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"Linksgrün versiffte Rotze": "Bergdoktor"-Star Hans Sigl berichtet von Hasskommentaren der Fans

23.06.2023, 09.59 Uhr

In dem sehenswerten ARD-Porträtfilm "Kurzstrecke mit Pierre M. Krause" spricht Hans Sigl offen davon, wie er bei Teilen seines Publikums aneckt und wie er die Zukunft des "Bergdoktors" sieht. 

Wer hätte es gedacht: Privat trinkt der ZDF-"Bergdoktor" seinen Kaffee mit Hafermilch. Mit der Tasse in der Hand begrüßt Hans Sigl, Star der alpinen Erfolgsserie, den Gastgeber eines unterhaltsamen und erhellenden Porträtfilms, den es seit Kurzem in der ARD-Mediathek zu sehen gibt. "Kurzstrecke mit Pierre M. Krause" heißt die vom SWR produzierte Begegnungsreihe, der es immer wieder gelingt, den Porträtierten auf humorvolle Weise außergewöhnlich nahezukommen.

In Stegen am Ammersee konfrontiert Pierre M. Krause den österreichischen Schauspieler gleich zu Beginn des Treffens jedoch mit eher ernsten Themen. Sigl, der in der Nähe lebt, hat hier am Abend einen Bühnenauftritt geplant. Auf die Frage, ob es ihm in seinen Soloprogrammen wichtig sei, Haltung zu zeigen, antwortet der 53-Jährige frei heraus: "Ich finde ja. Ich kann halt nicht anders. Ich muss auf die Bühne und dann sagen, was ich mir denke."

"Die Zeiten gendern sich"

Ob das nicht auch gefährlich sei angesichts seines in Teilen mutmaßlich stark konservativen Publikums, hakt Krause ein. Gendern etwa sei ein absolutes Reizthema, bestätigt Sigl. "Ich dürfte auch nicht sagen, ich finde Impfen gut", blickt er auf die angespannte Coronazeit zurück. "Ich fand Impfen super, da hat man mir gesagt, dass es eine linksgrün versiffte Rotze ist und dass ich ein Staatsschauspieler bin. Aber damit muss man leben. Die Zeiten werden härter." Es folgt ein provokanter Wortwitz: "Die Zeiten gendern sich."

Die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft ist dem gebürtigen Steirer nicht entgangen. "Es wird immer brutaler die ganze Geschichte", bekräftigt er im SWR-Format, "deswegen finde ich es noch wichtiger, dass man die Dinge sagt". Ihn beeindrucke es auch nicht, wenn Fans drohten, den "Bergdoktor" nicht mehr einzuschalten. "Dann ist der Donnerstag im Eimer, wenn sie nicht mehr gucken, das ist dann deren Problem", findet der Darsteller des fiktiven Allgemeinmediziners Dr. Martin Gruber aus Ellmau.

Über Hasskommentare in den sozialen Medien sagt Hans Sigl im "Kurzstrecken"-Porträt: "Wenn eine Grenze der Bedrohung überschritten ist, kriegt's der Anwalt. Ansonsten schreibe ich ganz gern drunter bei Facebook." Er erkundige sich in solchen Fällen gern gespielt naiv, wie ein bösartiger Kommentar gemeint war. "Dann merkt man, dass die Leute schnell zurückrudern." Solche Menschen wollten in seinen Augen "nur mal kurz abgeholt" werden und dass ihnen mal jemand zuhört.

"Es gibt ein Leben nach dem 'Bergdoktor'"

Auf die ZDF-Serie, der er seinen enormen Bekanntheitsgrad zu verdanken hat, blickt der Wahlbayer mit "Migrationshintergrund" (O-Ton Sigl) mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Stolz. Seit 16 Jahren würden in der Regel acht 90-Minüter pro Jahr gedreht. "Man nennt es Volumenprodukt in der Fachsprache", lässt er Pierre M. Krause wissen. Zusammengerechnet hätten schon über eine Milliarde Menschen die knapp 150 "Bergdoktor"-Folgen gesehen. "Das ist schon krank. Wenn man darüber spricht, hab' ich das Gefühl, ich zerfalle jetzt in Staub, weil es uns auch stolz macht. In Zeiten, in denen jeder sagt, das lineare Fernsehen geht zu Ende, ist das schon eine Strecke."

Dennoch werde er die Erfolgsrolle nicht spielen, "bis ich in Rente gehe". "Der kann doch 70 werden!", wendet Krause im Gespräch ein, doch der Serienstar erwidert: "Das kann er gerne machen, aber nicht meiner, das geht nicht." Hans Sigl: "Es gibt ein Leben vor dem 'Bergdoktor', es gibt ein Leben mit dem 'Bergdoktor', es gibt ein Leben nach dem 'Bergdoktor'." Berufliche Pläne für die Zeit danach hat er bereits: "Ich werde Lesungen machen, auf die Bühne gehen und erst recht den Leuten sagen, was ich denke."

Hans Sigl wünscht sich den deutschen Pass

Einen Wunsch für die nahe Zukunft hat der seit rund 25 Jahren in Deutschland lebende Österreicher allerdings doch: den deutschen Pass. Auf die Frage, was ihn an der doppelten Staatsangehörigkeit reizen würde, antwortet der meinungsstarke Star augenzwinkernd: "Ich dürfte in dem Land wählen, in dem ich seit 1998 Steuern zahle."

Die Dreharbeiten für die 17. Staffel von "Der Bergdoktor" begannen im April. Ein Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest. Hält das ZDF den bisherigen Rhythmus bei, dürften die neuen Folgen nicht vor Dezember 2023 zu sehen sein. Zuvor, am Samstag, 8. Juli, 20.15 Uhr, moderiert Hans Sigl gemeinsam mit Barbara Schöneberger die Schlagershow "Starnacht am Wörthersee" im Ersten.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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