ARD-Talkshow

Hitzige Wortgefechte bei "Hart aber fair": Was tun gegen steigende Energiepreise?

22.03.2022, 08.08 Uhr
von Annika Schmidt
Frank Plasberg musste seine Gäste das ein oder andere Mal bremsen.
Frank Plasberg musste seine Gäste das ein oder andere Mal bremsen.  Fotoquelle: WDR/Stephan Pick

Der Krieg in der Ukraine lässt auch hierzulande die Preise steigen. Besonders die Kosten für Sprit und das Heizen gehen massiv in die Höhe. Frank Plasberg diskutierte am Montagabend in der ARD-Talkshow “Hart aber Fair” über Wege, aus dieser Preisspirale zu entkommen.

Die Atomkraft als möglichen Lösungsweg löste eine hitzige Debatte unter den Talkgästen aus. Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn schloss eine Laufzeitverlängerung einiger Kernkraftwerke nicht aus. Eine Horrorvorstellung für Claudia Kemfert. Die Energieexpertin lieferte sich einen Schlagabtausch mit dem CDU-Politiker und warnte vor diesem Schritt.

"Es gibt keine Abhängigkeit Deutschlands von Russland, schon gar nicht in Energiefragen", urteilte der ehemalige Außenminister Heiko Maas noch vor dreieinhalb Jahren. Wie falsch diese Einschätzung war, dürfte inzwischen jedem klar geworden sein. Geringverdiener, wie Frank Plasbergs Gast Susanne Holtkotte leiden besonders unter den dadurch gestiegenen Preisen. Das Mitleid mit den Menschen in der Ukraine sei groß, "aber man darf uns selber da nicht vergessen", so die Reinigungskraft, die mehr Unterstützung für Geringverdiener forderte.

Jens Spahn mit neuem Vorschlag zur Entlastung der Bürger

Aktuell verdient der Staat beim Tanken ordentlich mit. Pro Liter Super gehen ungefähr 74 Cent für die Energiesteuer und die Co2-Abgabe drauf, plus 19 Prozent Mehrwertsteuer obendrauf. Jens Spahn schlug eine Lösung wie in Schweden vor. Dabei möchte der 41-Jährige über die Energiesteuer den Liter mindestens 40 Cent günstiger machen oder dafür die Mehrwertsteuer auf 7 Prozent herabsetzen. Diesen Weg über die Mehrwertsteuer hielt Christian Lindner, der zugeschaltet wurde, für nicht machbar. Der Finanzminister begründete, dass Spahns Idee aus rechtlichen Gründen nicht durchsetzbar sei. Darauf folgte ein vehementes Kopfschütteln des CDU-Politikers. SPD-Fraktionschef und NRW-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty bezeichnete Spahns Vorschlag als "charmant", aber es würde dabei nicht die treffen, die entlastet werden müssen.

Atomkraft weiterlaufen lassen?

Zu einer leidenschaftlichen Diskussion kam es bei "Hart aber Fair", als Jens Spahn die "Lebenslüge der Debatte" über erneuerbare Energien thematisierte. Damit war gemeint, dass es für die Umstellungszeit, weg von fossilen Treibstoffen, mehr Gas als Rücksicherung benötigen würde, um eine Versorgung garantieren zu können. Spahn ging noch weiter. "Die Energiewende, so wie sie angewendet wird, wird die Abhängigkeit noch erhöhen". "Nein, das stimmt nicht", widersprach Claudia Kemfert energisch und erklärte, dass man nicht zeitgleich aus der Atomkraft und der Kohlekraft aussteigen würde, damit es nicht zu einem erhöhten Gasbedarf kommen würde. "Das wird in Ihrer Partei häufig nicht verstanden", so die Energieexpertin. Frank Plasberg wollte die Energiewende nicht zum Thema machen und bremste Kemfert und Spahn hart aus.

"Wir sollten ernsthaft prüfen, ob man die Atomkraft weiterlaufen lassen kann", warf Ulrich Reitz in die Diskussion ein und entzündete damit ein Schlagabtausch mit Claudia Kemfert, die sich absolut gegen Atomkraft aussprach. "Sie nehmen aus ideologischen Gründen ein Ding raus, weil es Ihnen nicht passt", kritisierte der "Focus"-Journalist und beflügelte damit das Wortgefecht. "Das ist ein bisschen Grundschulstreit", stoppte Plasberg letztlich auch diese Diskussion.