Janosch Dahmen

Eine Million Long-Covid-Patienten – Grünen-Gesundheitsexperte warnt

26.07.2021, 13.04 Uhr

Welche Auswirkung hat die Delta-Variante auf die Menschen in Deutschland? Janosch Dahmen, Gesundheitsexperte der Grünen, warnt! Innerhalb eines Jahres könnte es eine Million Long-Covid-Patienten geben. Dies sei "überhaupt nicht zu rechtfertigen".

Während sich die Delta-Variante des Coronavirus immer schneller in Deutschland ausbreitet, verliert die Impfkampagne an Tempo. Welche Auswirkungen könnte dies für die Gesellschaft haben? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Gesundheitsexperte der Grünen, Janosch Dahmen, im ntv-"Frühstart" am Montag.

Sollte der R-Wert weiter so hoch bleiben, wie er jetzt schon ist, gebe es laut Dahmen in einem Jahr nur noch zwei Gruppen von Menschen in Deutschland: diejenigen, die geimpft sind, und diejenigen, die mit Corona infiziert worden seien. Dahmen wurde deutlich: "Das würde bedeuten, dass wir im Anteil der Erkrankten über eine Million Menschen hätten, die auch an Long-Covid-Folgen leiden. Das wäre in meinen Augen überhaupt nicht zu rechtfertigen." Nach Auffassung des Mediziners und Bundestagsmitglieds bräuchte es eine Impfquote von über 80 Prozent, um dieses Szenario zu verhindern.

Ministerpräsident Kretschmann kann Impfpflicht "nicht ausschließen"

Doch wie lässt sich die Impfmüdigkeit der Deutschen bekämpfen? Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) hatte kürzlich in einem Interview gesagt, er könne eine Impfpflicht auf längere Sicht nicht ausschließen.

Dahmen teilte diese Meinung, wies allerdings auf ein Detail hin: "Der Ministerpräsident ist ja gefragt worden, ob er sich unter allen Umständen für immer sicher sei, dass keine Impfpflicht kommt, und er hat darauf geantwortet: Nein, das kann er nicht ausschließen." Man wisse schlicht nicht, ob sich in Zukunft nicht noch gefährlichere Varianten des Coronavirus entwickelten, die so etwas notwendig machten. Es sei unredlich, in der Politik Dinge auszuschließen für Szenarien, die man noch gar nicht absehen könne.

Eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen hält der Grünen-Politiker unter den aktuellen Umständen für unnötig. Denn gerade in infektionsgefährdeten Berufsgruppen sei die Impfquote schon jetzt sehr hoch. Die Debatte lenke ab: "Wir haben viel größere Potenziale in anderen Bereichen, die Impfquote noch zu steigern, und darauf muss im Moment der Fokus liegen."

Dahmen ist überzeugt, dass Teile der Bevölkerung sich nur deshalb nicht impfen ließen, weil sie einen festen Termin zu einer festen Uhrzeit nicht einhalten könnten. Deshalb forderte er: "Wir müssen aufhören, zu versuchen, die Menschen planwirtschaftlich zum Impfstoff zu bringen, sondern den Impfstoff zu den Menschen."

Des Weiteren schlug das Mitglied des Gesundheitsausschusses vor, die Corona-Warn-App weiterzuentwickeln: Wann immer ein Impftermin in der Nähe frei werde, sollten die Menschen darüber informiert werden. Zuletzt sprach sich Dahmen für die Lieferung von Einzeldosen aus Apotheken an Hausärzte aus. Dann wären viele Praxen imstande, täglich zu impfen und nicht nur ein- oder zweimal pro Woche.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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