"Der Terror der einsamen Wölfe"

Radikalisiert im Netz: Die Geschichte der "Einzeltäter"

von Andreas Schoettl

Die Terror- und Amok-Anschläge von Halle (Saale), Christchurch in Neuseeland oder am Olympia-Einkaufszentrum in München waren Irrsinns-Taten von sogenannten "einsamen Wölfen". Vor allem im Netz hatten die Täter sich radikalisiert.

ARD
Die Story im Ersten: Der Terror der einsamen Wölfe
Dokumentation • 03.08.2020 • 22:45 Uhr

Er wollte gezielt töten. Am 9. Oktober 2019 in Halle (Saale) plante Stephan Balliet den Massenmord an Juden am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Lediglich eine gut verschlossene Tür verhinderte das Eindringen des Einzeltäters in die Synagoge im Paulusviertel. An diesem traurigen Tag fielen schließlich eine Passantin und ein Gast eines Döner-Imbisses Balliet zu Opfer. Das Perfide: Der Täter übertrug sein mörderisches Vorhaben mit einer Helmkamera live ins Netz.

Der wegen zweifachen Mordes und neunfachen versuchten Mordes angeklagte Balliet ist einer jener Täter, die sich im Internet radikalisiert haben und ihre tödlichen Konsequenzen für andere teils mit rechtsextremen Manifesten zu rechtfertigen versuchen. In ihrem Film gehen die Autoren Christian Bergmann und Florian Barth unter anderem der Frage nach, wie Einzelgänger zu Attentätern werden.

Ihre Beispiele für unfassbare Verbrechen sind neben Balliet des Weiteren der Rechtsterrorist Brenton Tarrant, der im neuseeländischen Christchurch bei Angriffen auf zwei Moscheen insgesamt 51 Menschen tötete, und der Amoklauf am Olympia-Einkaufszentum von München, dem im Juli 2016 neun Menschen erlagen.

Bergmann und Barth zeigen auf, wie sich die "Einsamen Wölfe" und ihre Bewunderer sozialisieren und schließlich in anonymen Internetforen radikalisieren. Das Gefährliche aber ist, dass die Sicherheitsbehörden mögliche Täter kaum auf dem Radar haben. Zahlen belegen das. So warnte der Verfassungsschutz in einem aktuellen Bericht vor 12.700 gewaltorientierten Rechtsextremisten. Das Bundeskriminalamt aber hatte im Februar 2020 gerade einmal 60 Personen als Gefährder im Fokus.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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