Neue Folge "Die Todsünde"

"Der Bozen-Krimi": Hartgesottene Gemeinde von sektenhaften Katholiken

16.02.2023, 09.39 Uhr
von Hans Czerny

Vor der Haustüre der Bozener Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) hat jemand ein neu geborenes Baby abgelegt. "Bald wirst du es verstehen", steht auf einem Zettel. Dann wird die Mutter des Kindes tot aufgefunden. "Capo" Schwarz übernimmt das Kommando im neuen Fall des Bozener-Krimis "Die Todsünde".

ARD
Der Bozen-Krimi: Die Todsünde
Krimi • 16.02.2023 • 20:15 Uhr

Als nach einem Brückensturz eine junge Frau tot geborgen und als Mutter des Babys identifiziert wird, hat Sonja den Verdacht, dass die Wurzel des Übels nur in einer hartgesottenen Gemeinde von sektenhaften Katholiken liegen kann. Als sie sich zusammen mit Jonas (Gabriel Raab) auf den Weg zu den Eltern der Toten begibt, ertönen im Autoradio die gregorianischen Gesänge eines Sektenfunks, und ein Prediger namens De Billio (akustisch: "Debilio") salbadert im Radio-Sender Kyrie eleyson von der "furchtbarsten aller Sünden", dem Sex vor der Ehe.

Ist eine "Sünde" schlimmer als der Tod der Tochter?

Dennoch läuft der 18. Bozen-Krimi "Die Todsünde" nicht auf einen satten Sekten-Thriller hinaus. Lange sollte der Zuschauer das wohl glauben, trägt es doch lange zur düsteren Grundstimmung des religionskritischen Drehbuchs von Sven Halfar ("Silly – Frei von Angst") bei. Als Sonja und ihr Kollege Jonas im Elternhaus der Toten eintreffen, finden sie dort ein über alle Maßen verstocktes Elternpaar vor (Bernd Tischendorf, Meike Droste). Beide bejammern weniger den Tod der Tochter als die Sünde, der sie sich als Unverheiratete vor der Ehe hingegeben hat. Die Schande darob sei unerträglich. Vor allem: Was würde Franz Debilio, der Prediger und Anführer der Gemeinde dazu sagen, die aus einem längst vergangenen Jahrhundert stammt?

Theresa, die junge Frau (Linda Berthold), hatte sich dem ultraorthodoxen Zugriff entziehen wollen – eine Fahrkarte nach München, wo sie eine Stelle als Krankenschwester antreten wollte, hatte sie zur Zeit ihres Todessturzes schon dabei.

Oliver Stokowski als Würgepriester Franz

Schade, dass sich dieser Donnerstagskrimi (Regie: Sabine Derflinger) allzu lange im Milieu eines Schauerromans ergeht, statt einen Konflikt-trächtigen Alltag zu zeigen. Die genannte Gemeinde ist selbstredend fiktiv und dürfte in ihrer märchenhaften Art auch die Bozener erfreuen. Oliver Stokowski liefert als Würgepriester Franz im schulischen Religionsunterricht immerhin ein Frömmler-Porträt, das zu den soeben grassierenden Kirchenskandalen wie die Faust aufs Auge passt.

Über den Kindsvater sei aber nun nicht zu viel verraten. Im letzten Drittel gewinnt dieser Bozen-Krimi nämlich noch an Fahrt. Plötzlich werden aus den Pappmachée-Figuren richtige Menschen und aus dem Film auch Dank der dauerhaft schrummenden Bässe und eines minimalistisch klimpernden Pianos – ein recht saftiges Melodram.

Der Bozen-Krimi: Die Todsünde – Do. 16.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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