Hans Sigl über Wünsche für 2024 und die Zukunft des "Bergdoktors"
Dieses Jahr feiern Hans Sigl und Francine Jordi mit der ARD-Sendung "Die große Silvester Show" ins neue Jahr. Im Interview berichtet der 54-Jährige, wie bei ihm privat gefeiert wird und was er sich für den "Bergdoktor" wünscht.
Nein, noch hängt Dr. Martin Gruber sein Stethoskop nicht an den Nagel. Dass der ZDF-"Bergdoktor" Hans Sigl trotzdem immer wieder nach dem möglichen Serien-Aus gefragt wird, überrascht kaum – schließlich behandelt Sigl in seiner Rolle als Dr. Gruber bereits seit fast 16 Jahren seine Patienten am Wilden Kaiser. Bis heute erzielt die Reihe regelmäßig fantastische Einschaltquoten; auch die 17. Staffel, die am Donnerstag, 4. Januar, 20.15 Uhr, im ZDF startet, dürfte an den Dauererfolg anknüpfen. Hans Sigl selbst hat indes schon vor Start der neuen Folgen alle Hände voll zu tun: Wie schon im Vorjahr führt der 54-jährige Österreicher gemeinsam mit der Schweizer Schlagersängerin Francine Jordi durch die ARD-Sendung "Die große Silvester Show" (Sonntag, 31. Dezember, 20.15 Uhr, im Ersten).
prisma: Vor einem Jahr sagten Sie im Interview, Sie hätten sich Golfziele für das Jahr 2023 gesetzt. Also, Hand aufs Herz: Hat sich Ihr Golfspiel in den letzten zwölf Monaten entwickelt?
Hans Sigl: In der Tat! Ich habe mein Handicap verbessert und alle Ziele erreicht, die ich erreichen wollte.
prisma: War das Jahr 2023 auch abseits des Golfplatzes so, wie Sie es sich erhofft hatten?
Sigl: Ja, 2023 war für mich persönlich ein tolles Jahr. Das liegt auch an den "Bergdoktor"-Dreharbeiten, die in diesem Jahr wieder besonders viel Spaß gemacht haben. Wenn die vorbei sind, ist zwar das ganze Team froh, dass die Arbeit getan ist, aber gleichzeitig setzt die Wehmut ein.
prisma: Wie lange dauern die Dreharbeiten für eine "Bergdoktor"-Staffel?
Sigl: In diesem Jahr haben wir – mit kurzer Pause im Sommer – von April bis Dezember gedreht. Es dauert eine Weile, bis man acht Filme à 90 Minuten produziert hat. Das nimmt dann eben einen Großteil des Jahres ein.
"Ich bin eher der Typ für Comedy"
prisma: Zuletzt ging es in Elmau recht dramatisch zu ...
Sigl: Das hatte natürlich auch mit dem Verlust zweier Figuren zu tun. Das muss sich in der Geschichte widerspiegeln. Es wäre in einer Serie, die so lange läuft, nicht authentisch, wenn Martin Gruber immer unbeschwert durchs Leben ginge. Jetzt ist aber wieder ein bisschen mehr Leichtigkeit angesagt.
prisma: Ein bisschen mehr Leichtigkeit: Ist Ihnen das lieber?
Sigl: Aus Schauspielersicht ist Drama ebenso reizvoll wie Komödie. Heitere Szenen sind häufig dialoglastig und vom Timing abhängig, das ist meist anspruchsvoller. Das ist wie bei Operetten: Es gibt wundervolle Stücke, die furchtbar sind, wenn sie falsch inszeniert werden.
prisma: Welches Genre bevorzugen Sie privat?
Sigl: Ich bin eher der Typ für Comedy. Ich lache gerne. Das heißt aber nicht, dass ich ausschließlich Komödien schaue.
prisma: Apropos privat: Wie darf man sich Weihnachten im Hause Sigl vorstellen?
Sigl: Ich feiere ganz ruhig und traditionell mit der Familie.
prisma: Und Silvester?
Sigl: Ich bin da mittlerweile sehr ruhig geworden und genieße es, mit einem Glas Wein in das neue Jahr zu starten. Groß gefeiert wird nicht.
prisma: Feuerwerk: ja oder nein?
Sigl: Privat auf keinen Fall!
prisma: War das schon immer so?
Sigl: Selbst Raketen zu schießen, ist nichts für mich. Das habe ich auch nie wirklich praktiziert. Ich freue mich aber über die großen, öffentlichen Feuerwerke. Die schaue ich mir gerne an.
"Kein Fan von bedeutungsschwangeren Rückblicken und komischen Vorsätzen"
prisma: Macht sich bei Ihnen eine gewisse Sentimentalität zum Jahresende bemerkbar?
Sigl: Mir geht es besser damit, wenn ich mich mit den Dingen schon im Laufe des Jahres befasse. Ich bin kein Fan von bedeutungsschwangeren Rückblicken und komischen Vorsätzen. Man kann das ganze Jahr über an sich arbeiten, dafür muss man nicht bis zum Jahresende oder Jahresanfang warten.
prisma: In vielen TV-Rückblicken wird es in diesem Jahr vor allem um ein Thema gehen: Krieg.
Sigl: Ja, das war schließlich auch das gesamte Jahr über spürbar. Durch die sozialen Medien und das Internet ist man mittlerweile am gesamten Weltgeschehen unmittelbar beteiligt. Da muss man manchmal eine Grenze ziehen. Krisen und Konflikte gab es auch vorher schon. Der Mensch hat es immer schon geschafft, eine zerstörerische Kraft an den Tag zu legen. In den letzten Jahren sind wir durch diese Entwicklung medialer Natur näher an all das Leid herangerückt. Meiner eigenen Psyche zuliebe ziehe ich deshalb manchmal den Stecker. Auch das ist erlaubt.
prisma: Werden Sie 2024 wieder Ihre alljährliche Social-Media-Pause einlegen?
Sigl: Ja, wie in den vergangenen Jahren werde ich mir auch im Jahr 2024 wieder ein paar Monate Pause gönnen. Instagram und Facebook auf Eis zu legen, tut ab und zu wahnsinnig gut. Wenn man abnehmen möchte, isst man weniger – und wenn man Abstand vom Internet braucht, schaltet man das Telefon eben aus. Wie heißt es so schön: Die Leute nehmen nicht zwischen Weihnachten und Silvester zu, sondern zwischen Silvester und Weihnachten. Das gilt auch in Bezug auf die sozialen Medien.
prisma: Gilt die Verschnaufpause auch außerhalb von Instagram und Facebook?
Sigl: Ich reduziere mein Arbeitspensum. Mails muss ich schon lesen, und natürlich gibt es auch immer Projekte, die vorzubereiten sind. Im Großen und Ganzen nehme ich mir die zwei Monate zu Beginn des Jahres aber für mich.
prisma: Zuvor steht jedoch noch "Die große Silvester Show" im Ersten an, die Sie nun zum zweiten Mal moderieren.
Sigl: Es hat beim ersten Mal sehr viel Spaß gemacht. Damals hatte ich mir vorab gar nicht vorstellen können, dass man einige Wochen vor Silvester schon in die richtige Stimmung kommen kann. Die Show wird ja voraufgezeichnet. Das Publikum in Offenburg ist aber geübt, und was soll ich sagen: Das hat letztes Jahr richtig Laune gemacht! Als man mich gefragt hat, ob ich noch mal Lust hätte, war ich sofort wieder dabei.
prisma: Wie haben Sie die Aufzeichnung in diesem Jahr erlebt?
Sigl: Super! Ich habe Mitte November daran geglaubt, dass Silvester sei. Es hat sich wirklich so angefühlt (lacht). Dazu beigetragen haben aber auch unsere musikalischen Gäste wie DJ Ötzi, Sarah Engels, Christina Stürmer, Mike Singer oder Stefanie Heinzmann.
"Es gibt ohnehin schon zu viele Podcasts"
prisma: Müssen Fans befürchten, dass Sie die Schauspielerei wegen Ihrer vielen Moderationsjobs irgendwann an den Nagel hängen?
Sigl: Nein! Ich habe während meiner Schauspielausbildung bereits viele Veranstaltungen moderiert und nebenher beim Radio gearbeitet. Für mich lief das also schon früh parallel. Dann kam das Theater, dann das Fernsehen, dann der "Bergdoktor" und schließlich irgendwann die Möglichkeit, wieder zu moderieren. Ich tue das nach wie vor wahnsinnig gern, bin aber froh und dankbar, dass das parallel zur Schauspielerei stattfinden kann. Inzwischen würde ich beides nicht mehr missen wollen.
prisma: Seit kurzem stehen Sie auch wieder mit ihrem Live-Satire-Talk "Hintze und Sigl" auf der Bühne – nach fünf Jahren Pause. Wie kam es dazu?
