"Aktenzeichen XY": Diese Fälle wurden durch Hinweise der Zuschauer aufgeklärt
Seit 1967 werden in der ZDF-Reihe "Aktenzeichen XY... ungelöst" echte Kriminalfälle rekonstruiert und die Zuschauer um Hinweise, die zu Ergreifung des Täters führen könnten, gebeten. Und das mit Erfolg! Abscheuliche, undurchschaubare und schockierenden Verbrechen konnten durch Angaben aus der Bevölkerung aufgeklärt werden. Hier gibt es die spektakulärsten Fälle im Überblick.
Hervorragende Aufklärungs-Quote durch TV-Zuschauer
Ende der 60er Jahre begrüßte Moderator Eduard Zimmermann die Zuschauer zur ersten Sendung von "Aktenzeichen XY". Die Idee zum Format kam vom Moderator selbst und war eine Weltneuheit. Bis 1997 stand er als Gastgeber vor der Kamera, bis seine Tochter Sabine Zimmermann und Butz Peters die Moderation übernahmen. Seit 2002 ist Rudi Cerne das Gesicht der beliebten TV-Verbrechersuche.
Kriminalfälle, die bei "Aktenzeichen XY" zu sehen sind, sind meist Delikte, bei denen die Polizei mit ihren üblichen Ermittlungsmethoden nicht mehr weiterkommt. Doch mithilfe der Öffentlichkeit kommen in vielen Fällen neue Spuren auf und erstaunlich oft, konnten auf diese Weise schockierende Verbrechen aufgeklärt werden. Knapp 40 Prozent der Kriminalfälle konnten nach der Ausstrahlung von "Aktenzeichen XY" durch Informationen aus der Bevölkerung gelöst werden. Von 4952 Fällen wurden 1948 aufgeklärt (Stand vom Dezember 2022).
Vor allem Betrugsfälle klärten die Zuschauer in mehr als der Hälfte der Fälle mit auf (59,7 Prozent), sowie etliche Sexualstraftaten (42,1 Prozent), Tötungsdelikte (41,4 Prozent), Einbrüche (40,3 Prozent), Vermisstenfälle (32,6 Prozent) und Raubstraftaten (31,2 Prozent).
Schockierende Delikte, die durch das Publikum aufgeklärt wurden
Besonders bitter ist der Fall von Donald Stellwag. Nach Ausstrahlung der Sendung 1992, wurde er fälschlicherweise als Bankräuber verhaftet und saß neun Jahre im Gefängnis. Erst nach seiner Entlassung wurde der wahre Täter gefunden. Auch der Fall einer jungen Frau von 1985, die vermisst wurde und mutmaßlich Opfer eines Verbrechens war, nahm eine überraschende Wende. Nach der TV-Ausstrahlung kam raus, dass die Gesuchte unter falschem Namen untergetaucht war.
1. Der erste aufgeklärte Mordfall
Der erste Mordfall, der dank "Aktenzeichen XY" aufgeklärt werden konnte, war der des Axtmörders von Bernhard Boll. 1968 wurde der Verleger in seinem abgelegenen Haus in Wuppertal von einem Einbrecher überrascht. Der Mörder tötete den 54-Jährigen mit einer Axt, stahl Gegenstände wie eine Armbanduhr und zündete das Haus an. Der Sohn des Opfers alarmierte damals die Polizei, nachdem er Rauch über dem Haus aufsteigen sah. Nach Ausstrahlung der Sendung erkannte ein Zuschauer die Armbanduhr wieder, denn sein 40-jähriger Sohn hatte diese in einem Pfandhaus verkauft. Bereits ein Tag später konnte so der Raubmörder gefasst werden und wurde später zu einer lebenslangen Haft verurteilt.
