„Sonne über Gudhjem: Ein Bornholm-Krimi“

Michael Kobr spricht über seine brandneue Krimireihe

30.08.2023, 11.37 Uhr
von julo
Michael Kobrs neuer Krimi spielt auf einer gemütlichen dänischen Insel.
Michael Kobrs neuer Krimi spielt auf einer gemütlichen dänischen Insel.  Fotoquelle: picture alliance / Frank May | Frank May

 Michael Kobr ist Spiegel-Bestsellerautor und für seine Krimireihe "Kommissar Kluftinger" bekannt. Nun wagt der Erzähler etwas Neues: Sein Kriminalroman "Sonne über Gudhjem: Ein Bornholm-Krimi" spielt auf einer dänischen Urlaubsinsel.

Am 30. August erscheint dein Buch „Sonne über Gudhjem: Ein Bornholm-Krimi“. Worum geht es in dem neuen Krimi?

Mein Protagonist Lennart Ipsen ist ein hochdekorierter Polizist, der eine erfolgreiche Karriere hinter sich hat. Nach einem Burnout zieht er sich auf die Insel Bornholm zurück und übernimmt dort ein kleines Morddezernat. Er kennt als Halbdäne Bornholm aus Familienurlauben und will hier einfach zur Ruhe kommen - doch natürlich lässt der erste Mord nicht lange auf sich warten.

In diesem Krimi wechselst du den Tatort: Anstatt im Allgäu spielt dein neues Buch auf der dänischen Insel Bornholm. Weshalb hast du dich für diesen Wechsel der Szenerie entschieden?

Meine vorigen Krimis – allein 12 Kluftingerromane - habe ich alle mit Volker Klüpfel im Duo geschrieben. Nach so vielen gemeinsamen Büchern wuchs auch der Wunsch nach einem Soloprojekt. Die konkrete Idee zum Krimi kam mir, als ich auf Bornholm im Urlaub war. Es ist für mich ein Sehnsuchtsort, wie Skandinavien im Kleinen. Ich hatte mit der Familie ein Haus im Wald gemietet und mir vorgenommen, diesmal nicht zu arbeiten. Am vierten oder fünften Tag wurde mir dann doch langweilig, und da kam die Müllabfuhr, mit einem himmelblauen LKW. Und auf diesem Laster stand in geschwungenen Lettern „Lennart Ipsen“. Ich fand den Namen so gut, dass ich mir dachte: Warum nicht aus der Insel, auf der ich so oft war, und die ich so mag, nicht einen Krimischauplatz machen?

Also haben Sie die Inspiration des Krimis wirklich von einem Müllwagen?

Genau, auf Bornholm ist ja wirklich alles so schön hyggelig, da heißt sogar die Müllabfuhr so wie andernorts die Poeten, und da hat mein Gehirn angefangen zu arbeiten.

Siehst du diesen Wechsel der Szenerie auch als Risiko? Du bist schließlich als Autor der „Kluftinger“-Krimis bekannt.

Ein Risiko ist es auf jeden Fall. Wir haben neben Kluftinger ja auch einiges gemacht, letztes Jahr ist eine Serie gestartet, die in Frankreich spielt, aber einen Krimi ganz alleine zu probieren, ist eine Herausforderung, aber ich werde bald 50, da hat mich das Neue nochmal gereizt und auch die neue Arbeitsweise, die komplett neue Location und ein neuer Plot mit neuen Charakteren. Ich weiß ja noch gar nicht, wie die Leute darauf reagieren werden, aber genau das macht auch wahnsinnig viel Spaß.

Warum ist dein neues Buch ein Muss für jeden Krimi-Fan?

Weil der einen auf eine wunderschöne Insel entführt und weil eine Menge spannender Personen vorkommen, die ganz anders funktionieren als Kluftinger, seine Kollegen und seine Familie. Es ist einfach toll, in diese idyllische Inselwelt abzutauchen.

Also hast du nicht einfach nur die Namen der Menschen und Orte geändert?

Klar, der Ton ist ganz anders. Lennart Ipsen ist 20 Jahre jünger als Kluftinger und hat deshalb auch mit anderen Problemen zu kämpfen/ andere Herausforderungen zu meistern. Er hat zum Beispiel noch Kinder im Teenageralter und lebt einfach in einer anderen Welt. Der Ton ist auch insofern anders, als dass der Krimi zwar heiter ist, aber nicht so auf Humor getrimmt wie die Kluftingers. Es ist zwar keine Komödie, aber auch nicht düster. Cosy-Crime eben.

Du hast schon viele Krimis geschrieben. Warum ist das Genre so beliebt? Was reizt die Menschen an solchen Kriminalgeschichten?

Zum einen glaube ich, dass der Krimiplot einen gut durch die Geschichte zieht. So ist eine gute Mischung möglich: Man kann vieles über das Leben der Protagonisten erzählen, wobei die Krimihandlung die Geschichte aber dennoch voranbringt. Ich bin selbst großer Fan von Krimiserien, weil man sich immer fragt, wie es mit den Charakteren weitergeht. Andererseits ist es auch dieser Umstand, dass eine eigentlich funktionierende Ordnung aus der Spur gerät und die Menschen gerne dabei sind, wie diese Ordnung wiederhergestellt wird.

Woher nimmst du die Ideen und die Inspiration für deine Bücher?

Das sind Versatzstücke. In diesem Fall hat es ja mit dem Namen begonnen. Außerdem war in der Nähe unserer Ferienwohnung ein Turm der NATO, mit dem bis zum Ende des Kalten Krieges die Russen abgehört wurden. Als es nach Schweinemist gerochen hat, kam ich dann auf die Idee, dass das Opfer ein Schweinebauer sein könnte. Es sind Dinge, die man erlebt, aus denen eine Geschichte entsteht. Das können natürlich auch Zeitungsmeldungen oder ähnliches sein. Planbar ist das aber nicht, es kommt dann einfach.

Also liegt es in deiner Natur, dir diese Geschichten auszudenken.

Anscheinend.

Hast du jemals überlegt, das Schreiben an den Nagel zu hängen?

Niemals. Ich empfinde es als solches Privileg, sich Geschichten zu überlegen, sie niederzuschreiben und davon Leben zu können. Als Kind oder Jugendlicher war es allerdings noch nicht mein Traum, Autor zu werden. Ich bin da eher ein wenig hineingestolpert, aus einem ambitionierten Hobby wurde ein Vollzeitberuf. Aber auf Recherchereisen gehen zu können, neue Welten zu erfinden und sich die Arbeit selbst einteilen zu können, ist unglaublich.

 

"Sonne über Gudhjem: Ein Bornholm-Krimi" – Michael Kobr – Goldmann Verlag – 416 Seiten

 

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