Drama-Serie in sechs Folgen

"Plötzlich alles anders": Wenn der Terror ganz nah kommt

27.04.2023, 09.24 Uhr
von Marina Birner

Die sechs Folgen der Drama-Serie "Plötzlich alles anders" zeigt, wie das Leben vieler Menschen sich von einem auf den nächsten Augenblick verändert. Es ist ein Terroranschlag, zwei Bomben explodieren. Die bewegende Reihe bei ARTE erinnert an den Terror vom 22. März 2016 am Brüsseler Flughafen.

ARTE
Plötzlich alles anders
Drama • 27.04.2023 • 21:50 Uhr

Madrid 2004, London 2005, Paris 2015 ... – Die Liste der Terroranschläge, die sich seit 9/11 ereignet haben, ist lang. Auch, als der Terror am 22. März 2016 in Brüssel um sich griff, hielt die Welt den Atem an. Dieses Mal war der Flughafen das Ziel der Attentäter. Damals wurden 32 Menschen getötet, Hunderte verletzt. Die Regisseurinnen Nathalie Basteyns, Ibbe Daniëls und Kaat Beels machten sich daran, die Geschehnisse in einer sechsteiligen Serie aufzuarbeiten und die Nachwehen, mit denen es sowohl Überlebende als auch die Angehörigen der Opfer bis heute zu tun haben, zu skizzieren. ARTE zeigt das Drama, das in der offiziellen Auswahl beim Serielizados Fest Barcelona 2022 war, nun mit allen Episoden erstmals im Free-TV. Einem spannenden Serienmarathon steht damit nichts mehr im Wege.

Hautnah erschütternde Schicksale

Gleich in den ersten Minuten der Auftaktfolge explodieren zwei Sprengsätze in der Abflughalle des Airports. Samira (Lara Chedraoui) hat Glück und überlebt, sie kann sogar helfen, andere aus den Trümmern zu befreien. Damit beginnt ihre bewegende Geschichte. Verliert sich die Polizistin im Rahmen der Krisenbewältigung selbst? Wo beginnt Solidarität, und wo hört diese auf? Das ist eine der großen Fragen, die in dieser durchaus packenden Serie dekliniert werden.

Samira wird mit der Aufgabe betraut, das Gepäck an die Angehörigen der Opfer oder die Überlebenden zu verteilen. So lernt sie verschiedene Menschen kennen, gerät in längst vergessene Familienstreitigkeiten hinein und erfährt hautnah erschütternde Schicksale – obwohl sie selbst mit einem Trauma zu kämpfen hat. Denn zum Zeitpunkt der Explosion am Flughafen war die Polizistin mit marokkanischen Wurzeln schwanger. Die Betreuung der Geschädigten verlangt ihr alles ab. Auch das Flughafen- und betreuende Hilfspersonal ist zunächst heillos überarbeitet. Jeder geht an seine Grenzen. Die eine schläft nicht mehr seit dem 22. März, der andere raucht seit dem Inferno Kette. Jeder versucht, auf seine eigene Art damit fertig zu werden.

Eine schwere, emotionale Reise

Als Samira einer kongolesischen Frau und ihrer Tochter dabei helfen will, den Rucksack des verstorbenen Familienvaters zu finden, um ihn seiner Familie zurückzugeben, wird sie obendrein auch noch mit Rassismus konfrontiert. Die Eltern des getöteten Mannes distanzierten sich vor langer Zeit von den "Ausländern". Der Originaltitel "Lost Luggage" (zu Deutsch: verlorenes Gepäck) wird zur Analogie für den Verlust, den viele Menschen erlitten haben – sei er materieller oder emotionaler Natur. Das Gepäck wird zum Symbol der Toten.

Eine durchweg eher unruhige, flirrende Kameraführung wird zum Mittel, um innere Zerrissenheit, die Nachwehen der Bomben oder ein ins Stolpern geratenes Leben zu versinnbildlichen. Drehbuchautorin Tiny Bertels lässt die Protagonisten eine schwere, emotionale Reise antreten. Und das spüren die Zuschauer.

Zu den Anschlägen bekannte sich laut einer ihr nahestehenden sogenannten Nachrichtenagentur die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS). Am Morgen des 22. März 2016 sprengten sich zwei Terroristen am Flughafen Brüssel-Zaventem und ein weiterer in der Brüsseler Innenstadt im U-Bahnhof Maalbeek/Maelbeek in die Luft. Nach offiziellen Angaben kamen 32 Menschen aus 22 Ländern ums Leben, dazu drei der Attentäter, und mehr als 300 wurden verletzt.

Plötzlich alles anders – Do. 27.04. – ARTE: 21.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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