EM-Kommentatorin

Claudia Neumann angefeindet – ZDF veröffentlicht Hasskommentar-Bingo

Wenn Claudia Neumann bei der EM ein Spiel kommentiert, hagelt es im Netz sexistische Kommentare, die mit normaler Kritik nichts zu tun haben. Nun stellte sich das ZDF vor seine Reporterin – und die Verfasser von Hassbotschaften bloß.

Als Pionierin in einer langjährigen Männerdomäne hat es Claudia Neumann nicht leicht: Seit sie bei der Europameisterschaft 2016 als erste Frau ein Endrundenspiel im Männer-Fußball live kommentierte, wird die inzwischen 57-Jährige im Netz massiv angefeindet und beleidigt. Nun, sech Jahre später, scheint es ihrem Arbeitgeber, dem ZDF, endgültig zu reichen: Bei Twitter geht der Sender gegen die Verfasser harbwürdigender Äußerungen in die Offensive.

Unter dem Motto "Kommentare, die wir nicht mehr lesen können" teilte das ZDF am Montag einen Tweet, der zuvor bereits vom ZDF sportstudio veröffentlicht wurde. Darin geben die Verantwortlichen in einer Art Bingo-Grafik einen offenbar repräsentativen Überblick über jene Hasskommentare, die Neumann und den Sender Tag für Tag erreichen. "Frauenstimmen passen nicht zum Fußball", heißt es dort. Oder auch: "Hört sich an, als säße da ein Frosch". Ein dritter User empfiehlt: "Die soll lieber Let's Dance kommentieren", und ein vierter erklärt: "Darum schicken wir unsere Frauen extra weg beim Fußball". Auch ein sich übergebendes Emoji ist dabei.

"Der Austausch mit euch ist uns wichtig", schreibt die Redaktion des "ZDF-sportstudios" zu dieser Zusammenstellung. Dies gelte ganz besonders während eines Großereignisses wie der derzeit stattfindenden Fußball-Europameisterschaft. Leider würden allerdings einige die Anonymität des Internets für Hassbotschaften, Beleidigungen und Sexismus nutzen.

"Das ist für uns ein No-Go", stellen die Macher der Sendung klar: "Es geht uns nicht darum, Kritik zu unterbinden. Über konstruktives und sachliches Feedback freuen wir uns sehr!" Die ausgewählten Beispiele hätten allerdings nichts mit Meinung oder Kritik zu tun. Stattdessen werde die Kollegin persönlich angegriffen, was wiederum gegen "jede Regel der Kommunikation" verstoße.

Im Netz stößt der Tweet auf einigen Zuspruch, aber auch auf Kritik, die sowohl gegen Neumanns Qualitäten als Sprecherin, allerdings ebenso auf die Tatsache abzielen, dass Frauen in den Medien häufig immer noch schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann hat sein Vorgehen gegenüber der "Bild" erklärt: "Unser Social Team hat diese Reaktionen zusammengefasst. Nichts gegen Kritik. Aber gegen Hass zeigen wir klare Kante. Wer pöbelt, bekommt von uns die Rote Karte."

Neumann selbst scheint indes wenig auf Hasskommentare zu geben: "Ich lese nach wie vor nichts, nur wenn mich jemand darauf anspricht, bekomme ich Kenntnis. Der Reflex, nach Spielen ins Netz zu schauen, ist mir wirklich fremd", erklärte sie vor einigen Tagen und fuhr fort: "Soziale Netzwerke interessieren mich dann, wenn ich irgendwo etwas recherchiere. Aber nicht in dem Sinne, dass ich mir von einem kleinen Teil erzählen lasse, wie ich mich zu verhalten habe."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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