"Tatort" aus Köln

Kaputt ist nicht normal

04.06.2019, 06.05 Uhr
von Stephan Braun
Jetzt mal ehrlich: Ballauf (links) und Schenk (Mitte) verhören Theissen.
Jetzt mal ehrlich: Ballauf (links) und Schenk (Mitte) verhören Theissen.  Fotoquelle: Thomas Kost / WDR

Eigentlich hat Jütte ganz andere Dinge im Kopf: Er kandidiert für den Personalrat des Kölner Polizeipräsidiums und legt sich dafür mächtig ins Zeug. Sehr zum Leidwesen seiner Chefs, den Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Sie brauchen Jütte (Roland Riebeling), ihren Assistenten, der es mal wieder fertig bringt, 90 Minuten lang tollpatschig und auch fleißig daher zu kommen. Grandios!

Doch das ist in diesem Tatort nur die Begleitmusik. In den Mittelpunkt haben Christine Hartmann (Buch und Regie) und Rainer Butt (Buch) die Kollegen von der Streife gestellt – mit allen Klischees, die man sich nur vorstellen kann: einen schwulen Polizisten, eine schlecht koordiniert geführt wirkende Dienststelle, den Rachefeldzug eines Beamten.

Schließlich sind gleich zwei Kollegen kaputt, völlig kaputt sogar – und das nach einem stinknormalen Einsatz. So scheint es zumindest. Denn nächtliche Ruhestörung lautet die Meldung, mit der die beiden Streifenpolizisten Melanie Sommer (Anna Brüggemann) und der homosexuelle Frank Schneider in ein eigentlich leerstehendes Wohnhaus gerufen werden. Doch da tobt der Bär: Es ist nicht nur laut, auch Drogen machen die Runde. Während Melanie Sommer ums Haus läuft, ist Kollege Schneider schon drin – und kurz darauf tot. Brutal zugerichtet. "Wie ein Stück Vieh zu Tode geprügelt", gibt Jütte später an.

Melanie Sommer musste alles mit ansehen. Normal, dass das einen Menschen zerstört, kaputt macht. Auch die Fernsehzuschauer sind ganz nah dran, so nah, dass sie gegen Ende kurz wegschauen sollten – denn dann wird dieser Tatort brutal. Und offen bleibt, ob "ein schwuler Bulle genau so schlimm ist wie ein schwuler Fußballspieler", wie sich Melanie Sommer fragt. Weil sie völlig kaputt ist.

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