Doku-Reihe im rbb

"Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt": Ouvertüre und großes Finale

von Maximilian Haase

Bevor die rbb-Reihe "Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt" ihr Ende findet, geht es an den Anfang zurück: Eine neue Staffel widmet sich der Zeit zwischen Kriegsende und Mauerbau. Das Finale beleuchtet schließlich das Berlin der 2010er-Jahre.

RBB
Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt
Geschichtsdokumentation • 14.08.2021 • 20:15 Uhr

"Auferstanden aus Ruinen", lautete die erste Textzeile der DDR-Nationalhymne. Kaum eine andere deutsche Stadt fand sich darin so sehr wieder wie Berlin – nicht nur mit Blick auf den Wiederaufbau der Nachkriegszeit, den die Hymne meinte, sondern auch im Sinne der Wiedergeburt als pulsierende Hauptstadt nach dem Ende des "Arbeiter- und Bauernstaats" 1989/90. Berlin war Trümmerort und Zentrum des Kalten Krieges, Grenze zwischen zwei Systemen, "neue Mitte" und schließlich Sehnsuchtsstadt für junge Menschen aus aller Welt.

Klar, dass sich die Spreemetropole bei hiesigen Film- und Fernsehschaffenden als Handlungsort und Gegenstand größter Beliebtheit erfreut. Kaum ein Format jedoch widmete sich der Stadtgeschichte so ausführlich wie die Dokureihe "Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt", die der rbb nun nach insgesamt 64 Folgen mit einem würdigen Ende versieht. Und einem Anfang: Zum Abschluss widmet sich die ambitionierte Chronik ab Samstag, 14.8. (20.15 Uhr) erst den Jahren zwischen Kriegsende und Mauerbau, um schließlich zum Finale die wilden 2010er-Jahre zu betrachten. Bis zum Herbst 2022 zeigt der Sender dann alle spielfilmlangen Episoden der Reihe jeweils zur Samstagsprimetime.

"Nach dem Erfolg der vorangegangenen Staffeln fühlten wir uns fast verpflichtet, das Werk mit einer Ouvertüre und einem großen Finale zu vollenden", erklärt rbb-Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus. Der mitschwingende Stolz ist nicht unbegründet: Als eine der größten Dokureihen in Deutschland beleuchtete die TV-Chronik seit 2018 ausführlich die großen politischen Zäsuren Berlins – erinnert sei an Kennedys Rede 1963, das Attentat auf Rudi Dutschke 1968 und natürlich den Mauerfall 1989. Jedoch, und das ist eine große Besonderheit, stand immer auch die detailreich erzählte Alltagsgeschichte der Berlinerinnen und Berliner im Mittelpunkt.

So auch in der aktuellen Staffel, die sich der "Stunde Null" nach den Schrecken des Weltkriegs widmet, welche schließlich zur Teilung der Stadt – und damit des Landes und letztlich der Welt führten. Berlin galt als "Frontstadt", versunken in den Trümmern, bewohnt von Versehrten und Traumatisierten. Doch gab es auch Hoffnung: Der Wiederaufbau begann rasch, die "Rosinenbomber" versorgten per Luftbrücke die Westberliner. Im sozialistischen Osten entstand die repräsentative Stalinallee, im Westen symbolisierte die Edelmeile Kurfürstendamm das Wirtschaftswunder der jungen BRD. Aber nicht alles glänzte: Oft wurde die Nazi-Vergangenheit und Mittäterschaft in der ehemaligen "Reichshauptstadt" verdrängt.

Dieter Hallervorden als Zeitzeuge

Wie immer vergleicht die Reihe Ost- und Westberlin, zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf. Letztere überwogen in den Anfangsjahren; erst zum Mauerbau 1961 wurde die Stadt endgültig geteilt. Die Frage nach dem "richtigen" System – Kapitalismus oder Sozialismus – war noch nicht entschieden, Konflikte entluden sich etwa auch in Protesten wie dem Arbeiteraufstand 1953 in Ost-Berlin. Doch selbst in jenen schwierigen Jahren wussten die Einwohner Berlins – wie immer – die leichten Seiten des Lebens zu schätzen.

Als prominenter Zeitzeuge berichtet Dieter Hallervorden von seiner Zeit als Student in Ost-Berlin, bevor er in den Westen ging, um dort Kabarett zu spielen. Wie es sich als Promi in West-Berlin lebte, erinnert sich Schauspielerin Vera Tschechowa, während Ex-Bürgermeister Eberhard Diepgen auf sein Leben als Sohn einer armen Familie im Wedding zurückblickt.

Reiches Bildmaterial aus Wochenschau- und DEFA-Archiven illustriert die Geschichte der Sektoren-Stadt Berlin, selten gezeigte Privataufnahmen geben Einblick in das ganz normale Leben zwischen Ost und West, das nicht immer von Politik bestimmt war. Nachdem in den vergangenen Staffeln bereits Prominente wie Jasmin Tabatabai und Katharina Thalbach als Sprecherinnen fungiert hatten, ist in den neuen vier Episoden Corinna Harfouch zu hören. Die Schauspielerin gibt sich vom reichen Archivmaterial beeindruckt: "Vieles weiß man ja, aber durch die Bilder, die ich sehe bei der Arbeit, durch das Eintauchen in persönliche Schicksale, erlebe ich sehr intensiv diese Zeit von 1945 bis 1960 nach."

Im kommenden Jahr vollendet der rbb seine Berlin-Chronik dann mit einem Blick auf die vergangenen zehn Jahre bis zum Beginn der Pandemie in der Hauptstadt.

Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt – Sa. 14.08. – rbb: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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