Denn nur so kann ein Gegenpart für die perfekte Beziehung gefunden werden. Doch damit nicht genug: Die Nutzer sind während der Testphase dieser vermeintlich revolutionären App auf einmal Gefahren ausgesetzt, mit denen sie nicht gerechnet hätten. Denn eines ist klar: Liebe tut auch mal weh.

Die Suche nach dem perfekten Partner

Die Serie zeigt, dass mit Technik zwar vieles möglich ist, aber es unweigerlich mit verheerenden Folgen verbunden ist, wenn wir es auf die Spitze treiben, wenn selbst der Geist, das Herz und die Gedanken überwacht werden. Die App von Übermorgen – sie weiß und speichert alles. Würden wir diesen hohen Preis der völligen Aufgabe unseres freien Willens zahlen? Und vor allem: Trauen wir tatsächlich einer mathematischen Formel mehr zu als unserem eigenen Urteilsvermögen? Es sind neben den Schauwerten auch solche durchaus tiefschürfenden Fragen, die hier zumindest angerissen werden.

Junge Schauspieler wie Hugo Becker ("Gossip Girl"), Agathe Bonitzer, Yuming Hey oder Gael Kamilindi verkörpern Menschen, die erst nach und nach verstehen, wozu diese App tatsächlich fähig ist. Mit eindrucksvollen Bildern gelingt es den Machern Audrey Fouché ("Les Revenants", "The Borgias"), Aude Albano und Claude Chelli, eine moderne Zukunft zu präsentieren, ein Szenario, das einem nicht mal so unrealistisch erscheint. Leider. Die Serie zeigt die erschreckenden Auswirkungen, die uns drohen könnten, wenn wir uns nicht mehr auf uns selbst verlassen, sondern nur noch der Technik vertrauen.

Nach "Marseille" ist die Science-Fiction-Serie "Osmosis" die zweite französische Produktion auf Netflix. Die erste Staffel, die ab 29. März auf Netflix veröffentlicht wird, besteht aus acht Folgen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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