VR-Pornos und Sex-Roboter

"Sex und Liebe 3.0": Neue Herausforderungen für Beziehungen

von Andreas Schöttl

Die große Veränderung kam mit der Vielzahl an Datingportalen. Nie zuvor war es einfacher, einen möglichen Partner kennenzulernen – sei es für einen Flirt, sei es für etwas Schnelles zwischendurch, sei es sogar für eine richtig feste Beziehung.

ARTE
Sex und Liebe 3.0
Dokumentation • 08.05.2018 • 21:10 Uhr

Tatsächlich hat die Anzahl ernsthafterer Partnerschaften durch das Internet zugenommen, wie Soziologen im Film "Sex und Liebe 3.0" von Sibylle Smolka berichten. Gleichzeitig jedoch überstehen Paare heute kaum mehr erste Schwierigkeiten. Im Schnitt gehen die Beziehungen der Deutschen nach nicht einmal drei Jahren in die Brüche. Und so steckt die Liebe in einem Dilemma: Wo ist der richtige Weg zwischen ich und wir, Leidenschaft und Geborgenheit, Selbstverwirklichung und Sicherheit? Zu viele Eindrücke von gutem erotischen Aussehen würden in die Zweierbeziehung eindringen, erklärt Wolfgang Schmidbauer. Der bekannte Paartherapeut: "Heute soll man gleichzeitig tugendhaft und sexy sein. Das ist schwierig!"

In der Folge scheint die klassische Beziehung endgültig am Scheideweg. Zu viele Verlockungen durch die Digitalisierung ebnen einen Weg in ungeahnte erotische Möglichkeiten. Virtuelle Realität beispielsweise erfüllt schon jetzt einen bislang ungeahnten sexuellen Kick, wie "Testperson" Christoff im Film bestätigt, kurz nachdem er die VR-Brille abgenommen hat. Noch dieses Jahr übrigens soll mit "Harmony" die erste Liebespuppe mit künstlicher Intelligenz auf den Markt kommen. Bereits jetzt sieht sie verblüffend echt aus. Wie Christoff meint, ließen sich die Puppen durchaus gefühlsecht anfassen. Führen "Harmony" und ihre Gespielinnen in ein schönes neues geiles Sex-Paradies?

Die Meinungen unter anderem von Kathleen Richardson, Professorin für Roboter-Ethik, und dem KI-Experten David Levy gehen darüber auseinander. Richardson hat eine Kampagne gegen Sexroboter gestartet. Sie will sie stoppen. Die Britin sieht in Robotern nur "Objekte, die automatisiert wurden". Richardson: "Auch wenn man so eine Puppe, die sich bewegen kann, neben sich sitzen hat, ist man doch ganz allein. Wenn diese Technologie auf den Markt kommt, wird das die menschliche Isolation erhöhen." Levy hingegen glaubt, dass viele in Zukunft die Roboter als Sexpartner akzeptieren werden. In dieser möglichen Entwicklung erkennt er sogar einen Segen für Millionen von einsamen Menschen. "Weil sie diese schreckliche Leere aus ihrem Leben vertreiben!"

Woher diese genannte "schreckliche Leere" bei den Menschen kommen könnte, beantwortet Levy allerdings nicht. Liegt eine Einsamkeit, die viele erwischt, womöglich an einem aktuellen Boom? Zur Selbstoptimierung tragen moderne Apps etwa zur Vermessung des Körpers bei. Wie die Dokumentation "Du sollst dich optimieren!" von Reinhild Dettmer-Finke ab 22 Uhr jedoch zeigt, können nicht erreichte Ziele auch zu einem schmerzhaften Absturz führen. Die Filmemacherin fragt unter anderem, wohin die vielfach angebotenen Optimierungsmethoden führen könnten. Eine Grenze nach oben scheint es nicht mehr zu geben. Ein junger Mann behauptet im Film: "Ein Diplom und einen Arbeitsplatz zu haben, genügt heute nicht mehr. Das Leben verlangt von dir, dich jeden Tag zu verbessern." Na dann, auf ein erfülltes Leben!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Das könnte Sie auch interessieren