2. Der Serienmörder "Maskenmann"
Knapp 20 Jahre nach dem Mord an einem 13-jährigen Jungen, konnte der "Maskenmann" 2012 überführt werden. Der Jugendbetreuer missbrauchte seine Opfer, drei von ihnen brachte er um. Nach dem Spaziergänger die Leiche des 13-jährigen Internatsjungen gefunden hatten, berichteten die anderen Kinder von einem Mann mit Maske. Nachdem der Fall bei "Aktenzeichen XY" gezeigt wurde, meldete sich eines der damaligen Missbrauchsopfer und konnte den entscheidenden Hinweis zu dem Betreuer geben, der anschließend verurteilt wurde.
3. Die kleine Ursula in der Kiste
Ein besonders grausamer Fall war das Verbrechen an der kleinen Ursula. Das Mädchen wurde entführt und in eine Kiste gesteckt. Zunächst forderte der Entführer Lösegeld, bis der Kontakt zu ihm abbrach. Ursula konnte nur noch Tod in der Kiste gefunden werden. Ein anonymer Hinweis führte zu einem Verdächtigen, doch dieser reichte nicht aus. Dieser Fall ließ "Aktenzeichen XY" über Jahre nicht los und wurde mehrfach aufgerollt. 26 Jahre nach dem Tod der Schülerin konnte der Täter 2010 überführt werden und zu einer lebenslangen Haft verurteilt werden.
4. Der Räuber, der sich selbst bei "Aktenzeichen XY" sah
2014 bat die Polizei um Mithilfe bei mehreren Raubüberfällen und Betrügereien. Die Sendung war noch nicht einmal zu Ende, da meldeten sich unabhängig voneinander zwei Hinweisgeber und identifizierten Michael L. aus dem Raum Chemnitz. Der hatte allerdings auch "Aktenzeichen XY" im Fernsehen gesehen und konnte flüchten, bevor die Polizei bei ihm zu Hause eintraf. Doch weit gebracht hat es ihn nicht, wenig später wurde er auf der Insel Usedom geschnappt.
5. Suche nach spektakulärem Ausbrecher
Metin M. saß 2013 bereits in U-Haft für den Mord an einem Clubbesitzer in Berlin, doch der Täter konnte auf spektakulärer Weise flüchten. Mit einem Zellenkollegen sägte er die Gitterstäbe durch, seilte sich filmreif ab und kletterte über mehrere Mauern. Nach monatelanger vergeblicher Suche wendete sich die Polizei an das ZDF. Nach der Ausstrahlung 2014 bekamen die Ermittler dann einen Tipp und sie konnten Metin M. in einer Wohnung in Berlin mit gefälschten Papieren ausfindig machen.
6. Ein Mörder bleibt trotz Überführung frei
Im Jahr 1982 war Lolita B. 17 Jahre alt und schwanger. Ihr Freund war der Sohn eines wohlhabenden Landwirts, der mit der Beziehung zu Lolita nicht einverstanden war. Die Schülerin wurde erdrosselt aufgefunden. 2011 rollte die Sendung den Fall neu auf und es meldete sich ein damaliger Freund des Landwirt-Sohnes. Der Zeuge erklärte, dass er damals mit dem Freund des Mädchens die Leiche auf einer Müllkippe verscharrt habe. An besagter Stelle wurden die sterblichen Überreste von Lolita gefunden. Lolitas damaliger Freund wurde daraufhin des Totschlags schuldig gesprochen. Da Mord zwar nicht verjährt, Totschlag allerdings schon, kam der mittlerweile über 50-Jährige trotz Straftat frei.
7. Auf Volksfest brutal zusammengeschlagen
Auf einem Volksfest in Offenbach wurde 2012 ein junger Mann plötzlich zusammengeschlagen. Die Verletzungen waren so stark, dass das Opfer von da Hals abwärts gelähmt wurde. Aufgrund fehlender Beweise konnte der Tatverdächtige nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Drei Jahre später bringt der Zeugenaufruf von "Aktenzeichen XY" den richtigen Hinweis und Sven R. konnte überführt werden und zu einer elf-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt werden.