Zweiter Teil des Thrillers

"Der Feind meines Feindes": Wem kann man noch trauen?

17.07.2023, 08.19 Uhr
von Hans Czerny

Hans Sigl als Actionheld? Nach dem großen Erfolg des Thrillers "Flucht durchs Höllental" 2019, zeigt das ZDF nun den zweiten Teil aus dem Jahr 2022. Darin müssen sich Ex-Anwalt Klaus Burg und Tochter Alina gegen die Mafia zur Wehr setzen.

ZDF
Der Feind meines Feindes
Thriller • 17.07.2023 • 20:15 Uhr

Greift er, der sonst so menschenfreundliche "Bergdoktor" wirklich zur Maschinenpistole? – Ja, die Umstände erfordern es in der Fortsetzung des Actionthrillers "Flucht durchs Höllental" vom September 2019. Der erste Film fuhr damals satte sieben Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer ein. Im März 2022 ging es unter dem Titel "Der Feind meines Feindes" nahtlos weiter; nun wiederholt das ZDF den ebenfalls quotenstarken 90-Minüter, der sich bei seiner Erstausstrahlung mit 6,10 Millionen Zuschauern und starken 20,5 Prozent Marktanteil den Primetime-Sieg sicherte.

Alina wird als Geisel genommen

Klaus Burg und seine zuvor entführte Tochter Alina (Sofie Eifertinger) sind im Zeugenschutzprogramm des bayerischen LKA und wurden ins Nowhereland nach Island verfrachtet. Trister könnte die Umgebung nicht sein. Alina will raus, sie sei schließlich volljährig. Da kracht es gewaltig, bewaffnete Männer dringen ein. Ein wüstes Geballere – wer ist hier Freund, wer Feind?

Später, viel später im Film, wird sich der dubiose Mafioso Gabriel Morales (etwas zu freundlich: Oliver Mommsen) in seiner Villa am Lago Maggiore entschuldigen für das brutale Vorgehen: "Es tut mir sehr leid, aber es war alles sehr knapp!" – Der Zuschauer mag sich mit dieser Begründung begnügen, wie Burg, der Anwalt mit den begehrten Mafia-Beweisakten auch. Tochter Alina wird derweil erneut als Geisel genommen – sie muss fürs Erste auf Island bleiben. Die Begründung der Geiselnehmer klingt geradezu bergdoktorlich besorgt: Eine beim Überfall verursachte Wunde im Auge könnte bei einem Flug nach Italien lebensgefährlich werden.

Bergdoktor auf Abwegen

Das Schöne an Filmen wie diesem ist ja, dass sie einem alles um die Ohren knallen können, wenn sie sich nur nicht zu ernsthaft geben. Fallen Begriffe wie "Ndrangheta", "Mafia" oder "Cosa Nostra", müssen wir einfach mal an deren Gefährlichkeit glauben – zumal familiäre Einsprengsel Gewähr für Wahrheit bieten. Bald lässt Anwalt Burg nicht nur den Geburtstagskuchen für die Tochter im Ofen verbrennen, schießt Luca, das reizende Mafia-Söhnchen, seinen Fußball auf den Familientisch und gibt sich als Bayern-München-Fan zu erkennen. Es zielt auch der Mafioso-Padre auf eine Video-Kamera im üppigen Park, trifft und behauptet gar, er wolle das Treiben der Mafia beenden – ein Mafiajäger in seinen Kreisen?

Bei alldem kommt zuletzt kein Thriller heraus, aber eben auch keine unfreiwillige Corleone-Parodie. Dem Produzenten und (zugleich) Drehbuchautor Hans-Hinrich Koch gelingt es, mithilfe des versierten Krimi-Regisseurs Marcus O. Rosenmüller, die Spannung hochzuhalten. Wenn es gar nicht mehr anders geht, lassen sie es halt fürchterlich krachen – ein Cabrio explodiert, ein Boot versinkt auf dem Lago Maggiore. Die Lago-Location überzeugt sowieso, Innenräume bieten Prachtkulissen. Der Rest sind Gesichter, denen man die Ndranghenta-Zugehörigkeit glaubt. Allen voran dem betagten Orso Maria Guerrini als Fäden ziehender Alt-Patron im Hintergrund. Und letztlich hält Hans Sigl, der Bergdoktor auf Abwegen, ja auch jegliche Ungereimtheiten einigermaßen zusammen.

Der Feind meines Feindes – Mo. 17.07. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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