Bei "Caren Miosga"

Außenministerin Baerbock kritisiert den Papst: "...vielleicht zusammen einmal in die Ukraine fahren"

11.03.2024, 09.50 Uhr
von Marko Schlichting

In der ARD-Talkshow "Caren Miosga" sprach sich Annalena Baerbock für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine aus. Ein Ringtausch sei für die Außenministerin "eine Option". Zudem kritisierte die Grünen-Politiker die Worte des Papstes. 

Annalena Baerbock hat sich für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgesprochen. In der ARD-Talkshow "Caren Miosga" sagte die Bundesaußenministerin am Sonntagabend: "Auch ich möchte, dass morgen Frieden ist, und die Ukraine wünscht sich das so sehr wie niemand anders auf der Welt." Wenn Deutschland und Europa jetzt nicht Stärke zeigten, werde es jedoch keinen Frieden geben.

Ringtausch mit Großbritannien sei "eine Option"

"Für Frieden braucht es Stärke und Geschlossenheit. Und deswegen müssen wir die Ukraine mit allem unterstützen, was wir haben, ohne selber Kriegspartei zu werden. Und das bedeutet vor allem mit der Luftverteidigung und der Munition." Würde das nicht passieren, werde Russland noch mehr Orte in der Ukraine einnehmen, warnte Baerbock: "Dann werden mehr Bomben fallen auf Odessa, wo ich gerade war, dann sterben mehr Menschen, dann werden mehr Kinder verschleppt, dann werden mehr Frauen vergewaltigt." Außerdem werde die Front wieder näher an Kiew heranrücken, und damit näher an Europa: "Wer Frieden will, der muss jetzt alles dafür tun, dass die Ukraine diesen Krieg nicht verliert."

Für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern bedürfe es der einstimmigen Zustimmung des Bundeskabinetts. Ein Ringtausch mit Großbritannien sei jedoch "eine Option", erklärte die Grünen-Politikerin. Dabei würde Deutschland Taurus-Marschflugkörper an Großbritannien abgeben. London könnte dann weitere Flugkörper vom Typ "Storm Shadow" an die Ukraine liefern. So, erklärte Baerbock, würde Deutschland die Ukraine indirekt unterstützen.

Baerbock kritisiert Papst Franziskus

Heftige Kritik übte die Außenministerin an Papst Franziskus. Der hatte die Ukraine aufgefordert: "Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben zu verhandeln." Sie wisse nicht, was er sich dabei gedacht habe, so Baerbock.

Die Ministerin habe vor zwei Wochen die Stadt Mykolajiw besucht, wo russische Soldaten ein Wasserkraftwerk zerstört hatten. Vier Wochen lang konnten die Menschen dort nichts anderes als Brackwasser oder abgekochtes Salzwasser trinken, wenn sie nicht verdursten wollten. Baerbock zu den Vorschlägen des Papstes: "Manchmal wünsche ich mir, man würde mit denjenigen vielleicht zusammen einmal in die Ukraine fahren." Und: "Ich glaube, man kann manche Dinge nur verstehen, wenn man selber sieht, was da passiert. Wenn man sieht, wie ein Kindergarten angegriffen wird, während da noch das Spielzeug liegt. Wenn man mit Frauen redet, die sagen: Wenn Frauen nicht mehr sicher sind, dann ist niemand sicher, und drei Wochen später wird dieses Dorf plattgemacht. Und man fragt sich: Wo sind jetzt diese Frauen?"

Baerbock berichtet von emotionalem Treffen

In Kiew habe sie mit einem 16-jährigen Mädchen gesprochen, das gemeinsam mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern während des Unterrichts von einem russischen Bus abgeholt und nach Russland entführt werden sollte. Einzig dem Mädchen sei die Flucht gelungen. "Und am Ende sagte sie zu mir: Frau Baerbock, bitte, bitte, geben Sie Putin nicht nach", berichtete die 43-Jährige. "Und das ist das, was ich denke, wenn der Papst so was sagt: Man muss Mut haben, zu sprechen, den Mut, den diese Kinder haben. Das zu überleben, ist wahrer Mut. Und wir müssen jetzt den Mut haben, an der Seite dieser Kinder, der Menschen der Ukraine zu stehen, alles für die Ukraine zu tun, dass sie sich verteidigen kann."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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