"Lebenslinien: Einer, der Gesicht zeigt"

Mutiger Kämpfer gegen Rechtsextremismus

von Hans Czerny

In seiner Reihe "Lebenslinien" stellt der BR diesmal den Sozialpädagogen Michael Helmbrecht vor. Er war Mitbegründer von Initiativen gegen den Rechtsextremismus und hat diesen Widerstand nie aufgegeben.

BR
Lebenslinien: Einer, der Gesicht zeigt
Dokumentation • 21.06.2021 • 22:00 Uhr

Michael Helmbrecht, im BR-"Lebenslinien"-Film porträtierter Hochschullehrer und Politaktivist gegen Rechtsextremismus, studierte in Nürnberg Sozialpädagogik, bevor er nach seiner Heirat mit der Familie nach Gräfenberg bei Forchheim zog. Der 3.000-Seelen-Ort war in den 90er-Jahren wegen seines auffälligen Kriegerdenkmals immer wieder Ziel von Aufmärschen der Rechtsextremen. Doch die Gräfenberger Bürger ließen sich das nicht gefallen und schlossen sich alsbald zur Initiative "Gräfenberg ist bunt" zusammen. Michael Helmbrecht war einer der Mitbegründer und langjähriger Sprecher der Initiative, die sich mehr als 50 Aufmärschen mit eigenen Veranstaltungen vor Ort widersetzte.

Als Helmbrechts Haus und Auto vermehrt Ziel von Gewaltakten der Rechten wurden, war das für den Sozialpädagogen Grund genug, einer zu sein, "der in der ersten Linie sein Gesicht für diesen Widerstand zeigt". Dabei hatte es Helmbrecht in seiner Jugend keineswegs leicht. Als er 14 Jahre alt war, starb sein Vater, die Mutter erkrankte psychisch und verbrachte immer wieder mehrere Wochen in einer Klinik. Die Lehrer trauten dem Arbeiterkind wenig zu, doch sein Fachabitur bestand er schließlich mit einer eins, bevor er das Studium in Nürnberg begann.

Nach der Heirat zog Michael mit Frau und Kindern nach Gräfenberg, einer Stadt, die von Rechtsradikalen zu einem der Zentren auf dem flachen Land für die Rekrutierung von Jungwählern auserkoren war. Der politische Widerstand gegen die Umtriebe brachte allerdings nicht nur Belobigung, sondern auch Ärger mit der Justiz ein. 2009 allerdings bekam "Gräfenberg ist bunt" den Demokratie-Preis des Bayerischen Landtags für seinen Kampf gegen den Rechtsextremismus zuerkannt.

"Ich habe Sie mir blond und mit Hosenanzug vorgestellt", begrüßte der Widerständler gegen Rechts provokativ die BR-Autorin Jutta Henkel beim ersten Film-Interview. Die ließ sich auf das Spiel ein und stellte "im Gegenzug provokante Fragen": "Seine Geschichte interessierte mich: Seine aufrechte Haltung gegen die Neonazi-Aufmärsche in Gräfenberg, die psychische Erkrankung seiner Mutter und sein Kampf um Bildung." Den Kampf gegen den Rechtsextremismus führt Helmbrecht bis heute so ausdauernd wie mit großer Gelassenheit.

Lebenslinien: Einer, der Gesicht zeigt – Mo. 21.06. – BR: 22.00 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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