
Auch am "Tatort" geht die aktuelle Großwetterlage in Deutschland nicht vorbei. Dies merkt auch das Team aus Münster, denn Thiel und Boerne sind durch Corona gebremst. Die Zuschauer werden davon jedoch nichts bemerken, wenn ihr mittlerweile 39. Fall im ersten Halbjahr 2021 gezeigt wird. Im virtuellen Gespräch geben die Schauspieler Axel Prahl und Jan Josef Liefers sowie Produzent Jan Kruse prisma einen Einblick in die Dreharbeiten zu "Wer du wirklich bist".
Dass der Münsteraner "Tatort" nicht immer in Münster gedreht wird, ist kein Geheimnis. Das war im ARD-Dauerbrenner eigentlich immer schon so, auch bei anderen Ermittler-Teams. Schon Horst Schimanski und Christian Thanner rannten in den 80er Jahren das eine oder andere Mal durch München, anstatt in Duisburg zu drehen. Das hatte und hat auch heute noch "produktionstechnische Gründe", denn der Dreh in der Heimatstadt der prominenten Kommissare kann schon einmal für Menschenaufläufe sorgen, wenn die "Lieblinge" von ihren Fans in der Innenstadt entdeckt werden. "Auch in Münster hatten wir das schon, wenn wir in der Stadt gedreht haben", sagt Jan Kruse von der Filmproduktionsfirma Bavaria Fiction, die für den Münsteraner "Tatort" verantwortlich zeichnet.
In Zeiten von Gesichtsmasken und "Abstand halten" kann man solche Zusammenkünfte natürlich nicht gebrauchen, deshalb ist es momentan sogar ein Vorteil, dass das Filmteam nicht direkt vor Ort ist. "Was in Münster gedreht wird, das hängt letztendlich auch immer davon ab, was wir in der Folge szenisch erzählen", verrät Jan Krause. "In 'Wer du wirklich bist' erzählen wir eine Geschichte, die am Rande von Münster spielt, in einer alternativen Kommune." Die Szenen dafür werden an einem Bauwagen in Bornheim bei Köln gedreht. Ganz auf Münster müssen die Fans jedoch nicht verzichten, denn Szenen aus der Stadt wurden bereits mit einer Drohne und einem Kamerawagen aufgenommen.
Die beiden Hauptdarsteller Axel Prahl (alias Hauptkommissar Thiel) und Jan Josef Liefers (Professor Boerne) haben also diesmal keine Szene, die direkt in Münster aufgenommen wurde. Und das liegt eben vor allem an Corona, wie Jan Krause sagt. Axel Prahl bedauert dies sehr, sagt jedoch auch: "Dass wir nicht in Münster drehen, wird man aber nicht merken." Auch sein Kollege Jan Josef Liefers vermisst Münster. Wenn es nach ihm ginge, würde sowieso wieder viel mehr in der Stadt gedreht werden. "Wo wir drehen, entscheiden aber nicht wir Schauspieler", sagt er und ergänzt: "Der Münsteraner Feenstaub fehlt mir, ebenso wie die netten Menschen in der Stadt."
Überhaupt macht Corona beiden Hauptdarstellern zu schaffen. Angst verspüre Axel Prahl in der Corona-Krise nicht, "aber ein gewisses Unwohlsein, weil dieses Virus unsichtbar ist." Er sieht den rigorosen Lockdown aber – ähnlich wie Liefers – durchaus kritisch, besonders im Hinblick auf die Kultur-Szene und die Gastronomie. "Da hätte ich mir bei den Entscheidungen für einen Lockdown eine größere Differenzierung gewünscht." Jan Josef Liefers plädiert dafür, die Angst nicht zum entscheidenden Faktor zu machen: "Momentan beherrschen zwei Gruppen die Diskussion: die Befürworter des harten Schnitts und diejenigen, die Corona als nicht so schlimm erachten. Ich würde mich zu einer dritten Gruppe zählen, die für mehr Gelassenheit einsteht."
Die Beliebtheit des "Tatorts" aus Münster ist für Prahl und Liefers übrigens kein Zufall, sondern hart erarbeitet. Gelegentliche Kritik, die Fälle wären zu klamaukig und skurril, akzeptieren beide. "Man kann es nicht jedem recht machen, doch die großartigen Einschaltquoten zeigen, dass unsere Arbeit vielen Menschen gefällt", sagt Jan Josef Liefers. "Mit Kritik können wir aber gut leben."
Wer die nächste Folge aus Münster nicht mehr erwarten kann: Liefers und Prahl, die übrigens mindestens bis 2024 weitermachen, sind mit ihrem aktuellen 38. Fall "Es lebe der König!" sowie weiteren Folgen in der ARD Mediathek vertreten.
"Wer du wirklich bist"
Der 39. "Tatort" aus Münster läuft im ersten Halbjahr.