Neues RTL-Format

Quarantäne-WG: Eine Videokonferenz ist noch keine Fernsehsendung

24.03.2020, 11.54 Uhr
von Antje Rehse
Oliver Pocher, Thomas Gottschalk und Günther Jauch meldeten sich am Montag erstmals aus der "Quarantäne"-WG.
Oliver Pocher, Thomas Gottschalk und Günther Jauch meldeten sich am Montag erstmals aus der "Quarantäne"-WG.  Fotoquelle: TVNOW

Die Fernsehsender stehen in Zeiten von Corona vor einer großen Herausforderung. RTL wagt mit "Die Quarantäne-WG" ein neues Format. Nach der ersten Folge lässt sich konstatieren: Da ist noch viel Luft nach oben.

Die neue Sendung beginnt mit einer kleinen TV-Sensation. Na gut, das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber dass Günther Jauch seinem langjährigen Kollegen Oliver Pocher im gemeinsamen Videochat das "Du" anbietet, ist am Ende das vielleicht einzige Highlight der ersten Folge von "Die Quarantäne-WG". Eine Mischung aus Unterhaltung und Information hatten die Macher im Vorfeld angekündigt und möglicherweise ist genau das Problem. Information lässt sich in zahlreichen anderen Formaten besser beschaffen und der Unterhaltungsfaktor kommt in der ersten Folge schlicht zu kurz. 

Zunächst berichtet Pocher von seiner eigenen Erkrankung. Der Comedian ist mit dem Coronavirus infiziert. In der Nacht habe er Schüttelfrost und etwas Fieber gehabt, zudem sei sein Geschmacks- und Geruchssinn verschwunden - ein Symptom, das viele Corona-Infizierte schildern. 

Im Laufe der Sendung werden Laura Karasek, Max Giesinger und eine Ärztin zugeschaltet. Sie berichten von Ängsten in der Krise, die Ärztin gibt ein paar Tipps und Hintergrundinfos, Max Giesinger singt außerdem ein Lied. Als Thomas Gottschalk berichtet, er habe ein mulmiges Gefühl, das er vorher so noch nicht gekannt habe, erinnert ihn Günther Jauch an die Zeit nach dem Super-GAU in Tschernobyl. Zum Lachen ist das alles nicht, doch auch der Mehrwert in Sachen Informationsgehalt hält sich in Grenzen.

Dass die rudimentäre Technik mal für Sprechpausen sorgt und dann wieder alle durcheinandersprechen, erinnert viele, die aktuell im Homeoffice arbeiten, an die morgendliche Videochat-Konferenz. Das mag auf den ersten Blick charmant und authentisch sein, trägt aber auf Dauer keine Fernsehsendung.

Günther Jauch scheint sich der Problematik bewusst. Er spricht von "Guerilla-TV" und verspricht für die zweite Sendung, die am Dienstag wieder um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, Verbesserungen. Zunächst ist "Die Quarantäne-WG" als eine Art Test für eine Woche ausgelegt. Wenn die Macher darüber hinaus senden wollen, müssen sie sich trotz aller Widrigkeiten, die die Corona-Krise mit sich bringt, etwas mehr einfallen lassen.

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