Bei "Maischberger"

Tierfilmer Andreas Kieling spricht über Bärenangriff: "Es geht um ein gewisses Selbstbewusstsein"

22.06.2023, 10.14 Uhr
Heftige Vorwürfe gegen Andreas Kieling.
BILDERGALERIE
Heftige Vorwürfe gegen Andreas Kieling.  Fotoquelle: WDR / Thomas Kierok

Es war ein erschreckendes Bild: Vor wenigen Monaten postete Tierfilmer Andreas Kieling Fotos von sich, auf denen er blutüberströmt zu sehen war. Der Grund? Ein Bärenangriff. Mit Moderatorin Sandra Maischberger sprach er nun über den Vorfall und das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. 

Der Beruf, dem Andreas Kieling nachgeht, ist definitiv kein alltäglicher: Als Tierfilmer ist der 63-Jährige auf der ganzen Welt unterwegs und fängt spektakuläre Aufnahmen von Tieren ein. Dass es dabei auch gefährlich zugehen kann, zeigte er mit Bildern eines Bärenangriffs, die er im Mai auf Facebook hochlud. Bei seinem Besuch in der "maischberger"-Ausgabe am Dienstag sprach er nun genauer über den Angriff.

"Ein Motorradfahrer sieht nach einem Unfall auch nicht besser aus", erklärte Kieling, als Moderatorin Sandra Maischberger nochmals die Bilder im Studio zeigte, "der würde aber nicht hier sitzen, weil es war ja ein Bär." Er sei "auf Recherche in der Westukraine" gewesen, wo er "durch einen unglücklichen Umstand" einem Bären zu nahe kam, der nur wenige Meter neben ihm schlief. "Weil ich gegen den Wind gepirscht bin, hat er mich nicht wittern können. Ich war hinter einem kleinen Vogel her", fügte er hinzu. Dadurch habe er sich leise verhalten.

"Es geht um ein gewisses Selbstbewusstsein, was man in dem Moment ausstrahlen muss"

Kieling erklärte, dass sich Beutegreifer normalerweise solchen Situationen entziehen, weil sie "sehr scheu und vorsichtig sind". Wäre aber eine gewisse Entfernung unterschritten, könne es zu einem "Scheinangriff" oder einem richtigen Angriff kommen. Ihm sei letzteres passiert.

"Der erste Biss ging in den rechten Oberarm", erinnerte sich der 63-Jährige. Aufgrund "enormer Kieferkräfte" habe er sich gedacht, dass sein Arm gebrochen sei. Trotz der Schmerzen habe er in dem Moment nicht geschrien. Das sei ein intuitives Verhalten: "Ich weiß aus Erfahrung als Tierfilmer: Je mehr man sich in so einer Situation wehrt und versucht was dagegenzusetzen, desto mehr eskaliert das." Dennoch betonte er: "Ich mache das professionelle Tierfilmen seit 31 Jahren, seit 27 Jahren bin ich bei 'Terra X'. Und im Verhältnis zu dem gesehen, was ich eigentlich in den letzten Jahren mit Nahbegegnungen mit Tieren erlebt habe, ist relativ wenig passiert."

Zudem sprach er auch über eine Bärenbegegnung, die er 2003 mit seinem damals neunjährigen Sohn Erik in Alaska hatte. In der gezeigten Aufnahme ist Kielings Sohn zu sehen, der versucht einen Bären zu verscheuchen. Als das Tier ihm zu nahe kommt, muss der Dokumentarfilmer einschreiten – und schreit das Lebewesen auf Englisch an. "Egal, in welcher Sprache man spricht: Es geht um ein gewisses Selbstbewusstsein, was man in dem Moment ausstrahlen muss. Und natürlich auch eine gewisse Gestik", erläuterte Kieling.

Kieling über Wölfe: "Schießen ist immer die letzte Instanz"

Heute würde er seinen Sohn nicht mehr zu solchen Expeditionen mitnehmen. Der Grund? Ein paar Monate später wurden ein guter Freund von ihm und seine Lebensgefährtin von einem Bären getötet. "Man muss allerdings dazu sagen, bevor ich Erik mitnehmen durfte und konnte, hatte ich schon sechs Jahre mit diesem Bären zusammengelebt. Da ist es nie zu einem ernsthaften Konflikt gekommen." Damals habe er viel Kritik zu dem Vorfall einstecken müssen, was er annahm. Deswegen würde er sich "heute etwas zurücknehmen".

Auf die Frage, wie der Mensch auf die Beutegreifer – wie Wölfe und Bären – richtig reagieren soll, antwortete der 63-Jährige: "Wir haben vor 170 Jahren den Kontakt zu großen Beutegreifern in Deutschland verloren. Speziell in Deutschland! Um uns herum sah es ein bisschen anders aus." Bezogen auf die Frage kam er auch auf das Thema Jagd und Tötung von Tieren zu sprechen. "Schießen ist immer die letzte Instanz. Ein Tier zu töten, auch, wenn es in letzter Zeit auffällig geworden ist. Das ist immer die allerletzte Instanz."

 


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren