Sängerin im Gespräch

Liebe auf den ersten Ton

26.06.2023, 14.09 Uhr
von Felix Förster
Lisa Bassenge verbindet Jazz, Chanson und Popmusik zu einer einmaligen Melange.
Lisa Bassenge verbindet Jazz, Chanson und Popmusik zu einer einmaligen Melange.   Fotoquelle: Dovile Sermokas

Lisa Bassenge ist zurück, und sie hat Blumen mitgebracht. Mit „Wildflowers“ vollendet sie ihre Trio-Trilogie, wieder mit Jacob Karlzon am Klavier und Andreas Lang am Bass – wie schon bei „Borrowed and Blue“ (2018) und „Mothers“ (2020). In prisma verrät die Sängerin, warum skandinavische Musiker so besonders sind und weshalb ihr Musikgeschmack so vielfältig ist.

Nach den Alben „Borrowed and Blue“ (2018) und „Mothers“ (2020) bringen Sie Ihre Trilogie mit „Wildflowers“ zu einem Abschluss. Wie fühlt sich der Abschluss dieser Reise für Sie an?

Lisa Bassenge: Eigentlich fühlt sich das Ganze nicht wirklich wie ein Abschluss an. Natürlich klingt das mit der Trilogie gut, aber ich denke, ich werde nicht aufhören, mit Jacob und Andreas zu musizieren. Dafür funktioniert es einfach zu gut. Dennoch ist es jetzt vielleicht Zeit für einen musikalischen Neuanfang mit selbst geschriebener Musik und Texten.

Auf den drei Alben kooperieren Sie mit den skandinavischen Musikern Jacob Karlzon (Klavier) und Andreas Lang (Bass), mit dem Sie auch liiert sind. Wie kam diese musikalische Kooperation zustande?

Lisa Bassenge: Andreas und ich haben uns vor gut 10 Jahren beim Musizieren ineinander verliebt und das ist glücklicherweise auch bis jetzt so geblieben. Es gibt wenige Bassisten, die einen derartig vollen Sound mit großer Virtuosität verbinden und er ist einer davon. Durch meine frühere Managerin Eva Thiessen lernte ich Jacob kennen, er half bei einem Konzert aus, bei dem der Pianist nicht konnte. Das war dann Liebe auf den ersten Ton.

Skandinavische Jazzmusik hat einen ganz besonderen Klang, ich denke da nur an das „Esbjörn Svensson Trio“ des leider viel zu früh verstorbenen Musikers. Welchen Einfluss hatte diese Tradition auf Ihre eigene Herangehensweise an die Musik?

Lisa Bassenge: Ich verbinde skandinavischen Jazz mit einem fast meditativen Klang, einem Klang, in dem viel Platz, viel Raum herrscht. Ein Klang in dem das Fühlen wichtiger sein kann als Komplexität. Eine gewisse Mühelosigkeit verbunden großem musikalischem Können. Sie sind bekannt dafür, Evergreens und Chansons zeitgenössisch zu interpretieren, andererseits aber auch Songs aus anderen Genres „jazzig“.

Wie wählen Sie Ihre Songs aus?

Lisa Bassenge: Auf dem aktuellen Album bin ich sehr nach den Texten gegangen. Es war mir wichtig, Stücke zu finden, die mich selbst berühren, damit ich sie zu meinen eigenen machen kann.

Die Songauswahl des neuen Albums ist wieder sehr ausgefallen, mich persönlich hat „Four Seasons In One Day“ von Crowded House und „Precious“ von Depeche Mode sehr gefreut, tolle Songs. Gibt es auch Songs, bei denen Sie eher zögern würden, obwohl Sie Ihnen gefallen?

Lisa Bassenge: Ich werde mutiger, aber vor Prince oder Jimi Hendrix habe ich immer noch zu großen Respekt.

Die Songauswahl klingt nach einem breiten Repertoire und einem ebenso vielfältigen Geschmack. Woher kommt diese breitgefächerte Liebe zur Musik?

Lisa Bassenge: Musik ist eine der wenigen Kunstformen, die man gemeinsam mit anderen schafft, Musik ist eine Sprache, die fast jeder versteht, zu der fast jeder Zugang hat. Ich liebe am Musikmachen das Kreieren eines Gemeinschaftserlebnisses, einer Erfahrung, die ich mit anderen teilen kann.

Ihr eigener Song „Morning Sounds Of Spring“ ist für mich eines der Highlights des Albums und muss sich hinter den Coversongs keinesfalls verstecken. Wie leicht bzw. schwer fällt es Ihnen, zu komponieren?

Lisa Bassenge: Vielen Dank, das freut mich natürlich sehr. Beim Komponieren muss ich mich oft überwinden, Dinge nicht zu früh zu bewerten. Ich tendiere dazu, Ideen schnell abzuurteilen und Musik nicht einfach geschehen zu lassen. Deshalb versuche ich ganz bewusst, meine „Meinung“ erst einmal wegzulassen und einfach zu schreiben. Und ich stelle mir Aufgaben. Bei „Morning Sounds Of Spring“ war die Aufgabe nur: Was siehst und hörst Du im Moment? Daraus ist das Lied entstanden.

Was macht den Jazz und das Chanson für Sie so unnachahmlich?

Lisa Bassenge: Letztendlich stehen und fallen beide Genres mit dem künstlerischen Ausdruck ihrer Interpreten. In beiden Genres ist eine hohe Individualität, ein hoher Wiedererkennungswert gewünscht. Damit kann ich mich gut identifizieren.

Wann und wo kann man Sie live sehen?

Das Trio spielt in Stuttgart (BIX) am 22. Juni, in Bonn (Dottendorfer Jazznacht) am 23. Juni, in Potsdam (Villa Schöningen) am 24. Juni., in Berlin (A- Trane) am 25. Juni, am 12. August in Jerichow (Jazz im Kloster), am 9. September in Lübeck (Travejazz), am 30. September in Dötlingen (Kultur hinterm Feld) und am 6. Januar in der Elbphilharmonie in Hamburg.

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