ZDF-Thriller

"Sarah Kohr – Teufelsmoor": Von Linksterroristen und verarmten Adeligen

von Hans Czerny

In einer Tankstelle muss Kommissarin Sarah Kohr, eigentlich nur auf der Durchreise, auf einen Teenager schießen. Ihre anschließenden Ermittlungen führen sie zurück ins Jahr 1993 und zu Überbleibseln der RAF.

ZDF
Sarah Kohr – Teufelsmoor
Thriller • 06.04.2020 • 20:15 Uhr

Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) fährt mit ihrer Mutter, Chirurgin übrigens, zum Grab ihres Vaters, der "am Ende der Welt" begraben ist. Mutter und Tochter quälen sich, ganz nach dem Wunsch des Vaters, durchs "Niemandsland", als sie an einer Tankstelle anhalten, in der ein Pappmaskenträger mit dem Inhaber zu rangeln beginnt, als er eine Flasche Wodka stehlen will. Sarah Kohr geht dazwischen, ruft "Polizei!" (was sie sehr häufig tut) und will den Maskenträger niederstrecken. Als der eine Pistole zückt, muss sie ihrerseits schießen – mit auf komplizierte Weise letalem Ausgang, wie sich später herausstellen wird. Auch ihre Chirurgenmutter kann den Täter – einen 15-jährigen Jungen – in ihrer Klinik nicht mehr retten.

Auch am Ende der Welt gelingt es Sarah Kohr in der Episode "Teufelsmoor", die Adresse des Tankstellendiebs ausfindig zu machen. Hohenbek heißt der Flecken, ganz wie die Adelsfamilie, der hier einst alles gehörte. Die Waffe des Jünglings stellt sich, wie auf dem Bildschirm einigermaßen unvermittelt gezeigt wird, als eine "Walther P 38" heraus, wie sie einst angeblich gerne die Roten Zellen verwendeten. Sind auch nach 25 Jahren noch Rote Zellen in Holenbek zu Gange, Überbleibsel der "Dritten Generation" der RAF? Die Waffenspur jedenfalls führt in das Jahr 1993 zurück. Damals sollen Linksterroristen auf der Flucht bei Hohenbek verunglückt sein. Einer der Rotarmisten von damals hatte sich später gestellt, trauert aber der versäumten Revolution von damals immer noch nach.

Doch auch die mittlerweile verarmten Hohenbeks, deren Tochter Jule mit dem Wodkadieb befreundet war, können sich offensichtlich nicht so recht von ihrer Vergangenheit trennen. Wer sind sie wirklich? Ein Waffenlager sollte sie zwecks Überfall offensichtlich vor ihrer Armut schützen. Immer wieder fleht Jule darum, ihr doch endlich die Wahrheit über die Vergangenheit zu sagen. Die gesamte Räubergranate wird allerdings von dem seit damals zum Waldbesitzer aufgestiegenen schießfreudigen Warlord, den Armin Rohde mit finsterer Westmannsmiene gibt, noch bei Weitem getoppt – ein Bleiballett mit Flammenwerfer, das als solches nichts zu wünschen übrig lässt, jedoch den Aberwitz des ganzen nur noch betont.

Deutsche können keine Komödien, so hört man immer wieder. Aber Thriller können sie offensichtlich noch viel weniger. Das ist nun schon ein arges Machwerk, mit dem sich da Marcus O. Rosenmüller (Regie) und Timo Berndt (Drehbuch) auf vermintes linksterroristisches Gelände begeben. Die erstaunlichen Krav-Maga-Balletteinlagen der Lisa Maria Potthoff – "Polizei!" – ändern daran leider auch nicht viel. Sie wirken gegenüber dem Rest des Films eher reichlich aufgesetzt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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