"ProSieben THEMA"

Afghanistan im Griff der Taliban: ProSieben-Reporter erlebte brenzlige Situationen

29.08.2022, 08.27 Uhr
von Christopher Schmitt

Wie hat sich Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban verändert? Für eine ProSieben-Reportage hat Thilo Mischke vor Ort recherchiert - und eine deutliche Kluft zwischen Stadt- und Landbevölkerung festgestellt.

ProSieben
ProSieben THEMA. Afghanistan im Griff der Taliban
Dokumentation • 29.08.2022 • 20:15 Uhr

Afghanen, die von einem stabilen, modernen Staat träumten, wurden vor den Augen der Welt im Stich gelassen: Seitdem die internationalen Truppen Afghanistan vor etwa einem Jahr verlassen haben, sind die fundamentalistischen Taliban erneut an der Macht. Die religiösen Kämpfer mischen alte afghanische Traditionen mit einer eigenwilligen Deutung des Islam. Frauenrechte sind längst passé, Kritiker werden mundtot gemacht. Für seine Reportage "ProSieben THEMA. Afghanistan im Griff der Taliban" fuhren Thilo Mischke und sein Team im Neunsitzer durch ein gebeuteltes Land – ohne kugelsichere Westen, ohne gepanzerten Wagen. Der Reporter geht der Frage nach, wie sich die Lebensrealität der Einheimischen seit dem Machtwechsel verändert hat und begleitet einen Ex-Bundeswehrsoldaten bei seiner Rückkehr.

Wie Thilo Mischke in einem Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau berichtete, müsse man in der Bewertung der Situation deutlich zwischen Kabul und der Landbevölkerung unterscheiden. Für die junge Generation, die in der Hauptstadt mit besserer Bildung und westlichen Werten aufwuchs, ist die Situation ein Albtraum. Auf dem Land hingegen sei man froh, ohne Drohnenangriffe auf den Markt gehen zu können. Einige Menschen würden etwa den Verlust der Frauenrechte für relative Sicherheit in Kauf nehmen.

Während westliche Journalisten in Kabul zudem nicht gegängelt würden und laut Mischke ein relativ freundlicher Umgangston herrsche, sei der Ton auf dem Land "spürbar aggressiver". An Checkpoints bekam er öfter die Worte "Vor einem Jahr hätte ich dich abgeknallt" zu hören. Es habe einige brenzlige Situationen gegeben, bei Kundus sei das Team sogar beschossen worden.

Über viele Jahre waren auch Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert – in Deutschland entbrannte nach dem Rückzug der Truppen eine Debatte über Sinn und Unsinn des Einsatzes. Thilo Mischke ist mit Ex-Soldat Sven unterwegs, der ein vernichtendes Fazit zieht. Von "Versagen" ist die Rede. "Er kommt dahin zurück und denkt sich: 'Irre, es ist einfach alles so wie 1996'", erzählte Mischke der teleschau. "Milliarden wurden ausgegeben, Schulen gebaut, Ausbildungen vorangetrieben – einfach alles für die Katz'."

ProSieben THEMA. Afghanistan im Griff der Taliban – Mo. 29.08. – ProSieben: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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