"Freundschaft auf den zweiten Blick"

Lebenshilfe auf vier Pfoten – und aus dem Jenseits

25.03.2022, 08.09 Uhr
von Hans Czerny

Mit munteren Videobotschaften meldet sich Elmars verstorbene Ehefrau aus dem Jenseits zurück – und hilft ihrem Mann so aus der Lethargie. Unterstützung erhält sie dabei von einem niedlichen Hund.

ARD
Freundschaft auf den zweiten Blick
Komödie • 25.03.2022 • 20:30 Uhr

54 Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hat der trauernde Witwer Elmar Kern (Jürgen Heinrich) unbeantwortet gelassen. Das Ehebett meidet er, schläft lieber auf der Couch in seinem alten Optikerladen. Doch aus dieser Trauer wird der 69-Jährige im Film "Freundschaft auf den zweiten Blick" urplötzlich geweckt, als es an der Ladentüre pocht ...

Ein Großkotz begehrt Einlass, er will den Laden als Franchise-Filiale übernehmen, Elmar wird fortan nur noch sein Angestellter sein. Doch dann die Überraschung: Nicht nur, dass aus einer Kiste ein Hund springt. Die "Pudel-Labrador-Mischung" gibt auch einen Laptop frei, auf dem allerlei Videobotschaften der Verstorbenen enthalten sind. Marlene, die Witwe (Teresa Harder) kannte ihren zur Lethargie neigenden Liebsten nur zu gut und so sendet sie ihm jede Menge Lebenshilfe. Fast wird daraus ein Zwiegespräch.

Zumindest künftig dürfte sich das Rührstück mit Hund gut und gerne auch als Weihnachtsfilm senden lassen. Langsam und im wertvollen Gründerzeit-Ambiente kommt das Optiker-Drama daher, gleich zu Beginn fährt die Kamera zu weinenden Geigen die Brillenregale ab. Während im Folgenden Elmar und Frank, der Eifrige von der Optik-Kette "Weitblick" (smart und schnöselig: David Rott) die Hörner spielen lassen, gibt die Witwe ihre Anweisungen aus dem Himmel. Unter den Ermahnungen findet sich nicht nur die Erinnerung an das neue Franchise-Modell, sondern auch ein Tanzkurs und Yogastunden. Wären die Lehrerinnen dort nicht auch was fürs neue Leben nach Marlene?

Hund Yoda, der Drollige, hilft Elmar bei all diesen Verpflichtungen. Er hilft aber auch dabei, man ahnt es ja, dass sich Elmar und der Optikketten-Manager Frank näherkommen. Vorbesitzer Elmar, der fortan nur noch als Angestellter wirken soll, wird nicht nur in eine neue Firmenkluft gesteckt, er wird auch von allerlei zweckdienlichen Prüfungen der Firma "Weitblick" gequält. Das, immerhin, bringt Leben in die Bude – und zuletzt gar eine schöne Pointe an der Ladenkasse.

Der Rest ist viel Betulichkeit und weithin ein Trauer-Spiel, das bei Jürgen Heinrich bis zum echten Fluss der Tränen reicht. Zwei, die sich so gar nicht mochten, finden sich unterm Sternenhimmel vorm hauseigenen Dach-Teleskop. Es gibt ein neues Geschäftsmodell, die Frauenfrage allerdings bleibt vorläufig offen.

Wer Hochglanz-Produkte mag und eine neue Langsamkeit des Freitagsfilms entdecken will, liegt hier sicher richtig. Zugleich drängt sich aber der Verdacht auf, dass eine leichtere Gangart der peniblen Konstruktion des Autors Michel Birbæk ("Danni Lowinski") womöglich besser bekommen wäre als die edle Hochglanzregie des Regisseurs Holger Haase ("Das Leben der Philosophen").

Freundschaft auf den zweiten Blick – Fr. 25.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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