Ehrung der Leica-Kleinbildkamera

"Die Nazis, der Rabbi und die Kamera": Die Liste des Ernst Leitz

18.05.2023, 08.05 Uhr
von Wilfried Geldner

Im Film macht sich der in Kalifornien geborene Autor, Fotograf und liberale Rabbiner Frank Dabba Smith auf eine Reise in die Vergangenheit. Der Fan der berühmten Leica-Kleinbildkamera würdigt die Hilfeleistungen des Wetzlarer Leitz-Direktors Ernst Leitz II für Verfolgte während der Nazizeit.

ARTE
Die Nazis, der Rabbi und die Kamera
Dokumentation • 18.05.2023 • 20:15 Uhr

Von seinen humanen Taten hat Ernst Leitz II, der 1956 verstorbene Chef der Wetzlarer Optik-Werke Leitz, Zeit seines Lebens nie erzählt, heißt es in der Dokumentation von Claus Bredenbrock (ZDF). Aber auch die, denen geholfen wurde, schwiegen. "Sollen wir es erzählen, obwohl es der Großvater nicht erzählt hat?", fragt heute der Urenkel. Für den in Kalifornien geborenen Leica-Fan Frank Dabba Smith, der heute als Autor, Fotograf und liberaler Rabbiner in London tätig ist, steht das außer Frage – auch wenn es eine nicht ganz unkomplizierte Geschichte ist, die da unter dem Titel "Die Nazis, der Rabbi und die Kamera" kolportiert wird.

Leitz rettete zahlreichen Menschen das Leben

Ausgehend von seiner eigenen Leica-Begeisterung – der Prototyp der revolutionären Kleinbildkamera wurde 1923 im Wetzlarer Werk erfunden und wird heute für Millionen gehandelt – geht Smith der Geschichte des Firmenpatriarchen nach, der sich offensichtlich um seine Mitarbeiter sorgte. Eben auch bis hin zur Hilfe für jüdische Freunde, denen er zur Emigration nach Amerika verhalf.

Aber auch die Geretteten selbst, denen er vielfach Jobs im Ausland besorgte und in Bittbriefen zur Ausbildung verhalf, verschwiegen das Erlebte – wohl aus Scham. Mit der Machtübernahme der Nazis geriet das Optik-Unternehmen, das für die Kriegsführung wichtig war, unter deren Kontrolle. Leitz, der zuvor als Demokrat auch parteipolitisch tätig war, trat in die NSDAP ein. "Ein Minimum an Fassade war notwendig, um Gutes bewirken zu können", so formuliert es der Urenkel heute. "Opa war mit Ernst Leitz befreundet, und er hat ihm geholfen", so sieht es die Enkelin eines mit seiner Familie aus Frankfurt vertriebenen jüdischen Optikhändlers geradezu cool, während sie in historischer Aufnahmetechnik mit großen Glasplatten hantiert.

Etwa 80 Personen soll Leitz geholfen haben, heißt es im Abspann. Aber die Fotografin macht eine ganz andere Rechnung auf: Wenn du einem hilfst, der Kinder bekommt und auch die wieder Kinder bekommen, kommt bald ein ganzes Dorf zusammen ...

Die Nazis, der Rabbi und die Kamera – Do. 18.05. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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