Krimi aus Wien

"Tatort: Dein Verlust": Unter Mordverdacht zum Dienstjubiläum

11.03.2024, 08.29 Uhr
von Eric Leimann

Es wird gefeiert! Der Wiener Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) ist seit 25 Jahren als "Tatort"-Kommissar im Einsatz. Auch im Film wird gefeiert, nämlich der 60. Geburtstag Moritz Eisners. Dabei kommen sich das Geburtstagskind und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) beinahe näher....

ARD
Tatort: Dein Verlust
Kriminalfilm • 10.03.2024 • 20:15 Uhr

Am 17. Januar 1999 lief der erste "Tatort: Nie wieder Oper" mit dem von Harald Krassnitzer gespielten Ermittler Moritz Eisner. Jetzt feiern Eisner und der Schauspieler Krassnitzer, von dem es heißt, dass er noch nicht mal den eigenen Geburtstag begeht, Dienstjubiläum. Auch im Film wird gefeiert, nämlich der 60. Geburtstag Moritz Eisners mit einer exzessiven Party in dessen Wohnung.

Eine wilde Party zum 60sten

Anwesend ist die "Familie" des Oberstleutnants, zu der neben der erwachsenen Tochter Claudia (Tanja Raunig) und ihrem neuen Freund Lukas (Julius Feldmeier) natürlich die "lebensrealistischere" Eisner-Familie aka die Kollegen des alleinstehenden Kriminalers gehören. Als da wären: Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser), die hochschwangere Mitarbeiterin Meret Schande (Christina Scherrer), Chef "Ernstl" Rauter (Hubert Kramar) und einige mehr. Es wird viel getanzt (Eurodance der 90-er) und noch mehr getrunken. Doch kurz bevor es in der größten Freundschaft der TV-Ermittlerwelt, in der Beziehung der altvorderen Singles Eisner und Fellner, zum erotischen Kuss kommt, schläft das 60-jährige Geburtstagskind ein. Die Party im "Tatort: Dein Verlust" ist zu Ende.

DNA von Moritz Eisner am Tatort

Am nächsten Morgen wird Bibi Fellner zum Tatort in einem der bekanntesten Wiener Nachtclubs gerufen. Besitzer Otto Hübner wurde erschossen aufgefunden. Bibi muss ohne Moritz Eisner ermitteln, der noch immer (oder wieder?) komatös auf dem Boden seines Apartments liegt. Schnell fällt der Mordverdacht auf Hübners Geschäftspartner (Eidin Seyed Jalali), doch dann findet die Spurensicherung etwas Irritierendes: DNA von Moritz Eisner am Tatort. Auch eine Überwachungskamera hat festgehalten, dass ein Mann, der Eisner ziemlich ähnlich sieht, kurz nach dem vermuteten Tatzeitpunkt die Diskothek verließ.

Moritz Eisner kann sich an nichts erinnern, doch immer mehr Indizien lassen ihn in einem schlechten Licht dastehen. Ist der ganze Kriminalfall ein aufwendiger "Fake", um Eisner zu belasten? Oder könnte es tatsächlich sein, dass der Kommissar mit Filmriss im Rauschzustand einen Menschen umgebracht hat?

Es "finchert" mehr als nur ein bisschen im Wiener "Tatort". Denn wie bei David Fincher ("Gone Girl", "Sieben"), dem wohl größten lebenden Thrillerregisseur und legitimen Nachfolger Alfred Hitchcocks, wird hier ein vertrackter Larger-Than-Life-Plot ausgebreitet, der einem "Tatort" schnell mal als unrealistisch-lachhaftes Genrestück um die Ohren fliegen kann. Dann nämlich, wenn man mit solchen Stoffen nicht höllisch aufpasst – was aber im Film der österreichischen Kreativen (Buch: Thomas Christian Eichtinger, Samuel R. Schultschik, Regie: Katharina Mückstein) passiert.

Die Freundschaft zwischen Eisner und Fellner

Der "Tatort: Dein Verlust" ist mal wieder ein starker Wiener Beitrag – unter anderem, weil Krassnitzer, Fellner und Co. ihre wohl beste schauspielerische "Tatort"-Leistung seit langem abrufen und dazu die Bilder (Kamera: Michael Schindegger) dieses Wiener Nacht-Krimis einfach wunderschön sind. Selbst wenn der Grundplot mit gängigen Thriller-Klischees spielt und sogar ein mysteriös unsichtbarer Auftragskiller namens "Falkner" auftauchen darf – typische Handlungsfäden werden über 90 spannende Minuten unerwartet ausgetauscht und variiert.

Dazu werden sehr anrührend im Subtext des Krimis verhandelt: Themen wie Alter, Freundschaft und vor allem Freundschaft im Alter, für deren Mann-Frau-Variante das Duo Bibi Fellner und Moritz Eisner mittlerweile seit Jahren so eisern einsteht, wie kein anderes TV-Ermittler-Gespann. Was im Ösi-Krimi seit Jahren thematisiert wird, nämlich die Frage, ob eine tiefe Freundschaft zwischen Mann und Frau im Alter vielleicht die bessere Alternative zur klassischen Beziehung darstellt, wird im "Tatort: Dein Verlust" nun ganz explizit aufs Schild gehoben.

Die Folge sind einige der berührendsten Wiener "Tatort"-Szenen seit langem, zum Beispiel ein weinender Moritz Eisner in einer Gefängniszelle oder auch eine Plot-Auflösung, die ob ihrer Schönheit fast schon sprachlos macht. Auf diesem Niveau dürfen die Wiener Ü-60-Freunde Krassnitzer (63) und Adele Neuhauser (65) ihr Publikum gern noch ein paar weitere Jahre glücklich machen.

Tatort: Dein Verlust – So. 10.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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