"Nach der Ebbe kommt der Tod"

"SOKO Wismar": Auswärtsspiele tun den Ermittlern gut

von Wilfried Geldner

Hauptkommissar Reuter und die Rechtsmedizinerin Dr. Sturbeck von der SOKO Wismar haben eine Traumreise auf die Insel Langeoog gewonnen. Doch schnell wird aus dem Urlaub in dieser Folge in Spielfilmlänge eine Mord-Ermittlung.

ZDF
SOKO Wismar – Nach der Ebbe kommt der Tod
Krimi • 08.04.2020 • 20:30 Uhr

Lasst die Inselkommissare doch häufiger Urlaub machen – Auswärtsspiele tun ihnen offensichtlich gut. Jan Reuter (Udo Kroschwald) und seine Rechtsmedizinerin Dr. Helene Sturbeck (Katharina Blaschke) laufen im "SOKO Wismar"-Special von Steffi Doehlemann (Regie) und Anke Klemm (Drehbuch) jedenfalls zur Hochform auf. Zanken sich wie ein altes Ehepaar und graben sich dann doch wie die Wattwürmer in einen Mordfall ein. Dass die ohnehin sehenswerte Ostfrieseninsel obendrein eine Hauptrolle hat, ist den ebenso perfekten wie unaufdringlichen Bildern des Kameramannes Oliver-Maximilian Krause zu verdanken. Am liebsten würde man nach dem Film gleich die Koffer packen.

"Foohkadde bidde!" – Während Reuter auf der Fähre noch nach den Tickets kramt und dabei erklärt, dass man eine Glücksreise auf die Insel gewonnen habe, kommt es zwischen ihm und Helene Sturbeck schon zum ersten Streit. Reuter hat die ganze Zeit mit Helene kein Wort geredet. Warum auch, er will Urlaub machen und Fische fangen – war doch vereinbart, dass jeder sein eigenes Ding machen soll. Einzelzimmer in der Pension – "Das andere kommt noch!" meldet Helene die beiden an. Später am Abend überlegt Reuter dann, ob er bei Helene noch mal anklopfen soll. Nach reiflicher Überlegung entschließt er sich, es zu lassen.

Aus solchen Miniaturen setzt sich hier eine wunderbare Odd Couple-Geschichte mit kriminalistischem Hintergrund zusammen. Klar, dass die Wismarer Betonköpfe sich irgendwann finden wären. Als Kriminalisten sind sie einfach zu eingefleischt, um sich der Aufklärung eines Mordes verweigern zu können. In den Dünen findet Käthe, der Boxerhund der Wirtin, einen mumifizierten Totenschädel – es ist der Kopf einer jungen Frau, wie Helene sofort erkennt, Ihr Schädel wurde eingeschlagen, die Flut gab später die in den Dünen vergrabene Leiche frei.

Karine Jaspers, die heimische Polizistin (Hanna Plaß, die ihre Coehn Brothers kennt) winkt erst mal völlig überfordert und behauptet, dass der Fund ein totes Kaninchen sei. Eines von denen, die der Fischer Eike Lüders (Martin Luding) immer so gern erschießt, seitdem seine Frau nach einem Schlaganfall im zerwühlten Garten verstarb und die Tochter verschwand. Lüders ist einer der vielen Verdächtigen, die von den Wismarern aufgespürt werden wie sonst nur Kaninchen in ihrem Bau. Vor allem die Mitglieder der Familie Johannsen, gerne auch "die Kennedys von Langeoog" genannt, machen sich höchst verdächtig. Hatte nicht Caspar, der Sohn, auf dem Mitsommerfest etwas mit der Toten gehabt? Und wurde nicht der Vater vom ehemaligen Polizeichef Paulssen bestochen?

Zwei aber spielen sich bei alldem weit nach vorne: die Insel mit ihren weißen Stränden und dem Sternenhimmel, von dem Helene, die Frau Doktor, beim nächtlichen Rotwein sagt, bei einem Besuch als Kind habe sie immer gedacht, dass es Sterne überhaupt nur auf dieser Insel geben würde. Hanna Plaß als Inselpolizistin Jaspers aber ist ist schauspielerisch ein Fest. Selbstredend entpuppt sie sich als schlaues Ostfriesengewächs, ist schneller als alle anderen und, achgottchen, auch noch schwanger. Mehr geht nicht als in diesem 90-minütigen SOKO-Special, seit 2017 das zweite.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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