Schauspieler im Porträt

"Lebenslinien: Heiner Lauterbach – süchtig nach Abenteuer": Rückschau auf Karriere und Exzesse

10.04.2023, 08.00 Uhr
von Wilfried Geldner

Am 10. April wird Heiner Lauterbach 70 Jahre alt. Zum Geburtstag widmet sich die Doku-Reihe "Lebenslinien" dem turbulenten Leben des Schauspielers. Ein interessantes Porträt über Heiner Lauterbach, mit seinen Karrierehöhepunkten und seinen Exzessen. 

BR
Lebenslinien: Heiner Lauterbach – süchtig nach Abenteuer
Doku • 10.04.2023 • 22:00 Uhr

Er ist der Mann mit den zwei Leben. Heiner Lauterbach wirkt zeitlos, auch mit 70., wenn er am 10. April diesen Geburtstag feiert. Er muss sich nichts mehr beweisen: 200 Filme hat er hinter sich und im Keller seines Hauses am Starnberger See aufbewahrt. "Die guten und die schlechten", wie er sagt. Mehr gute als schlechte sicherlich. Welche schlecht waren, will er nicht verraten. Über seine Exzesse – Alkohol, Frauen, Drogen – hat er bereits 2006 ausführlich in seiner Biografie geschrieben, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Doch die ruhigen Jahre, sie brechen nicht erst mit 70 an. Lauterbach hat zwei Leben, wie sie das "Lebenslinien"-Porträt von Daniel Harrich in einer Momentaufnahme beschreibt. Im Sommer 2000 kam die Rettung in Gestalt des Models Viktoria Skaf. Er wurde abstinent, sie änderte sein Leben. Über Nacht ging das freilich nicht, sagt Viktoria im Film, der den Titel "Heiner Lauterbach – süchtig nach Abenteuer" trägt.

Ein Leben voller Abenteuerlust und innerer Unruhe

"Lange war mein Leben geprägt von Abenteuerlust und innerer Unruhe. Aber ich habe mich gewandelt und habe heute das Gefühl: Ich habe nichts versäumt", sagt Lauterbach. Der Charakterkopf mit dem kahlen Schädel wirkt wie eh und je, die Augen blitzen. Dass er Schauspieler werden wollte, wusste er schon früh, es war sein Traum. In der Schule hatte er nicht die besten Noten. Der Vater, Mitinhaber einer großen Sanitär- und Heizungsfirma, wollte ihn als Nachfolger sehen. Die Eltern trennten sich, er kam ins Internat. Einmal immerhin empfand er Glück dort, da wurde er am Ende des Schuljahres für "besondere Leistungen im Laienspiel" ausgezeichnet. Der Vater, der ihn abholte, war endlich einmal stolz auf ihn. Ihm wollte Heiner bis zu seinem Tod gefallen, die fehlende Anerkennung schmerzte ihn zeitlebens.

"Ich möchte nicht, dass da mal 'Heiner Lauterbach' und in Klammern 'Männer' steht", sagt er. "Männer" von Doris Dörrie war 1985 sein Durchbruch zusammen mit Uwe Ochsenknecht, beide als konkurrierendes Männerpaar. Als Werbemanager Julius stellt er fest, dass ihn seine Frau mit einem Althippie (Ochsenknecht) hintergeht. Er zieht in dessen WG ein und dreht ihn dann zum braven Bürger um. "Männer" war die Erfolgskomödie der 80er-Jahre. "Mei, war der Uwe da noch jung!", bemerkt Lauterbach angesichts eines Ausschnitts nun, nicht ohne nachzuschieben, der Uwe sehe heute ja doch viel älter aus als er selbst. Die Fortsetzung des Macho-Duells kommt nach Jahrzehnten. Ein neuer "Männer"-Film wurde immer wieder geplant, doch reichte es dann in Anspielung darauf nur zu einem Edeka-Spot mit den beiden. Aber es gab andere Kooperationen unter Freunden, wie für die ARD-Komödie "Ihr letzter Wille kann mich mal!" (2019).

Viktoria änderte Heiner Lauterbachs Leben

Nach einer Schauspielausbildung in Köln und einigen Bühnenengagements war Lauterbach Mitte der 70-er nach München gekommen, in die "deutsche Filmstadt", wie er sagt. Doch zu mehr als zu Rollen in Softpornos wie dem "Mädchenreport" oder kleinsten Rollen in Krimis wie "Derrick" reichte es erst mal nicht. Da blieb viel Zeit für Frauen, Sex und Alkohol und tagelanges Fußballspiel im Schwabinger Ungererbad. Man stilisierte sich zum Alain Delon aus dem "eiskalten Engel" hoch, so erinnert sich Michael Roll – für ihn wurde Lauterbach zum Bruder und Vaterersatz.

Nach der Ehe mit Katja Flint stürzte sich Lauterbach in die Arbeit. "Eurocops", 24 Folgen "Faust" als verdeckter Ermittler. Er drehte viel – und durchtrank die Nächte. Dass er aber morgens zwei Flaschen Wodka kippte, um vor dem Dreh wieder fit zu werden, dieser Version des damaligen Maskenbildners widerspricht der Schauspieler, der heute vor allem seriöse Charakterrollen spielt – Ärzte, Staatsanwälte, Familienväter – dann doch vehement, geradezu beleidigt. Zweimal kam Lauterbach auf die Intensivstation, mit Verdacht auf Herzinfarkt.

Viktoria, seine heutige Frau, mit der er inzwischen zwei erwachsene Kinder hat, brachte die Rettung, als man schon um sein Leben zu fürchten begann. Das 20 Jahre jüngere Model entdeckte die "unglaublich warme Seite" an ihm, gemeinsam beschlossen sie, sein Leben zu ändern. "Es war ein langer Prozess", erinnert sich Viktoria. Er schaffte es Dank seines "unglaublich starken Willens", sagt Wolfgang, genannt "die Eiche", ein alter Freund aus Kölner Zeiten. Noch heute fährt Lauterbach zu jedem wichtigen Spiel "seines" FC Köln in seine frühere Heimat. "Es wäre viel einfacher gewesen, Bayern-Fan zu sein", so sagt er, "und gesünder für mein Herz". Wohl wahr.

Unlängst sprach er sich vehement gegen Olympia in Peking und die WM in Katar aus. Der Rückblick auf das eigene Leben wirkt hingegen eher sanft. Mal singend zur Gitarre, mal klimpernd am Klavier resümiert Heiner Lauterbach echt und ungespielt. "Ich bin gelassen geworden mit der festen Überzeugung, dass ich nichts verpasst habe." Als wäre das alles schon vorbei, die Karriere und das Leben. Dabei steht er ja ganz offensichtlich gerade erst mittendrin.

Lebenslinien: Heiner Lauterbach – süchtig nach Abenteuer – Mo. 10.04. – BR: 22.00 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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