Familiensaga

"Das Sacher. In bester Gesellschaft": Doppelleben hinter schönen Mauern

09.02.2024, 17.33 Uhr
von Hans Czerny

Mit dem Zweiteiler "Das Sacher" geht es hinein in das komplizierte Beziehungsleben der österreichischen Hotel-Gesellschaft. Es wird die Geschichte einer Familie und einer Epoche erzählt. Der Zweiteiler wirkt an manchen Stellen mühsam herbeigezettelt. 

3sat
Das Sacher. In bester Gesellschaft (1)
Drama • 02.02.2024 • 20:16 Uhr

Romantik ist Trumpf

Wer sich von "Das Sacher" eine süffige Hotelhistorie nach dem Modell des ZDF-Mehrteilers "Das Adlon. Eine Familiensaga" (2013, Produktion gleichfalls Oliver Berben) erwartet hat, dürfte enttäuscht werden. Im Falle des Berliner Hotels gelang es, eine Familienlegende quer durch die Zeiten zu steuern, so spannend wie opulent, nicht zuletzt Dank der aus recht hartem Holz geschnitzten Protagonisten.

Aber auch, wer auf den Wiener Ringstraßenstil der Gründerzeit oder auf eher leichte Unterhaltung im Wiener Kaffeehausstil wartet, geht hier ziemlich leer aus. Leichtigkeit ist hier nirgends, wahrheitsgetreue Historie ebenso wenig. Gut versorgt werden indessen die Liebhaber des Liebes- und Lore-Romans. Romantik ist Trumpf in diesem Sacher.

Der zweite Teil wird am Freitag, 9. Februar, um 20.15 Uhr, gesendet. 3sat wiederholt die Filme aus dem Jahr 2016 jeweils zur besten Sendezeit.

Die Geheimnisse der Gesellschaft

Recht deftig geht's gleich am Anfang zu: Zelebriert wird da eine ungenierte Ménage à quatre: In der Lobby des Hotels, vom Portier Mayr (Robert Palfrader) als Hans-Moser-Ersatz immerhin bestens gehütet, trifft die junge Fürstin (und Autorin) Konstanze von Traunstein (Josefine Preuß) auf die Berliner Verlegerin Martha Aderhold (Julia Koschitz). Die Freundschaft der beiden Frauen, aber auch Konstanzes "Doppelleben" als Mutter und Bestsellerautorin, geraten in Gefahr, weil Konstanze einer Affäre mit Marthas Ehemann, dem erfolglosen Schriftsteller Maximilian (Florian Stetter), nicht aus dem Wege geht.

Der Adelsmann Hans-Georg von Traunstein, Konstanzes Ehemann und Freimaurer seines Zeichens, hat derweil ein ganz eigenes Geheimnis: Offensichtlich ist er in das Verschwinden der elfjährigen Marie, Tochter einer Wäscherin, in die Katakomben der vis-à-vis liegenden Staatsoper verstrickt.

Der Einfluss des Hotels soll wachsen

Doch Marie entkommt ihrem Peiniger und bringt fortan das Leben der Traunsteins gehörig in Aufruhr. Alles kulminiert, als die Aderholds zu Silvester 1899 von Konstanze ins Hotel Sacher eingeladen werden. Ob die Ehe der Aderholds einer neuerlichen Begegnung mit den Traunsteins standhalten kann? Eine neue Über-Kreuz-Beziehung beginnt. Sie wird allen Seiten schmerzliche Opfer abverlangen. Bis der Ausbruch des Ersten Weltkriegs alldem ein Ende bereitet.

Währenddessen ist die Fleischerstochter und Schwiegertochter des Hotelgründers Franz Sacher, Anna Sacher (Ursula Strauss), damit beschäftigt, das Hotel zum wichtigsten Treffpunkt der k.u.k.-Monarchie zu machen und den Einfluss am Kaiserhof zu vermehren. Immerhin führte sie mit ihrem Unternehmergeist und ihrer Stilsicherheit nach dem Tod ihres Mannes 1892 das Hotel zu einem der führenden Häuser in ganz Europa.

Grobschlächtige Handlungsmotive

Von diesem Glanz ist in der ZDF / ORF-Koproduktion allerdings nicht viel zu bemerken, auch wenn die Kostüm- und Bühnenbildner sicher keinerlei Mühen scheuten. Doch ächzt die Geschichte merklich unter dem Bemühen, die verschiedenen Handlungsstränge in Serienmanier voranzutreiben, und die Regie (Robert Dornhelm) hat mit der Choreografie der Gruppierungen alle Hände voll zu tun. Trotz bester Besetzung (Strauss, Koschitz, Preuß, dazu unter anderem Peter Simonischek, Robert Stadlober und Joachim Król) gibt es kaum wirkliche Fin-de-siècle-Glaubwürdigkeit. Zu grobschlächtig sind letztlich auch die Handlungsmotive gesetzt.

"Nach dem überragenden Erfolg unseres Berliner Hotel-Dreiteilers Anfang 2013 war klar, dass jeder 'nächste Hotelfilm' sich mit dieser großen Vorlage würde messen müssen – und auch, dass sich ein solches TV-Ereignis nicht mit einem beliebigen anderen Hotel wiederholen lässt", gestehen in einem Statement überraschend aufrichtig die Produzenten Oliver Berben und Sarah Kirkegaard. Und weiter: "Das Sacher steht nicht nur für sich, als 'Haus Österreich' in der Mitte Europas, es steht für eine Welt, die die Menschen bis heute fasziniert und verzaubert." Davon ist im Film wenig zu spüren.

Die Geschichte vom Glanz und Untergang der Doppelmonarchie

Erzählt dieser Film nach dem Drehbuch von Rodica Doehnert (auch "Das Adlon") wirklich "das bunte, vielschichtige Kaleidoskop" einer Epoche als eine "Geschichte vom Glanz und Untergang der Doppelmonarchie" aus dem persönlichen Blickwinkel der Menschen dieser Zeit? Doch wohl eher nicht, man reibt sich beim Anblick verwundert die Augen.

Das Sacher. In bester Gesellschaft – Fr. 09.02. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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