"ARD History: Das vergessene Fotoalbum der SS": Besondere Einblicke in eine dunkle Welt
Der Historiker Stefan Hördler entdeckt ein lange verschollenes Fotoalbum mit SS-Erinnerungen. In ARD History wird das Album erstmals gezeigt und Hördler identifiziert zahlreiche KZ-Verantwortliche, darunter Auschwitz-Kommandanten. Die Fotos stammen überwiegend aus dem KZ Lichtenburg und zeigen SS-Männer in alltäglichen Situationen.
Der Göttinger Zeitgeschichtler Stefan Hördler ("Die fotografische Inszenierung eines Verbrechens: Ein Album aus Auschwitz") analysiert seit vielen Jahren Fotos aus der NS-Zeit und tritt zudem als Gutachter bei NS-Prozessen auf. Als er ein zuvor nie gesehenes Album mit der Aufschrift "SS-Erinnerungen" entdeckt, in dem sich mehr als 200 Fotos finden, kann er viele SS-Männer identifizieren, die in anderen Zusammenhängen als Täter hervorgetreten waren. Der "ARD" History-Film "Das vergessene Fotoalbum der SS" (von Susann Reich und Jobst Knigge) zeigt die Fotos zum ersten Mal und bindet sie ins KZ-System der Nazis ein.
Die nur wenig beschrifteten und kaum datierten Fotos stammen überwiegend aus dem KZ Lichtenburg in Prettin (Sachsen-Anhalt), einem Renaissanceschloss, das zunächst als Zuchthaus, dann unter den Nazis von 1933 bis '39 als eines der ersten Auffanglager und Ausbildungsstätte diente. Die Fotos zeigen laut Hördler SS-Männer, die später hohe Posten in den KZs der Nazis bekamen. Nicht weniger als 16 der SS-Leute aus dem KZ Lichtenburg werden später Lagerkommandanten, die untereinander in Verbindung standen.
Hördlers Augenmerk richtet sich aber auch auf Täter der mittleren Ebene, auf Wachleute, Häftlingskompanieführer und Blockwarte. Sie lächeln, posieren stolz vor der Kamera oder spielen Fußball. Es bleibt die Frage: "Wie konnten ganz normale junge Männer zu grausamen Mördern werden?"
Zeitgleich (seit 20.08.) ist in der ARD-Mediathek die Ko-Produktion "Karriere im KZ – Vom Bauernsohn zum NS-Verbrecher" von MDR, BR und Spiegel TV abrufbar, die sich vor allem auf den in Lichtenburg und später im KZ Flossenbürg tätigen SS-Mann Kurt Schreiber fokussiert. Hördler enthüllt darin bisher unbekannte Strukturen des KZ-Systems unmd erläutert, wie es dazu kam, dass sich die SS-Leute auf Seiten des Unrechts in Sicherheit wiegen konnten. Schreiber starb als "ehrenwerter Bürger" lange nach Kriegsende in Flossenbürg.
ARD History: Das vergessene Fotoalbum der SS – Mo. 16.09. – ARD: 23.35 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH