Erste Folge "Fryderyks Erbe"

"Der Masuren-Krimi": eine wunderbar wundersame Ermittlerin

von Maximilian Haase

Eine neue ARD-Reihe am Donnerstagabend: Eine herrlich verschrobene Kriminaltechnikerin ermittelt im "Masuren-Krimi" vor attraktiver Seenlandschaft.

ARD
Der Masuren-Krimi: Fryderyks Erbe
Kriminalfilm • 20.05.2021 • 20:15 Uhr

Ob Kroatien oder Irland, ob Bozen oder Zürich – donnerstags entführt das Erste die Zuschauer wortwörtlich in die weite Welt des Verbrechens. Nun bekommen die Regionalkrimis vor hübscher Kulisse Zuwachs: "Der Masuren-Krimi" bringt die landschaftlich reizvolle polnische Gegend auf die TV-Landkarte. Umgeben von zahllosen Seen und weitläufigen Wäldern ermittelt hier Claudia Eisinger als geniale, aber ziemlich verschrobene Kriminaltechnikerin Dr. Viktoria Wex, die es in der ersten Folge der neuen Reihe in den kleinen Ort Pasym verschlägt. Dort steht das Haus ihres Onkels, der jedoch seit Tagen vermisst wird. Nicht nur muss sich die Ermittlerin auf den Abschied von einem lieben Menschen einstellen – auch gerät sie unerwartet mitten in einen Mordfall, der weite Kreise zieht.

Kaum an der masurischen Seenplatte angekommen, muss Viktoria – von Eisinger glaubhaft spleenig und wunderbar wundersam verkörpert – gleich mehrere bittere Pillen schlucken: Ihr Onkel Fryderyk (Wieslaw Zanowicz), der ihr als Mentor galt, hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, ein Suizid scheint wahrscheinlich. Zudem findet die KTUlerin sogleich eine Leiche – mitten im Keller ihres Onkels. Wobei die mit autistischen Zügen ausgestattete Viktoria mit derlei Humor nichts anfangen kann: "Ich benutze keine Metaphern, das verkompliziert nur die Kommunikation."

Aus dem privaten Familiendrama wird ein großer Fall, in dem Dorfpolizist Leon Pawlak (Sebastian Hülk) die eigenartige Ermittlerin aus Deutschland sogleich mitmischen lässt – skeptisch beäugt von Kommissarin Kowalska (Karolina Lodyga), die zugleich Leons Exfrau ist.

Doch Viktoria, deren eigentümliche Art natürlich mit besonderen Fähigkeiten einhergeht, kann helfen: Während Dorfarzt Dr. Baronowski (Krzysztof Leszczynski) von einem Unfall ausgeht, glaubt Viktoria, dass die Leiche professionell manipuliert wurde. Wann und wie der Tote, identifiziert als der abgebrühte Investor Antoni Trudzinski (Saniwoj Krol), ums Leben kam, sollte offenkundig kaschiert werden. Was die Sache noch verdächtiger macht: Die Einmischung der peniblen Ermittlerin ist im Ort nicht gern gesehen, man möchte lieber Gras über die Sache wachsen lassen. Viktoria, die die misstrauischen Dorfbewohner noch aus ihrer Kindheit kennt, muss auf eigene Faust ermitteln. Unterstützung erhält sie einzig von Leon, zu dem die distanzierte Viktoria bald ein Vertrauensverhältnis aufbaut.

Lieber Moleküle als Menschen

Mit ihrem besonderen Blick für forensische Spuren gelingt es ihr, in ein Netz aus familiären Verstrickungen und unvorhergesehenen Verbindungen einzudringen – wobei das Aufeinanderprallen von polnischem Dorfleben und deutscher Mentalität immer wieder zu Missverständnissen führt. Alte Fehden, tief sitzende Wunden, hartnäckige Ressentiments, dazu wehmütige Kindheitserinnerungen einer besonderen Hauptfigur, die Moleküle lieber mag als Menschen, denn: "Die sind sinnvoll angeordnet."

Nach einem Buch von Ulli Stephan und Markus B. Altmeyer gelingt es dem ersten "Masuren-Krimi" unter Regie von Anno Saul, dieses Spannungsfeld in einer von Mythen und Geschichte reichen Region vielschichtig abzubilden. Dafür sorgt auch die erstklassige Besetzung der Hauptrollen.

Nur eine Woche später, am Donnerstag, 27. Mai, 20.15 Uhr, folgt bereits der zweite "Masuren-Krimi" unter dem Titel "Fangschuss": Ebenfalls inszeniert von Anno Saul, geht es um einen toten Wildhüter, illegale Geschäfte und die Bison-Bestände einer noch ziemlich ursprünglichen Landschaft.

Der Masuren-Krimi: Fryderyks Erbe – Do. 20.05. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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