Sigl: Mein Bühnenpartner und Freund Christof Hintze hatte sich 2017 beruflich verändert und war schlichtweg nicht mehr in greifbarer Nähe. Die Pause war also physischer Natur. Jetzt klappt es wieder. Wir haben in der Zwischenzeit ein komplettes Livestreaming-Studio aufgebaut. Früher waren die Talks mit viel Aufwand verbunden, jetzt sind sie weitaus einfacher umzusetzen. Da liegt es natürlich nahe, sich mal wieder gemeinsam auf die Bühne zu begeben. Lust haben wir auf jeden Fall.
prisma: Fehlt nur noch ein eigener Podcast!
Sigl: Vielen Dank für das Kompliment (lacht)! Mal schauen, was noch auf mich zukommt. Aktuell eher nicht. Es gibt ohnehin schon zu viele Podcasts. Ich denke nicht, dass ich da auch noch mitmischen muss. Außerdem hat mein Tag auch nur 24 Stunden ...
prisma: Ihr Terminkalender scheint sehr voll zu sein. Woher nehmen Sie die Energie?
Sigl: Ich schöpfe Kraft aus der Liebe zu den Dingen, die ich tue, und aus der Demut, sie tun zu dürfen. Klar: Nach Drehschluss könnte ich mich auf die faule Haut legen. Ich finde es aber toll, auf Tour gehen zu dürfen und mit dem Publikum in Kontakt zu kommen. Das Leben ist zu kurz, um Dinge, die man mag, nicht zu tun.
"Leider bewegt sich der Diskurs nicht in die richtige Richtung"
prisma: Gilt das auch für den "Bergdoktor"? Die Frage, wie lange es Sie noch in der Serie hält, wollten Sie zuletzt nicht mehr beantworten ...
Sigl: Noch hat sich an der Antwort nichts verändert. Solange ich mich der Geschichte verbunden fühle, mache ich weiter. Es ist trotzdem jedes Jahr wieder eine spannende Frage, weil sie mich zum Reflektieren bringt. Auch ich frage mich, wie lange es noch weitergeht.
prisma: Wie kommen Sie zu einer Antwort?
Sigl: Die Antwort muss ich in der Serie suchen: Macht es mir noch Spaß? Haben wir noch Geschichten zu erzählen? Bislang konnte ich am Ende jeder Staffel sagen: Ja, wir haben noch etwas zu erzählen. Auch in der 17. Staffel sind wir sehr interessant aufgestellt, die Bandbreite ist groß. Es wird spannend, und so lange das der Fall ist, kann man das auch noch machen.
prisma: Die Quoten geben Ihnen recht.
Sigl: Klar, aber auch in der Hinsicht sind wir gespannt, wie es weitergeht. Seit der Pandemie sind die Leute alle zu Streamern geworden. Wir hatten mit unserer letzten Staffel zum Glück auch großartige Abrufzahlen in der Mediathek. Das bedeutet aber auch, dass die Quote im linearen Fernsehen ein bisschen niedriger wird. Ich hoffe, dass das nicht dazu führt, dass man das Fernsehen an sich infrage stellt.
prisma: Was erhoffen Sie sich sonst noch vom Jahr 2024?
Sigl: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir mit dieser Hetzerei aufhören. Die Leute fallen andauernd übereinander her. Es muss im Jahr 2023 oder 2024 doch möglich sein, zivilisiert miteinander umzugehen. Es ist ungeheuerlich, dass wir heute wieder mit Antisemitismus in einer solchen Ausprägung konfrontiert werden. Leider bewegt sich der Diskurs nicht in die richtige Richtung. Aber man darf die Hoffnung nie aufgeben.
prisma: Sie bleiben also optimistisch?
Sigl: Absolut. Wir bleiben positiv! Ich würde mir einfach wünschen, dass die Prioritäten klarer gesetzt werden. Die politischen Aufträge unserer Zeit sind eigentlich klar: Wir müssen uns um das Klima kümmern, wir müssen uns um die Wirtschaft kümmern, wir müssen uns aber auch um Soziales kümmern. Es wäre ein großer Wunsch von mir, dass das klappt.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH