Tom Gaebel im Interview

Die Leidenschaft, mit Musik zu unterhalten

30.09.2025, 14.48 Uhr
Tom Gaebel ist Deutschlands Crooner Nr. 1. Mit seinem neuen Album „Kleiner Junge, große Reise“ zieht der mittlerweile 50-Jährige musikalisch Bilanz. prisma hat mit ihm über sein neues Album und die Tour im kommenden Jahr gesprochen.
Tom Gaebel hat sich auf seinem neuen Album in seine Kindheit zurückversetzt.
Tom Gaebel hat sich auf seinem neuen Album in seine Kindheit zurückversetzt.  Fotoquelle: Marcel Brell

Sie haben Ihren 50. Geburtstag hinter sich. Was verbinden Sie mit diesem Meilenstein, und wie haben Sie ihn musikalisch für Ihr neues Album „Kleiner Junge, Große Reise“ aufgegriffen?
Tom Gaebel: Na ja, früher dachte ich, ein Geburtstag ist wie jeder andere. Aber jetzt merke ich, dass es schon etwas Besonderes ist – vielleicht die Mitte des Lebens, wenn man optimistisch ist. Vieles liegt auch schon hinter einem. Es lohnt sich, das zum Anlass zu nehmen, musikalisch zurückzublicken. Mit meinem Team habe ich ein Album mit biografischen Notizen gemacht, Themen aus meiner Vergangenheit ausgesucht. Durch den Fünfzigsten blicke ich ein wenig bewusster zurück.

Sie haben das Album als „musikalische Inventur Ihres Lebens“ beschrieben. Gab es Erinnerungen oder Momente, die besonders schwierig einzufangen waren?
Eigentlich war es nicht schwierig, weil wir Themen gesucht haben, die mir wichtig waren. Zum Beispiel gibt es den Song „Mittendrin“, der mein Gefühl als Kind mit drei Brüdern einfängt – ein bisschen wie Michel aus Lönneberga, frech und verspielt. Es sind keine wörtlichen Erlebnisse, sondern Gefühle und Ideen, die jeder nachvollziehen kann. Der Song über meine Zeit als Posaunist ist autobiografisch – da steckt viel Wahres drin, auch wenn ich Gags über die „uncoolen“ Seiten der Posaune eingebaut habe. Am Ende ist es trotzdem eine Hommage geworden, weil ich die Posaune liebe.

Die Single „Und Alle Hab’n Geklatscht“ handelt von Ihrem ersten Auftritt. Ist es wirklich so abgelaufen, wie Sie es besingen? Wie hat es sich angefühlt, diesen Moment wieder zu erleben?
Mein erster Auftritt war mit sechs als Geiger im Orchester, aber der Song kombiniert mehrere Erinnerungen aus der Pubertät, wo ich aufgeregt auf die Bühne wollte. Es war nicht Eins-zu-eins so, wie im Lied beschrieben – meine Mutter klatschte immer, und das Gefühl wurde kreativ verarbeitet. Beim Videodreh war ich emotional berührt, weil mich Details aus den 80ern, wie der Zauberwürfel oder alte Aufkleber, an meine Kindheit erinnert haben.

Wie haben Sie entschieden, welche Hits Sie covern möchten?
Die Idee war, meine Inventur mit bekannten Songs zu verbinden, die mich begleitet haben, und sie mit eigenen Texten zu füllen. Die Hälfte des Albums sind bekannte Lieder, die ich liebe, wie „(I Just) Died in Your Arms“ von der Cutting Crew, das ich als „Vorbei ist unsere Zeit“ umgesetzt habe. Wir haben den Verlagen die Ideen vorgelegt – manche, wie „Material Girl“ von Madonna, wurden freigegeben, andere nicht. Es war jedes Mal eine Ehre, wenn es erlaubt wurde.

Wie haben Sie Ihren Big-Band-Sound mit Easy Listening ausbalanciert, um Ihre musikalischen Wurzeln und persönliche Reise widerzuspiegeln?
Es ist meine Leidenschaft, die Leute mit Musik zu unterhalten, die ich liebe. Ich mache keine sozialkritischen Ansagen, sondern will die Zuschauer glücklich machen. Die Mischung passt perfekt, weil sie meine Wurzeln zeigt und gleichzeitig eine Reise durch meine Vergangenheit ermöglicht. Es ist Musik für alle, die einmal abschalten wollen.

Ihre musikalische Reise begann mit der Violine und der Posaune, bevor Sie Sänger wurden. Wie haben diese Erfahrungen den Entertainer geprägt, der Sie heute sind?
Die Posaune war uncool in der Pubertät, aber ich liebe sie heute. Als Kind fand ich sie faszinierend, auch wenn Gitarre und Schlagzeug damals cooler waren. Diese Vielfalt hat mich breit aufgestellt und meinen Spaß am Musizieren geprägt.

Sie haben schon mit Ihrem Bruder Denis am Saxofon zusammengearbeitet. Wie hat die Familie Ihre Musik beeinflusst?
Meine Familie war immer schon sehr musikalisch – meine Eltern spielten selbst Instrumente, und wir lernten alle mindestens zwei. Mit meinem Bruder Dennis habe ich Jazz gespielt, er hat viele Jahre in meiner Band gespielt. Jetzt hat er leider keine Zeit mehr. Mit meinem Bruder Colin war ich in einer Rockband, das war sehr witzig. Und mein Bruder Oliver hat Bass gespielt. Er ist mittlerweile Pilot, hat aber früher Musik abgemischt. Bei uns war ständig etwas los. Wir haben uns auch alle gegenseitig beeinflusst. Colin hat dann teilweise superharten Metal gespielt. Durch ihn kenne ich auch die ganzen Spielarten des Metals und Rocks rauf und runter. Das war mitunter ein Höllenlärm, der da aus seinem Zimmer kam. Doch irgendwie lernt man dadurch jede Musik irgendwie zu schätzen und denkt sich: Okay, das ist es, was einen bei dieser Musik interessiert. So hat jeder seine eigenen Vorlieben. Aber deswegen bin ich auch musikalisch so relativ breit interessiert.

Wird die Tour 2026 mit einer speziellen Besetzung gespielt? Wie wird sie sich von früheren Shows unterscheiden?
Wir treten mit unserer Standardband auf – acht Leute plus ich, also neun. Das ist die beste Truppe, die ich mir vorstellen kann. Wir sind seit Jahren eingespielt und ich kann mich komplett auf sie verlassen. Ich fühle mich wie auf einer Wolke und muss keine Angst haben dass es Fehler gibt.

Was ist das Besondere an der Tour? Nehmen Sie uns doch einmal mit.
Es wird eine kleine Zeitreise, denn wir werden natürlich viele Songs vom neuen Album spielen. Das nehme ich dann natürlich auch zum Anlass, das Publikum ein wenig durch mein Leben zu führen. Trotzdem werden natürlich auch Frank Sinatra und Konsorten dabei sein und somit alles, was ich liebe und was ich was mich dahin gebracht hat, wo ich jetzt bin. Es wird einfach ein wenig mehr Hintergrund zu den einzelnen Songs geben und warum ich sie singe.

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