"In Wahrheit – Still ruht der See": eine Mauer aus Beton und Schweigen
Ein 16-Jähriger wird tot in einem See gefunden. Schnell fällt der Verdacht eine Gruppe Jugendliche, die am Ufer gerne zusammen abhängen. Die Saarbrücker Kriminalkommissarin Judith Mohn ermittelt diesmal in ihrem Heimatort.
Viele gut gemeinte Sprüche in vermeintlichem Jugend-Speech, aber auch viel Overacting und Theatralik kennzeichnen den vierten Fall der Saarbrücker Kriminalkommisarin Judith Mohn (Christina Hecke) und ihres Kollegen Freddy Breyer (Robin Sondermann). Auch dabei beim neuen Krimi der "In Wahrheit"-Reihe: Rudolf Kowalski als Elder Statesman Markus Zerner und Jeanne Goursaud als Assistentin Lisa, die für jugendlichen Anstrich sorgt.
Eins muss man ihr lassen, der Saarbrücker Kommissarin, die sich in der Folge "Still ruht der See" in ihren einst in Auseinandersetzung mit der verständnislosen Mutter verlassenen früheren Heimatort begibt. Langbeinig ist sie, das merkt man in den ersten Sekunden, als sie mir nichts, dir nichts der entnervten Mutter des im See gefundenen Marlon Brandmann (Marlon Brando?) zu Hilfe eilt. Stürzt sich ins Wasser, dass die Jeggings nass werden bis zum demonstrativ in Hüfthöhe getragenen Pistolenhalfter. Offen und mit viel Empathie gesegnet ist sie auch, diese Judith Mohn, ganz nach Maßgabe ihrer Darstellerin, die sich laut eigenem Programm "nicht besonders hart oder männlich" geben will als Kommissarin und Frau. Keine Vorverurteilung, sondern Neugierde zeigen – das ist ihre Devise.
Schade nur: Bei den mürrischen Jugendlichen, unter denen sie ermitteln muss, kommt so was gar nicht gut an. Die Clique von der Saar bildet eine Mauer aus Beton und schweigt. Das wiederum mag durchaus realistisch sein, verlangt vom Zuschauer allerdings verdammt viel Geduld, zumal die Halbsätze der durchaus bunten fünfköpfigen Truppe Abziehbilder vorgegebener Machosprüche sind. Mit Empathie ist in diesem Fall eher nichts zu holen.
Die Kommissarin lernt also viel dazu über depravierte Jugendliche vom Rande der Gesellschaft, die auch angesichts eines Toten aus ihrer Mitte noch munter bleiben können und über den Vater des Ermordeten Sätze wie: "Da kommt der Alte!" sagen. Nun, ja. Mit dem Reihentitel "In Wahrheit" hat das alles nichts zu tun, man verwechsle die Fiktion nicht mit der Wirklichkeit.
Zwar wird man zunächst in verzahnten Szenen vielfach auf falsche Fährten gelenkt, erfährt vom Alkoholmissbrauch der Truppe, vom Handel mit gefakten Turnschuhmarken (Wow!), und erlebt grassierenden Machismo bis hin zu Vergewaltigungswetten, doch lässt sich die Ursache des wiederholt betonten Außenseitertums des Toten immer mehr erahnen. Allerdings bleibt sie bis zuletzt eher spießig undercover. Frau Mohn, die Arme, braucht bei alldem ein besonders dickes Fell, muss sie sich doch am Heimatort von ihrer monströs karikierten sozial abgehängten Mutter wie auch von ihrem Müllarbeiter-Cousin als eine, die in bessere Kreise vorgedrungen sei, einiges gefallen lassen. Wie sagt doch die Kommissarin bei der Ankunft zum Kollegen so schön? "Willkommen im Ghetto!" – Alles Weitere ist leider nur ein einziger vergeblicher Klimmzug, um das zu beweisen.
In Wahrheit – Still ruht der See – Sa. 04.04. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH