TV-Kritik

"Tatort: Tiere der Großstadt" – erschütternd langweilig

14.09.2018, 16.08 Uhr
von Florian Blaschke
Maschine ohne Moral: Hat dieser Kaffee-Roboter einen Mord verübt?
Maschine ohne Moral: Hat dieser Kaffee-Roboter einen Mord verübt?  Fotoquelle: Conny Klein/rbb

Der Berliner Tatort versucht sich mit vermeintlich stimmungsvollem Setting über Wasser zu halten – und versinkt dabei nicht nur im nasskalten Winterwetter.

Er habe sich einmal falsch verhalten, sagt der alte Albert (Horst Westphal) zu Robert Karow (Mark Waschke) – und er bereue das bis heute. Doch Karow, der eisige Ermittler, entgegnet nur: "Das gibt’s gar nicht, richtig und falsch."

Dieser Satz, er bildet so etwas wie die Sentenz des neuesten Berliner Tatorts, der Unterbau, auf dem die beiden Fälle aufsetzen. Der des Unternehmers Tom Menke (Martin Baden), der auf dem Kurfürstendamm einen automatischen Kaffee-Kiosk betreibt. Getötet wurde er anscheinend von dem Roboter, der hier statt eines Menschen Kaffee ausschenkt und verkauft. Doch kann ein Roboter morden? Kann eine Maschine etwas Falsches tun? Und: Hat Albert, der einsam in einer kleinen Wohnung über dem Ku’damm wohnt und das Geschehen unten auf der Straße regelmäßig beobachtet, etwas gesehen?

Kurz nach diesem Todesfall wird im Grunewald die junge Carolina Gröning (Tatiana Nekrasov) tot aufgefunden. Sie war frühmorgens zum Joggen aufgebrochen und wenige Stunden später, nachdem sie nicht nach Hause gekommen war, von ihrem Mann Reno (Kai Scheve) als vermisst gemeldet worden.

Lange dümpeln diese beiden Fälle zusammenhanglos vor sich hin – dazu spielt dieser Tatort immer wieder mit dem etwas wunderlichen Vergleich zwischen Tauben, Katzen, Wildschweinen oder Füchsen auf der einen und Robotern auf der anderen Seite. "Tiere der Großstadt", so der Titel dieses Krimis, sind sie irgendwie alle, doch so recht mag sich daraus kein Sinn ergeben.

Und auch der Spannungsbogen bleibt über die 90 Minuten erstaunlich flach, daran können auch eingestreute Figuren wie die der jungen Charlie (Stefanie Stappenbeck), die im Grunewald in einem Zelt lebt und über das erste Grün in der noch winterlichen Natur bloggen will, nichts ändern. Selbst das Setting, dieses triste, nasskalte Berlin mit seinen fahlen Lichtern und den verschwommenen Konturen, wirkt beliebig und aufgesetzt.

Bleiben noch die internen Konflikte. Karow, der mit seinen Allüren allzu oft das Ermittlerteam zu sprengen droht, Nina Rubin (Meret Becker), deren familiäre Situation in diesem Tatort zwar direkt keine Rolle spielt, aber unterschwellig immer präsent ist oder Hospitantin Anna Feil (Carolyn Genzkow) und Assistent Mark Steinke (Tim Kalkhof), deren Nebenrollen auch ermittlungstechnisch Nebenrollen bleiben. Was beide nicht gerade glücklich macht.

Viel Tiefe aber haben all diese Beziehungsebenen nicht. Was auch für die beiden Todesfälle gilt, die Karow und Rubin schließlich klären. Seltsam kalt lässt einen all das, was da in Berlin passiert. Oder, wie eine Rezension zum Berliner Tatort "Dunkelfeld" einmal anmerkte: "Es ist erschütternd langweilig."

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