RTL-Show

Koch will Michelin-Stern: "Restaurantretter" Tim Raue schmeckt es jedoch wie "Hafenbecken"

26.04.2023, 09.30 Uhr

Tim Raue hatte es als RTL-"Restaurantretter" mit einem besonders ambitionierten Koch zu tun. "I don't give a f...." steht in Leuchtschrift in Arne Ankers Restaurant "Brikz" in Berlin-Charlottenburg, der eisern sein Ding durchzieht. Nun will Arne unbedingt einen Michelin-Stern ergattern. Doch Tim Raue schmeckt es eher nach "Hafenbecken". Wie kann der TV-Koch da weiterhelfen?

Er gibt es nicht gerne zu, aber braucht Unterstützung – und zwar ausgerechnet von einem Kollegen in der gleichen Liga. Zwar betonen sowohl Arne Anker vom Gourmet-Restaurant "Brikz" in Berlin-Charlottenburg als auch Tim Raue, sein Mentor für fünf Tage, mehrfach, dass es "in ihrer Liga" nicht mehr um Koch-Coaching gehe, sondern um "Nuancen, um Harmonisierung" – was aber letztlich "Geschmackssache" sei. Aber wie sich schnell herausstellt: Papperlapapp!

Der Traum vom "Foodie-Tempel"

In der vorerst letzten Folge von "Raue – Der Restaurantretter" (RTL) trifft der schillernde Star aus der Hauptstadt nicht auf wuschelig-verdruckste Landküchen-Ehepaare, sondern auf ein (wenn auch etwas angestrengt zurückgehaltenes) mindestens so starkes Ego wie sein eigenes. In mehreren Stationen seiner Karriere griff der gebürtige Norddeutsche Arne nach den Michelin-Sternen und konnte sie auch erkochen.

Ausgerechnet in der Corona-Pandemie verwirklichte er dann seinen Traum vom eigenen Restaurant. Statt Investoren zu suchen und Kredite aufzunehmen, versammelte er ein Team von Gleichgesinnten, um eine ehemalige Jazzkneipe zu einem neuen Foodie-Tempel umzubauen.

Erstmal zum Yoga

Atmosphärisch sei ihm das nicht unbedingt gelungen – so zumindest die Meinung von Tim Raue und seiner Frau Katharina. "Dunkel und depressiv", nennt Raue das Backstein-Interieur mit dunklem Mobiliar, während Katharina kopfschüttelnd vor der Deko steht – comicähnlichen Akten und zu "I don't give a f..." als Neonröhre: "Das ist furchtbar." Arne Anker: "Das ist Kunst." Ob der neonfarbene Ausdruck für Eigenwilligkeit wirklich ein gutes Motto für ein angehendes Sterne-Restaurant ist und authentisch für Arne Ankers Ambitionen steht, wagen die Raues zu bezweifeln ("Wenn er provozieren will, dann auf dem Teller") und schreiten zur Tat.

Ungeachtet der verzweifelten Warnungen vonseiten Arnes ("Bloß kein Rosa!") schleppt Tim Raues Ehefrau Stühle in zartem Pink heran und ersetzt die Art-Deco-inspirierten Lampen durch längliche Leuchtröhren. Dass sie nach eigenen Angaben gerade "seinen Lebenstraum demoliert", bekommt der Restaurantchef nicht mit – denn er muss mit Tim erst mal zum Yoga.

"Er muss loslassen", erklärt der ausgewiesene Kontrollfreak Raue grinsend, unterstützt von Ankers Team: "Manchmal hätten wir gerne mehr Verantwortung", so die Sous Chefs Patryk Döring und Norman Faust, Restaurantleiterin Sabine Panzer und Service-Chefin Francesca Manfron.

Berlin hat eine Top-Adresse mehr

Erst mal bekommen Arne und sein Team von den Raues jedoch neue Uniformen, Input für das Menü ("Bloß keine Deko-Blüten aus Omas Balkonien"), etwas Kräuterkunde ("Euer Meerfenchel ist ein Hulk und schmeckt wie Hafenbecken") und Harmonielehre ("Der Karottencrunch in der Vorspeise ist zu laut").

Mitten in der Hauptstadt, aus deren Ghetto Tim Raue stammt ("Ich hatte die Wahl zwischen Täter und Opfer"), gilt es kurz vor einem Testessen mit den wichtigsten Berliner Foodbloggern, das Profil des "Brikz" zu schärfen. "Ich bin total for low food waste", insistiert Arne trotzig, was Raue gleich vom Tisch wischt: "Glaubst du, auch nur ein Gast kommt zu dir, weil du wenig Müll hast?"

Doch so allwissend sich sein Kollege gibt (Raue: "Ich bin einer der besten Köche der Welt und weiß, wo's lang geht") – Arne kann nicht anders, als seinen und Katharinas Input anzunehmen. Zwar wird es erst mal nichts mit seinem ersten Michelin-Stern, aber menschlich hat das Team dazugewonnen, und die rosa Stühle bewirken wahre Freudentränen. Berlin hat also eine Top-Adresse mehr – in der Arne Anker seine in Neon geschwungene Wurstigkeit neu definieren kann.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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