"Fußballhymnen. Schalalalala?": Die faszinierende Welt der Fußballhymnen



Hymnen, Schlachtrufe und Gesänge prägen die Fußballkultur. Die 3sat-Doku "Fußballhymnen. Schalalalala?" beleuchtet ihre Bedeutung und Entwicklung. Interviews mit Experten und Fans zeigen, was einen guten Stadionsong ausmacht und wie sich Fußballmusik historisch entwickelt hat.
Wann wird ein Song zu einer Hymne?
Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten – und Gesänge gehören zum Fußball wie die Tore. Dass Stadionhymnen, Schlachtrufe und Musik im allgemeinen wichtiger Bestandteil der Fankultur sind, wird einmal mehr die anstehende Europameisterschaft zeigen. Kurz vor dem Turnier im eigenen Land widmet 3sat dem Phänomen eine originelle Dokumentation: Was macht einen guten Stadionsong aus? Wann werden Lieder im Stadion emotional? Und wie entwickelte sich das fußballerische Liedgut historisch? Unter dem vielsagenden Titel "Fußballhymnen. Schalalalala?" beleuchtet der Film von Alexander Kühne die gesamte Bandbreite der musikalischen Fußballkultur – von traditionellen Vereinshymnen über kreative Fangesänge bis zum sehr speziellen Genre der singenden Kicker.
"Für mich sind Fußballlieder der pointierteste, mitreißendste, lustigste, hässlichste und zugleich peinlichste Ausdruck von Fußballverrücktheit", sagt etwa Gunnar Leue, Fan des 1. FC Union Berlin, Sport- und Kulturjournalist und Autor des Buches "You'll Never Sing Alone – Wie Musik in den Fußball kam", in dem er die Kulturgeschichte des Fußballliedes auffächert. Denn diese besteht nicht nur aus Klassikern wie "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", sondern aus zahlreichen Anekdoten und Skurrilitäten. So erschien bereits 1921 die erste hiesige Fußballplatte "Der deutsche Fußballmarsch", die nur den Auftakt einer Entwicklung bildete, zu der Gerd Müllers "Dann macht es Bumm" und Maradonas Gesangsversuche ebenso gehören wie Nina Hagens Union-Vereinshymne und Liverpools "You'll Never Walk Alone".
... und seelenlose Begleitmusik
Welche Eigenschaften eine gute Fußballhymne haben sollte, weiß Komponist Christian Wiesing, der über 100 Fußballhymnen komponiert hat und im Film seine Erfahrung teilt: Sie sollten vor allem einfach und für jeden verständlich sein. Zu Wort kommen unter anderem auch Musiker Thees Uhlmann, der seinem Verein FC St. Pauli mit "Das hier ist Fußball" eine eigene Hymne gewidmet hat, Fußballerin Emily Evels, die als Kapitänin des Zweitligisten SC Sand mehr spezielle Frauenhymnen fordert – sowie Fanclubvertreter und akademische Fußballnerds. Und die aktuelle EM-Hymne "Unholy", interpretiert von DSDS-Star Leony? Gunnar Leue glaubt nicht, dass Fans diesen von der UEFA in Auftrag gegebenen Song mitsingen werden: "Vieles, was in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurde, ist meiner Meinung nach seelenlose Begleitmusik, oder es sind pathetische Wohlfühlsongs, die kaum über die Dauer des Turniers bei den Fans hängen bleiben."
Am Mittwoch, 12. Juni, wird die Dokumentation um 1.15 Uhr auch im ZDF ausgestrahlt.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH